Es war eine Rede (siehe Videoaufnahme), die Geschichte schreiben wird – nicht wegen ihres Inhalts, sondern wegen ihres Tons. Pete Hegseth, Trumps Kriegsminister, vor Vertretern der Rüstungsindustrie im National War College in Washington, sah in die Menge aus Generälen, Lobbyisten und Rüstungsvorständen – und sprach den Satz, der wie ein Schock durch die Hallen ging: „Wir bereiten uns nicht auf eine Phase des Friedens vor; wir versetzen das Pentagon und die Rüstungsindustrie in einen tatsächlichen Kriegszustand.“ Dann folgte der Nachsatz, der jedes Mikro zum Brennglas machte: „Der Moment fühlt sich an wie 1939 – oder, so hoffe ich, wie 1981. Feinde sammeln sich, und die Bedrohungen nehmen zu. Ihr spürt es. Und ich spüre es.“
Es war keine rhetorische Entgleisung. Es war eine Ansage. Die offizielle Linie des US-Verteidigungsministeriums, wie sie Hegseth an diesem Tag vortrug, bedeutete nichts anderes als die öffentliche Mobilmachung einer Weltmacht, die längst nicht mehr von Abschreckung spricht, sondern von Bereitschaft – zur Eskalation, zur militärischen Vorherrschaft, zur Rückkehr des Kriegs als Normalzustand.
„Wir verschieben die Grenzen der Friedenswirtschaft“, sagte Hegseth sinngemäß weiter, „wir bauen um, wir beschleunigen, wir priorisieren.“ Kein Wort von Diplomatie, kein Wort von Verhandlung, kein Wort von Deeskalation. Stattdessen das Versprechen, die amerikanische Rüstungsbasis „wiederzubeleben“ und die militärische Produktion auf Dauerbetrieb zu stellen. Das Pentagon werde nicht länger auf die Genehmigung politischer Prozesse warten, sondern eigenständig handeln.
Im Saal saßen Vertreter von Lockheed Martin, Raytheon, Boeing, Northrop Grumman, General Dynamics – die fünf Säulen des amerikanischen Waffenkomplexes. Man sah zustimmendes Nicken, vereinzeltes Lächeln. Hegseth sprach ihre Sprache. Es war, als ob sich ein Schleier gelüftet hätte: keine Tarifierung, keine bürokratischen Floskeln, sondern pure Machtpolitik, roh und ohne Scham. Der Verweis auf 1939 – auf den Beginn des Zweiten Weltkriegs – war kein Zufall. Er war bewusst gesetzt, eine historische Markierung. Hegseth stilisierte die Gegenwart als Zeitenwende, als existenzielle Konfrontation. Doch wer 1939 zitiert, spielt mit einem Symbol des moralischen Abgrunds. Wer die eigene Nation in denselben Atemzug mit jenem Jahr stellt, in dem der globale Faschismus seine tödlichste Form annahm, der weiß, was er tut.
Die zweite Jahreszahl, 1981, wirkte auf den ersten Blick harmloser, war aber kaum weniger gefährlich. Sie stand für Ronald Reagan, für den Beginn der systematischen Aufrüstung, für das Ende jedes Gleichgewichts im Kalten Krieg. Hegseth beschwor diese Ära mit einem Unterton, der kaum zu überhören war – als Sehnsucht nach Größe, nach Macht, nach Dominanz. Dass dieser Mann heute über die militärische Zukunft der Vereinigten Staaten entscheidet, ist kein Betriebsunfall. Es ist das Ergebnis einer politischen Strategie, die auf die Militarisierung des Denkens setzt. Trump hat ihn nicht zufällig ernannt, sondern genau deshalb: weil Hegseth den Krieg nicht als Ausnahme, sondern als Ziel begreift.
Seit Wochen kursieren im Pentagon interne Memos, in denen von einer „Neuordnung der Verteidigungsstruktur“ die Rede ist. Gemeint ist: mehr Autonomie für das Militär, weniger Kontrolle durch den Kongress, mehr Verflechtung zwischen privaten Herstellern und staatlichen Aufträgen. Kurz: eine Rüstungswirtschaft, die auf Dauer gestellt wird. Hegseth hat das jetzt ausgesprochen – ohne Deckmantel, ohne Umweg, ohne den Versuch, es diplomatisch zu verpacken. Seine Worte markieren einen Wendepunkt: den Übergang von der Friedenssimulation zur offenen Kriegswirtschaft.
Seine Worte sind mehr als martialische Rhetorik. Sie sind ein Signal an die Welt – und an die Märkte. Wenn das Pentagon seine Lieferketten umstellt, wenn Milliardenaufträge in Bewegung gesetzt werden, wenn ganze Industriezweige von ziviler auf militärische Produktion umschalten, dann ist das keine bloße Strategieanpassung. Es ist ein Systemwandel. Der Vergleich mit 1939 ist nicht nur geschmacklos. Er ist entlarvend. Denn damals waren es jene, die glaubten, den Krieg beherrschen zu können, die ihn entfesselten. Heute stehen Männer wie Hegseth auf der Bühne, sprechen vom Frieden, indem sie ihn für unmöglich erklären. Und wieder applaudieren die falschen Leute.
Amerika hat schon viele Kriege geführt. Doch selten war das Land seinem inneren Krieg so nah wie jetzt – dem zwischen Verantwortung und Größenwahn.
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Mir wird grad unsere kleine, blaue Kugel zu eng – das ist mir alles viel zu nah 😳
….du, hegseth ist eine witzfigur, intern im pentagon ist er vielfach verhasst und jeder fehler oder ungeschickte aussagen werden als „fox´s trick“ bezeichnet, als anspielung auf seine herkunft vom sender FOX
Ist nur schlecht, dass die alle wirken, wie aus einem Nazi-Comic. Aber ich habe mich wieder etwas beruhigt und überlege, was für ein Partisanenanzug zu einer 64-jährigen Oma passen könnte 😉.
Das Schlimme ist einfach, dass ich nicht den Hauch einer Hoffnung habe, dass uns unsere jetzige Regierung vor solchen Entwicklungen schützt.
Ich bin gerade fassungslos, regelrecht erstarrt.
Wie 1939?
Als Hitler den 2. Weltkrieg entfesselte.
Einen Krieg um seine grenzenlose Machtgier, seinen fanatischen Faschismus und seinem Judenhass freien Lauf zu lassen.
Wenn man Hegseths Worte hört, ist eines klar.
Die USA will Land und zressourcen erbeuten.
Venezuela, Kolumbien.
Mit Argentinien gibt es (noch) eine Allianz.
Nun macht die Zahlung von 20 Milliarden Sinn.
Kanada muss sich warm anziehen.
Und Europa?
Für Trump und Putin ist schon lange klar, dass Putin sich Europa schnappen kann.
Weder Trump noch China werden eingreifen.
China kann sich im asiatischen Raum bedienen.
Auch da wird keiner eingreifen.
Ich weiß nicht, wie man dagegen noch ankommen kann.
Wir haben dem militärisch nichts entgegen zu setzen.
Politisch ist die EU viel zu selbstgefällig und schwerfällig.
…es ist sehr, sehr schwach, wie „feige“ sich die EU verhält dazu
How can it be that the military does not arrest him this very moment? They all breaking their oath on the constitution.
that`s a good and legitimate question …