Friedensfarce Ukraine

VonRainer Hofmann

Mai 20, 2025

Trump tanzt nach Putins Melodie.

Ein Telefonat, pompös angekündigt wie ein diplomatisches Großereignis, endete in genau jener Absurdität, die inzwischen zum Markenzeichen von Donald Trumps Präsidentschaft geworden ist: eine groteske Inszenierung von Friedensbemühungen, bei der die bittere Realität auf dem Schlachtfeld gänzlich ignoriert wurde. Zwei Stunden lang sprach Trump mit seinem Freund im Kreml, und doch ist ein Ende des Krieges weiter entfernt denn je.

Statt entschlossener Vermittlung offenbarte Trump erneut, wie leicht er sich vor Putins Karren spannen lässt. Während die Ukraine und ihre europäischen Verbündeten verzweifelt einen 30-tägigen Waffenstillstand fordern, um den Raum für echte Friedensgespräche zu öffnen, beharrt Moskau auf sofortigen Verhandlungen – wohl wissend, dass solche Gespräche Monate dauern würden. Eine perfide Strategie, um die mörderischen Offensiven gegen ukrainische Zivilisten unbehelligt fortsetzen zu können.

Doch Trump überging diese offenkundige Falle mit nonchalanter Ignoranz. Stattdessen verkündete er vage, Russland und die Ukraine würden nun miteinander sprechen „wie nur sie es können“, während Bomben weiter auf ukrainische Städte fallen. Eine Aussage, so inhaltsleer wie zynisch – ein klares Signal der Unterstützung an Putin, der sich über die Leichtgläubigkeit seines amerikanischen Gegenübers insgeheim freuen dürfte.

Ebenso zynisch klang Trumps beiläufige Bemerkung, er werde einfach „weggehen“, falls die Verhandlungen stocken. Hier spricht nicht der verantwortungsbewusste Vermittler, sondern der verwöhnte Geschäftsmann, der sich langweilt, wenn ein Deal nicht schnell genug zustande kommt. In der Logik eines Immobilienmagnaten mag dies als taktische Finesse gelten – in der blutigen Realität eines Krieges ist es nichts anderes als eine unverhohlene Drohung, die Ukraine ihrem Schicksal zu überlassen.

Trumps vermeintliche Friedensbemühungen tragen damit alle Merkmale einer billigen Show, bei der weder Tiefe noch Ernsthaftigkeit zu erkennen sind. Statt konkret auf Sanktionen oder militärische Unterstützung als Druckmittel gegen Russland zu setzen, schwadroniert er über den möglichen Einsatz des Vatikans und des amerikanischen Papstes Leo – ein surrealer Vorschlag, der zeigt, wie wenig Trump von echter diplomatischer Arbeit versteht oder sie ernst nimmt.

„Es wirkt, als hätte der Präsident Putin gar nicht ernsthaft unter Druck gesetzt“, stellt Beth Sanner, ehemalige Vizedirektorin des US-Nachrichtendienstes, nüchtern fest. Putin habe vielmehr exakt das bekommen, was er wollte: die Fortsetzung maximaler Forderungen und keine substanziellen Zugeständnisse. Das schmeichelt dem Ego des Kremlherrschers und lässt Trump einmal mehr als Marionette erscheinen, deren Fäden von Moskau aus gezogen werden.

Die Atmosphäre dieses Telefonats beschreibt Kreml-Berater Juri Uschakow fast genüsslich: „Solche Gespräche, bei denen keiner der beiden Präsidenten auflegen will, sind selten.“ Diese Aussage gleicht einer höhnischen Fußnote zu Trumps vermeintlich starkem Auftreten – tatsächlich entpuppt sich der amerikanische Präsident erneut als leichter Fang, dessen Eitelkeit ihn blind für die politische Realität macht.

Und während Trump in Washington über die angeblich hohen Kosten des Krieges klagt, widerspricht ihm der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj diplomatisch, aber deutlich: Die USA dürften sich keinesfalls aus den Friedensbemühungen zurückziehen, sonst profitiere nur Putin. Ein leiser, aber klarer Appell an Trumps Verantwortung – oder was davon übrig geblieben sein mag.

Doch echte Verantwortung, wahre staatsmännische Größe scheint Trump fremd zu sein. Der Präsident, der behauptet, seine Amtszeit dem Frieden widmen zu wollen, hinterlässt bisher nur eine Spur der Verwüstung und Eskalation. Ob Ukraine oder Gaza: Überall dort, wo Trump großspurig Vermittlung verspricht, wird die Gewalt nur schlimmer.

Noch kürzlich fragte Trump, ob Putin ihn „hinhalte“. Nach diesem Gespräch ist klar: Trump tanzt längst nach Putins Melodie – und die Welt sieht hilflos zu, wie der vermeintliche Vermittler immer tiefer in die Arme jenes Mannes läuft, der nur ein Interesse kennt: seine eigene Macht, auf Kosten von Tausenden Menschenleben.

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