Donald Trump, 79, hat ein neues Talent entdeckt: Unsichtbarkeit. Nicht seine eigene, sondern die der Frauen um ihn herum. Seit er in die Politik gegangen sei, erklärt er, erwähne er das Aussehen von Frauen nie mehr. Nie. Nicht einmal dann, wenn „die schönste Frau der Welt direkt vorbeilaufe“. Dann schaue er nicht einmal hin. Ein Mann mit Tunnelblick – nur leider führt der Tunnel direkt ins eigene Archiv. Die Behauptung fällt ungefähr in die Kategorie „Ich trinke keinen Alkohol mehr, seit ich Whisky erfunden habe“. Trumps politische Karriere ist gespickt mit Kommentaren über Frisuren, Gesichter, Körper, Alter und Attraktivität von Frauen, meist verpackt als Spott, oft als Angriff, nie als Zufall. Wer das alles vergessen haben will, leidet entweder an selektiver Amnesie oder an einer sehr kreativen Vorstellung von Wahrheit.
Dass er ausgerechnet vor irritierten Anhängern erklärt, er sehe Frauen nicht mehr an, wirkt weniger wie Selbstkontrolle als wie unfreiwillige Komik. Der Mann, der seit Jahrzehnten alles kommentiert, was nicht bei drei auf dem Golfplatz ist, will plötzlich der Asket der Gleichberechtigung sein. Kein Blick, kein Wort, kein Urteil. Man muss sich das bildlich vorstellen: Trump im Raum, Frauen gehen vorbei, und er starrt diszipliniert ins Nichts. Ein Monument der Selbstverleugnung.
„Ich bin ein sehr ästhetischer Mensch, glauben Sie mir – aber nicht mehr, wenn es um Frauen geht. Früher habe ich sie schön genannt, aber heute ist mir egal, wie sie aussehen. Seit ich in der Politik bin, erwähne ich das Aussehen nie. Die umwerfendste Frau könnte vorbeigehen, und ich würde nicht einmal hinschauen, denn in der Politik wäre das politischer Selbstmord.“
Vielleicht meint er mit „nicht mehr erwähnen“ auch einfach „nicht mehr merken“. Oder er hält Schweigen für Fortschritt, solange es laut genug verkündet wird. Sicher ist nur: Wenn jemand betont, was er angeblich nie tut, tut er es meistens besonders gern. Und wenn Trump sagt, er schaut nicht hin, sollte man sicherheitshalber die Kameras überprüfen. Am Ende bleibt eine Erkenntnis: Manche Aussagen sind so offensichtlich falsch, dass sie keine Widerlegung brauchen. Sie stehen da wie ein Spiegel, in den niemand schauen will – am wenigsten der, der ihn gerade aufgestellt hat.
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