Der Präsident, der dringend loslassen will – Trumps Epstein-Memo, Pam Bondi und das schmutzige Spiel der Schuldzuweisungen

VonRainer Hofmann

Juli 15, 2025

Es hätte ein Befreiungsschlag sein sollen. Ein kurzes Memo, zwei Seiten, veröffentlicht von Trumps Justizministerium am 7. Juli 2025 – ein offizielles Dementi, nüchtern und final: Es gebe keine sogenannte „Epstein-Kundenliste“, keine geheimen Dokumente, keine versteckten Namen. Doch was als Schlussstrich gedacht war, wurde zum Startschuss für eine neue Eskalation. Denn innerhalb weniger Tage entlud sich der Zorn der MAGA-Bewegung nicht gegen politische Gegner – sondern gegen Trump selbst. Und der reagierte, wie man es von ihm kennt: mit einer wütenden Tirade, die alte Feindbilder reaktivierte und neue Schuldige benannte.

„Diese ganze verdammte Sache wurde von Obama geschrieben! Crooked Hillary hat es abgesegnet, Sleepy Joe wusste alles – und Pam wird hier reingezogen, obwohl sie nichts damit zu tun hat!“, polterte Trump in einem Truth-Social-Post, der länger als eine Seite war und sich wie ein innerer Zusammenbruch in Echtzeit las. Die Empörung galt vor allem einem Punkt: dass seine treue Verbündete, Justizministerin Pam Bondi, von der eigenen Basis attackiert wurde – als vermeintliche Vertuscherin, als Teil eines angeblichen „Deep State“-Deals, der Epstein-Akten verschweigen soll. Für Trump war das nicht nur politisch gefährlich. Es war persönlich.

Denn Bondi, seit Jahren Teil seines inneren Kreises, hatte sich auf sein Geheiß hin der Sache angenommen – und musste nun den Sturm ausbaden, den das Memo entfesselte. In einem bezeichnenden Bild, das am 5. Juni aufgenommen wurde, saß sie noch neben dem Präsidenten, beide hinter Mikrofonen, professionell, entschlossen. Nun steht sie im Zentrum eines rechten Shitstorms, befeuert von Verschwörungsideologen, Influencern wie Dan Bongino, immerhin aktuell stellvertretender FBI-Chef. Laura Loomer und Telegram-Kanälen, die eine Wahrheit erzwingen wollen, die es nie gab. Und Trump? Statt sich vom Unsinn zu distanzieren, tut er, was er immer tut: Er klagt die Vergangenheit an – und verliert dabei die Kontrolle über die Gegenwart. Die Absurdität dieser Entwicklung: Ein Präsident, der seine eigene Basis anfleht, endlich mit dem Thema Epstein abzuschließen. Eine Ministerin, die sich verteidigen muss, obwohl sie nur ihre Pflicht getan hat. Und eine Öffentlichkeit, die sich immer weiter in der Logik des Misstrauens verliert. Am Ende bleibt ein Bild zurück, das tief blicken lässt: Wenn selbst Trump nicht mehr genügt, um die Geister zu besänftigen, die er selbst gerufen hat – wer dann. Die Jagd ist eröffnet.

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Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Popcorn, viel Popcorn.

Sollte der Geist von Epstein die Wende bringen?
Lässt er Bondi fallen um selber gut dazustehen?
Oder Vereinigten sich MAGA wieder hinter ihm?

Carola Richter
Carola Richter
3 Monate zuvor

Eppstein ist 6 Jahre tot. Vor ca. 3 Jahren wurde verkündet RandyAnndy brauche sich wegen des Epsteinprozesses keine Sorgen mehr zu machen. Dennoch hat Queen Elisabeth II. Ihrem Sohn Andrew verboten, zukünftig Uniform zu tragen und ihn von Repräsentationsaufgaben entbunden, um es mal vornehm auszudrücken. Wer da mit drin steckt und worin?
Ich wünsche mir insbesondere bei Missbrauch von Kinder immer Verurteilungen, viel wichtiger noch Prävention. Wenn aber einmal Verschlusssachen angelegt sind… und in jeder Ermittlung eine Krähe der anderen…
Solange keiner auspackt und Kronzeuge wird, passiert da nichts. Vielleicht bringt Musk noch mal was ins Rollen. Denn verletzte männliche Eitelkeit und ein dickes Scheckbuch sind nicht zu unterschätzen.

Christiane Bohrmeyer
Christiane Bohrmeyer
3 Monate zuvor

Ich bin gespannt wie und ob das alles noch aufgeklärt wird. Wohl kaum über die Behörden .

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