Trumps Regierung hat die Grenze zwischen Politik und Profit gelöscht. Der Staat wird zur Dienstleistung für seine Spender. Die Tump-Administration bis Ende Oktober 2025 insgesamt 204 Ermittlungs- und Vollstreckungsverfahren gegen Großunternehmen eingestellt, ausgesetzt oder ohne Begründung beendet. Anfang 2025 waren es 126 Fälle (Stand Public Citizen März 2025) – die Zahl hat sich in sieben Monaten nahezu verdoppelt.
Von den betroffenen Firmen hatten 71 Konzerne, das ergaben Recherchen, bereits zur Amtseinführung gespendet. Ihre Gesamtsumme liegt bei 64,3 Millionen Dollar– eine Steigerung um rund 12 Prozent gegenüber den ursprünglich gemeldeten 57 Millionen. Zum Vergleich: Obama 2009 53 Millionen (Stand FEC-Archiv 2009), Biden 2021 62 Millionen (Stand FEC-Archiv 2021), Trump 2025 239 Millionen (Stand Federal Election Records Juli 2025), davon 153 Millionen aus Unternehmensquellen (Stand Inaugural Fund Disclosure Aug 2025).
Unter den Begünstigten: Bank of America, Capital One, JPMorgan und Walmart (Stand Consumer Finance Bureau Sept 2025) – ihre Verfahren wegen unlauterer Kreditpraktiken wurden bereits im Sommer 2025 gelöscht. Coinbase, Crypto.com, Kraken und Ripple (Stand SEC Enforcement Data Okt 2025) – die Klagen wegen Wertpapierverstößen sind eingestellt. CoreCivic und GEO Group (Stand DOJ Corrections Division Sept 2025) – Verfahren zu Zwangsarbeit und Misshandlung ausgesetzt. Cognizant, Pfizer und Toyota (Stand FCPA Enforcement Database Okt 2025) – Korruptionsermittlungen geschlossen. Weitere Recherchen zeigen, dass auch große Spender wie Amazon, Apple, Boeing, FedEx, Goldman Sachs, Google, Johnson & Johnson, Nvidia und Pilgrim’s Pride (Stand 1. November 2025) inzwischen keine aktive Aufsicht mehr spüren. Ebenfalls ergaben Recherchen, dass bis August 2025 über 170 Fusionen ohne vertiefte Kartellprüfung genehmigt wurden
Die Environmental Protection Agency (EPA), die oberste Umweltaufsicht der USA, hat das Verfahren gegen den privaten Gefängnisbetreiber GEO Group im Juni 2025 zurückgezogen; bis Ende Oktober 2025 wurde es nicht wieder aufgenommen (Stand: November 2025). Offiziell wurde kein detailliertes Begründungsschreiben veröffentlicht. Da es keine öffentlich zugänglichen internen Memos gibt, die politischen Druck aus dem Heimatschutzministerium belegen, formuliere es so: „Die Environmental Protection Agency (EPA) – zuständig für die Durchsetzung von Umwelt- und Gesundheitsstandards – zog ihr Verfahren gegen GEO Group im Juni 2025 zurück; bis Ende Oktober blieb der Fall geschlossen (Stand: Oktober 2025). Interne Einflussnahmen wurden von ehemaligen Mitarbeitern angedeutet, öffentlich zugängliche Dokumente, die politischen Druck belegen, liegen jedoch nicht vor.“ „Parallel dazu schrumpfte im Justizministerium die Einheit zur Durchsetzung des Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) von rund 32 auf etwa 15 Staatsanwälte; eine offizielle Aufstockung bis Ende Oktober 2025 ist nicht dokumentiert.“
Nur drei größere Fälle laufen noch: die Kartellklagen gegen Google und Meta (Stand DOJ Antitrust Division Nov 2025), die FTC-Klage gegen Uber (Stand FTC Case List Okt 2025) und die Strafzahlung von 202 Millionen Dollar durch Gilead Pharmaceuticals (Stand DOJ Settlement Database Aug 2025). Alles Altverfahren – keine neuen seit Januar. Wie diese enden werden, dürfte jedem klar sein. Trumps Regierung nennt das „wirtschaftliche Entlastung“. Tatsächlich ist es die Entwaffnung des Rechts. Die Zahl der Vollzeitprüfer in Bundesbehörden sank um 37 Prozent (Stand OPM Employment Report Sept 2025). Interne Prüfstellen der EPA wurden in 14 von 50 Bundesstaaten geschlossen (Stand GAO Audit Okt 2025).
Wenn das Gesetz nur noch für jene gilt, die es nicht kaufen können, ist die Demokratie bereits verpfändet. „Corporations First“ ist kein Slogan mehr, sondern Regierungsprinzip – und sein Preis steht in Dollar dahinter.
Und was hat das mit Deutschland zu tun?
Mehr, als jeder deutsche Bürger ahnt. Wenn in den USA Konzerne von Kontrolle befreit und Verfahren eingestellt werden, trifft das hier nicht nur die Moral, sondern den Alltag. Die Folgen sind messbar: billigere US-Importe, härterer Preisdruck auf heimische Betriebe, sinkende Löhne, schwindende Steuereinnahmen. Wenn amerikanische Unternehmen Produktionskosten sparen, weil sie keine Umweltstandards oder Arbeitsvorschriften einhalten müssen, verkaufen sie ihre Produkte billiger – auch auf europäischen Märkten. Die Konkurrenz zwingt deutsche Unternehmen, Preise zu senken, oft auf Kosten von Personal, Ausbildung und Tarifbindung. Das trifft direkt deutsche Arbeitsplätze – nicht spektakulär, sondern schleichend, in Werkshallen, Logistikzentren, Zulieferbetrieben.
Hinzu kommt die Autokrise, die längst keine amerikanische Angelegenheit mehr ist. Trumps Zölle, seine Abkehr von internationalen Umweltstandards und der Rückzug aus Handelsabkommen haben die globale Fahrzeugproduktion ins Wanken gebracht. Die USA produzieren Autos, die in Europa keine Zulassung bekommen, während europäische Hersteller wegen US-Strafzöllen Absatz verlieren. Seit Jahresbeginn ist der Export deutscher Fahrzeuge in die Vereinigten Staaten um mehr als 20 Prozent eingebrochen. Gleichzeitig überschwemmen amerikanische Hersteller Drittstaatenmärkte mit subventionierten Fahrzeugen, die in den USA niemand mehr kauft. Das drückt weltweit die Preise und reißt Lücken in deutsche Lieferketten. Jeder entlassene Arbeiter in Kentucky oder Detroit zieht eine Spur bis nach Wolfsburg, Stuttgart oder München. Die Krise, die Trump als nationalen Kraftakt verkauft, trifft den deutschen Arbeitsmarkt ins Herz.
Auch der Geldbeutel des Verbrauchers bleibt nicht verschont. Kurzfristig mögen Dumpingpreise gut aussehen, doch sie zerstören die Grundlage fairer Märkte. Wenn sich die billigeren, unregulierten Produkte durchsetzen, verschwindet Qualität, und die soziale Rechnung kommt später – in Form von Subventionen, Arbeitslosigkeit und höheren Steuern, um die Folgen auszugleichen. Und das vielleicht gefährlichste: Der politische Nachahmungseffekt. Wenn Trump beweist, dass man den Staat zugunsten seiner Spender umbauen kann, werden deutsche Lobbyverbände dieselbe Sprache sprechen. Sie reden schon jetzt von „Überregulierung“ und „Standortdruck“. Was in den USA als Deregulierung beginnt, endet hier als Angriff auf Arbeitnehmerrechte, Umweltstandards und Kontrolle.
„Corporations First“ ist also kein amerikanisches Phänomen. Es ist ein wirtschaftliches Modell, das längst deutsche Realitäten formt – an der Tankstelle, auf dem Lohnzettel, in den Kommunen, die kein Geld mehr für öffentliche Aufgaben haben. Es betrifft jeden, der arbeitet, zahlt oder einfach nur lebt.
Was die AfD mit Trumps Amerika verbindet
Wer in Deutschland die AfD wählt, wählt kein Zeichen des Protests, sondern ein politisches Modell, das in den Vereinigten Staaten längst Wirklichkeit ist – mit all seinen Folgen. Unter Trump wurde sichtbar, was passiert, wenn Ideologie die Wirtschaft ersetzt: Umweltauflagen fallen, Arbeitnehmerrechte werden geschwächt, Konzerne erhalten Steuererleichterungen, Millionen verlieren ihre Arbeit. Genau dieses Prinzip verkauft die AfD als „Freiheit“. Sie spricht von Bürokratieabbau und meint Deregulierung. Sie ruft nach nationaler Selbstbestimmung und betreibt die Demontage gemeinsamer Verantwortung.
Auch ohne Regierungsbeteiligung richtet sie Schaden an. Ihre Anträge blockieren Ausschüsse, ihre Reden verschieben Debatten, ihre Rhetorik vergiftet den parlamentarischen Alltag. Das Muster ist bekannt: Blockieren, verzögern, sabotieren – und dann den Stillstand dem System anlasten. Es ist dieselbe Methode, mit der Trump Institutionen ausgehöhlt und Vertrauen zerstört hat. Wirtschaftlich bedeutet das Stillstand, nicht Aufbruch. Wer ständig Chaos erzeugt, vertreibt Investitionen. Firmen, die auf Planung, Rechtssicherheit und internationale Zusammenarbeit angewiesen sind, halten sich zurück. Die AfD nennt das „Schutz der nationalen Interessen“, doch in Wahrheit ist es der Anfang des wirtschaftlichen Rückzugs.
Wer AfD bei den nächsten Landtagswahlen wählt, stimmt also nicht gegen „die da oben“, sondern für eine Politik, die Konzernen nutzt, Arbeitnehmer schwächt und Konflikte zur Regierungsform erhebt. Ihre Programme klingen nach Protest, sind aber wirtschaftlich Gift: Streichungen bei Fördermitteln, Kürzungen bei öffentlicher Daseinsvorsorge, Abkehr von Klimaschutz und Energiemodernisierung. Genau die Regionen, die auf Investitionen und staatliche Unterstützung angewiesen sind, würden am härtesten getroffen. Es wird hart, kalt und teuer. Eine Regierung, die auf Wut anstatt auf Verantwortung setzt, lässt nicht wachsen, sie lässt verfallen. Wer jetzt glaubt, es könne ihm egal sein, wird es auf der Stromrechnung, im Busfahrplan und im Wartezimmer merken. Es ist derselbe Weg, den Amerika bereits gegangen ist – und der auch in Deutschland in denselben Abgrund führen würde: wirtschaftlich, moralisch, gesellschaftlich.
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😡😢 mehr fällt mir nicht ein.
Leider begreifen die Blaunen die Tragweite bicht.
Gegen die Elite, gegen das Establishment …. es ist eine Wahl gegen Menschlichkeit, gegen die Umwelt, gegen das Volk. Aber für die wenigen Reichen.
Leider ist Europa viel zu träge um adäqust darauf zu reagieren.
So werden billige US-Waren Europa „fluten“ und die hemisphere Wirtschaft wird überall leiden.
Dann kommen auch hier schnell die Stimmen „das wir um Wettbewerbsfähig zu bleiben, unsere Auflagen etc auch runterfahren müssen“