Was als diplomatisches Treffen zwischen Präsident Trump und fünf westafrikanischen Staatschefs im Weißen Haus geplant war, geriet binnen Sekunden zum sprachpolitischen Eklat. Ausgelöst durch einen einzigen, scheinbar harmlosen Satz – und durch das, was er über ein Weltbild offenbart, das sich bis heute nicht vom Kolonialismus gelöst hat. „Such good English“, sagte Donald Trump am Mittwoch zu Liberias Präsident Joseph Boakai – mit einem Tonfall, der mehr Überraschung als Höflichkeit verriet. Und dann, wie im Überschwang des Staunens: „Such beautiful English. Where did you learn to speak so beautifully? Where were you educated? Where? In Liberia?“ Boakai antwortete kaum hörbar. Es war der Moment, in dem ein jahrhundertealtes koloniales Echo durch den Raum hallte. Man könnte diesen Dialog als bloße Taktlosigkeit abtun – wäre er nicht so typisch. Trump, der sich regelmäßig mit nationalistischen Slogans und sprachlicher Grobschlächtigkeit inszeniert, hat wieder einmal bewiesen, dass sein Verständnis von internationaler Diplomatie primär aus Erstaunen über die bloße Existenz gebildeter Ausländer besteht. Dass Englisch seit dem 19. Jahrhundert die Amtssprache Liberias ist – ein Land, das von einst versklavten Afroamerikanern gegründet wurde – war dem US-Präsidenten offenbar nicht bekannt. Oder gleichgültig. Vielleicht beides. Doch der Zwischenfall ist mehr als nur ein peinlicher Moment. Er steht symbolisch für eine außenpolitische Haltung, die sich mit dem Etikett „America First“ nur unzureichend beschreiben lässt. Denn Trumps Auftritt bei dem Afrika-Gipfel im Weißen Haus war Teil einer neuen Strategie: weniger Entwicklungshilfe, mehr Handel. Weniger Partnerschaft, mehr Kontrolle. Und nun also auch weniger Respekt.
„Es beweist, dass der Westen uns als Afrikaner nicht ernst nimmt“, sagte Foday Massaquio, Vorsitzender der oppositionellen Congress for Democratic Change in Liberia. „Präsident Trump war herablassend, er war sehr respektlos gegenüber dem afrikanischen Staatsoberhaupt.“ Es ist eine Einschätzung, die viele Liberianer:innen teilen. In Monrovia, Ganta, Buchanan und Bomi County wurde das Video millionenfach aufgerufen, geteilt, kommentiert – und wütend weiterverbreitet. Denn was als Lob gemeint war, klang in den Ohren vieler wie: Du sprichst ja wie ein Mensch. Der historische Kontext macht die Situation noch brisanter. Liberia ist eines der wenigen Länder der Welt, das in seiner Gründung direkt mit den USA verbunden ist – durch die American Colonization Society, durch die Rückkehr versklavter Afroamerikaner, durch politische und wirtschaftliche Abhängigkeit, aber auch durch jahrzehntelange Freundschaft. Die liberianische Flagge trägt die Farben des US-Banners. Die Hauptstadt Monrovia ist benannt nach einem US-Präsidenten. Und nun, fast 200 Jahre später, muss sich der gewählte Präsident des Landes im Weißen Haus anhören, man wundere sich über sein Englisch. Was als bilaterales Treffen mit den Präsidenten von Liberia, Guinea-Bissau, Senegal, Mauretanien und Gabun angekündigt war, wurde so zum Sinnbild einer geopolitischen Schieflage. Trumps „Pivot to Trade“ – sein Versuch, Afrikapolitik aus der Logik von Wohltätigkeit in die von Investitionsinteresse zu überführen – wirkt vor diesem Hintergrund wie ein Versuch, auf Augenhöhe zu reden, während man von oben herablächelt. Selbst dort, wo Kooperation möglich wäre, sabotiert Trump den Dialog mit dem Instinkt des Dominators.
Und Joseph Boakai? Der 79-Jährige, der für viele Liberianer Hoffnungsträger eines neuen demokratischen Aufbruchs ist, reagierte stoisch. Kein Widerspruch, kein beleidigter Blick, kein korrigierender Kommentar. Vielleicht aus diplomatischer Klugheit. Vielleicht, weil er solche Szenen gewohnt ist. Vielleicht aber auch, weil er wusste: Die Welt hört zu. Und sie urteilt selbst. In einer Zeit, in der das Verhältnis zwischen den USA und Afrika neu austariert wird – wirtschaftlich, politisch, sicherheitspolitisch –, bräuchte es einen Präsidenten, der zuhört, nicht staunt. Der sich für Bildung interessiert, statt sie zu überraschen. Der erkennt, dass Sprache nicht Herkunft verrät, sondern Haltung. Was Donald Trump in diesem Moment offenbarte, war nicht die Bewunderung für Boakais Sprachgewandtheit. Es war die Unfähigkeit, sich eine Welt vorzustellen, in der Respekt nicht an die Sprache des Sprechers, sondern an den Inhalt seiner Worte gebunden ist. Trumps Frage „Where did you learn to speak so beautifully?“ ist deshalb mehr als nur ein Fettnäpfchen. Sie ist ein diplomatischer Offenbarungseid – und eine Erinnerung daran, wie tief der Rassismus im politischen Reflex amerikanischer Macht noch verankert ist. Vielleicht hätte Boakai antworten sollen: In Liberia, Mr. President. And now we teach others, too.

Es braucht aber auch starke Staatsmänner, die sich nicht wie gut dressierte Zirkustiere vorführen lassen.
Die gute Miene zum lösen Spiel machen.
Denn von Tru** ist nichts zu erwarten, was nicht zu seinem Nutzen ist.
Und auch wer ihm die Hand reicht, ist nicht sicher vor Beleidigungen, Zölle, Vetragsbruch etc.