„Ein Park, ein Präsident, eine Drohung“ – Trumps Truppen in Los Angeles, sein Schweigen in Texas

VonRainer Hofmann

Juli 7, 2025

Es sind Bilder, wie man sie sonst aus Krisenregionen kennt: Humvees zwischen Palmen, bewaffnete Soldaten am Rande eines Sees, ein Amphitheater, das mehr an eine Kommandostelle erinnert als an ein Ort für Sommerkonzerte. In MacArthur Park, Los Angeles, hat die Normalität heute Pause. Etwa 90 Soldaten der kalifornischen Nationalgarde – bewaffnet, uniformiert, unterstützt von 17 Militärfahrzeugen und zwei Sanitätswagen – sichern dort eine Großrazzia der US-Einwanderungsbehörde ab. Präsident Donald Trump hat den Befehl dazu gegeben. Es ist die sichtbarste Eskalationsstufe seiner Deportationspolitik – und der deutlichste Bruch mit demokratischer Gepflogenheit, das Militär nicht gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen. Offiziell, so heißt es aus dem Verteidigungsministerium, handle es sich nicht um eine militärische Operation. Und doch wirkt es wie eine. Kein Präsident vor Trump hat je so offen militärische Mittel zur innenpolitischen Abschreckung eingesetzt. Seit Juni befinden sich über 4.000 Mitglieder der Nationalgarde und hunderte US-Marines auf Geheiß Trumps in Los Angeles – gegen den erklärten Willen von Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom. Schon vergangene Woche wurde angekündigt, dass 200 Soldaten für Waldbrände abgezogen würden. Doch am heutigen Montag rückte der Fokus auf MacArthur Park: ein Stadtviertel mit hohem Migrantenanteil, voller spanischer und zentralamerikanischer Kultur, in dem viele Familien mit undokumentiertem Status leben. Die Stadt nennt es „Ellis Island der Westküste“ – für Trump ist es ein Symbol jener Realität, die er ausmerzen will. Los Angeles gleicht keiner normalen Stadt mehr. Vielmehr erinnert es an utopische Vorstellungen einer besetzten Stadt.

Die Nationalgardisten beteiligen sich offiziell nicht an Festnahmen – dürfen aber, wie es heißt, Personen kurzfristig festhalten, bis sie an die Polizei übergeben werden. Ihr eigentlicher Auftrag: Schutz der ICE-Beamten vor einer möglicherweise „feindseligen Menge“. Die Uniformen sollen Unterschiede kenntlich machen: dunkelblaue Oberteile für die Beamten, Tarnhosen darunter – ein Symbol des neuen Grenzregimes mitten im Inland. Die Zahl der Einsätze ist geheim. Die Angst sichtbar. Bürgermeisterin Karen Bass stand am Montagmorgen neben einem Agenten der Grenzschutzbehörde am Rande des Parks. Ihr Blick war ernst. Ihr Einfluss gering. Währenddessen schweigt das Weiße Haus zu einer anderen Eskalation – der Katastrophe in Texas. Dutzende Tote, verschollene Kinder, zerstörte Städte. Und doch bleibt unklar, ob Präsident Trump seine Pläne zur Abschaffung der Katastrophenschutzbehörde FEMA überdenken will. Regierungssprecherin Karoline Leavitt wich am Montag der Frage aus. Stattdessen kündigte sie einen Besuch des Präsidenten für Freitag an – betonte aber, dass noch keine endgültige Entscheidung getroffen sei.

Leavitt sprach von einer „nationalen Katastrophe, wie sie nur einmal in einer Generation vorkommt“. Sie rief alle Anwohner:innen auf, wachsam zu bleiben, Warnungen ernst zu nehmen, man frage sich nur welche sie damit meint – und verteidigte zugleich die eigene Regierung gegen jede Verantwortung. „Die Vorstellung, Präsident Trump für diese Überschwemmungen verantwortlich zu machen, ist eine verkommene Lüge“, sagte sie. Die Warnungen des Wetterdienstes seien klar gewesen, der Dienst habe „seine Arbeit getan“. Eine glatte Lüge. Dass die Wetterbehörden seit 2024 unter den berüchtigten DOGE-Kürzungen („Department of Government Efficiency“) leiden, erwähnte sie nicht. So entsteht ein groteskes Bild amerikanischer Politik: In Los Angeles werden Migranten mit Soldaten eingekesselt – in Texas sterben Familien im Hochwasser. Der Präsident schweigt zur Katastrophenhilfe und droht zugleich im Park. Es ist nicht das Amerika, das die Welt einmal kannte. Es ist das Amerika, das Trump will. Und es ist ein Amerika, in dem Militär und Verwaltung zunehmend zu Instrumenten persönlicher Agenda werden. Ein Park als Machtdemonstration. Ein Schweigen als Programm. Ein Präsident, der regiert, als gäbe es keine Grenzen – weder außen noch innen.

Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest
4 Comments
Älteste
Neueste Meistbewertet
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Kalle
Kalle
4 Monate zuvor

Was für ein verrückter Idiot

Ela Gatto
Ela Gatto
4 Monate zuvor

Ablenken vom Unglück an dem man Schuld ist.

Focus auf das Richter, was man kontrollierten kann und womit man seine MAGA Basis zufrieden stellt.

Biden, Immigranten, Queere Menschen… all passing die Schuldigen für all die furchtbare Katastrophen. (Ironie)
Hass weiter schüren um das Andere weiter durch zu ziehen.

Tru** findet immer einen Weg um der Abscheulichkeit eins oben drauf zu setzen.

Irene Monreal
Irene Monreal
4 Monate zuvor

Newsom hat sich zu Wort gemeldet und die Brutalität Trumps geschildert „Kinderfußballplätze“ wurden durch Reiter zerstört“. Ich warte nur noch darauf, dass Kalifornien zur „Ukraine“ der USA wird.

4
0
Deine Meinung würde uns sehr interessieren. Bitte kommentiere.x