Jegliche Ethik ist verloren gegangen – Wenn aus Gewalt Ehre wird. Es beginnt mit einer Erinnerung, verschwommen und doch greifbar: der wütende Mob, die zersplitterten Fenster des Kapitols, Polizisten, die zu Boden gerissen werden, Schreie, Tränengas, Flaggen, die nicht mehr für Einheit, sondern für Spaltung stehen. Es war der 6. Januar 2021 – und man hätte meinen können, dass die Geschichte sich an diesem Tag selbst ausspuckte, beschämt von dem, was man aus ihr gemacht hatte. Doch die wahre Ungeheuerlichkeit zeigt sich erst im Nachhall: Was früher Schande war, ist heute Ruhm. Was einst Verbrechen war, ist nun ein politisches Kapital. Und so stehen sie heute wieder auf den Bühnen, jene, die einst das Symbol der Gewalt waren, empfangen mit Applaus, mit Lob, mit Tränen der Rührung. Ryan Kelley, der wegen Hausfriedensbruch und Aufwiegelung verurteilt wurde, wird nun in Jackson, Michigan, umarmt wie ein verlorener Sohn – „euer Lieblings-J6er“, wie er sich nennt. Die Scham ist nicht gewichen, sie ist nur maskiert worden als Heldentum. In Donald Trumps Amerika – seinem zweiten Amerika – ist der moralische Kompass nicht etwa beschädigt. Er wurde abgeschafft.
Trump hat in seiner neuen Amtszeit nicht gezögert. Kaum wieder im Weißen Haus, erließ er kollektive Begnadigungen für rund 1.500 Teilnehmer des Aufstands vom 6. Januar. Männer, die mit Eisenstangen auf Polizisten einschlugen, Frauen, die Fenster einschlugen und Ordner durchsuchten, um Namen von Abgeordneten zu finden – sie alle sind nun rehabilitiert. Oder besser gesagt: geheiligt. Was ist das für ein Land, das seine Angreifer feiert? Was ist das für eine Bewegung, die die Zerstörung der Demokratie als eine Form der patriotischen Liebe ausgibt? Es ist ein Land, das keine Erinnerung mehr hat – oder eine, die von Macht manipuliert wird. Es ist ein Land, das aufgehört hat, zwischen Ethik und Opportunismus zu unterscheiden. Ein 43-jähriger Immobilienentwickler aus Michigan, Kelley, war einst gescheitert, weil seine Teilnahme am Sturm auf das Kapitol publik wurde. Jetzt dient sie ihm als Referenz – als Beweis seiner Loyalität zu Trump, als Eintrittskarte in die Herzen jener, die glauben wollen, dass der 6. Januar ein Akt des Widerstands war und kein Putschversuch. In diesem neuen Kult der Märtyrer sind Tränen politisches Kapital. Kelleys Erzählung vom Sohn, der glaubte, sein Vater sei tot, wird nicht als Tragödie gesehen – sondern als Beweis für Opfermut. Und auch James Grant oder Ronald Colton McAbee – der einen Polizisten schlug, während er ein anderer zu retten vorgab – erzählen nun ihre Geschichten nicht vor Gericht, sondern auf Spenden-Galas der Republikaner. Man reicht ihnen das Mikrofon. Nicht zum Schweigen, sondern zum Siegen. Was zählt, ist nicht das, was sie getan haben. Sondern, wofür sie es getan haben. Die Lüge vom Wahlbetrug ist ihre Bibel, Trump ihr Prophet. Und wer gegen ihn handelt, so suggerieren sie, hat das Recht auf politische Teilhabe verwirkt.
Ein Historiker, Matt Dallek, sagt: „Die Begnadigten können wie niemand sonst von der zerstörerischen Kraft des Staates berichten.“ Doch das ist falsch. Es war nicht der Staat, der ihre Leben zerstörte. Es war die Entscheidung, Teil einer gewalttätigen Inszenierung zu sein, die einem Mann diente – nicht der Verfassung. Diese Täter wurden verurteilt, nicht weil sie „zu viel Demokratie“ wollten, sondern weil sie versuchten, sie zu vernichten. Und dennoch sieht man sie jetzt überall: auf Plakaten, in Interviews bei Newsmax, als Hoffnungsträger bei Gouverneurswahlen und in Parteitreffen, die ihre Namen skandieren wie einst eine Sekte die ihrer Heiligen. Selbst Enrique Tarrio, einst Anführer der Proud Boys, spricht nun offen über eine mögliche Kandidatur – als sei seine Verurteilung wegen Aufruhr ein Gütesiegel. David Becker, ein ehemaliger Anwalt des Justizministeriums, sagte es nüchtern: „Wenn wir die Bedeutung von Wahlen und Rechtsstaat verlieren, wenn wir unsere Institutionen angreifen, dann gehen wir einen Weg, an dessen Ende etwas noch viel Schlimmeres wartet.“ Und doch haben wir diesen Pfad betreten. Nicht nur durch Akteure wie Kelley oder Tarrio, sondern durch jene, die ihnen zuhören, sie wählen, sie verteidigen – und dadurch eine neue Realität schaffen: eine, in der Gewalt zur Sprache der Politik geworden ist. In Trumps zweiter Präsidentschaft ist die Ethik nicht nur verloren gegangen. Sie wurde ersetzt: durch Zynismus, durch Personenkult, durch das religiöse Pathos eines politischen Fanatismus. Was bleibt, ist eine Leere – und ein Applaus, der nicht dem Mut gilt, sondern dem Mythos der Lüge. „Alles ist sinnlos – außer dem Gefühl, das uns verbrennt.“ Heute verbrennen sich viele nicht mehr an der Wahrheit. Sondern an der Lüge, die ihnen Wärme gibt.

Vermutlich stecken hinter den Masken von UCe schon längst genau diese Anhänger.
Bereit alles für ihren Führ** zu tun.
Recht und Gesetz? Wer braucht das schon.
Und um Tru*** scharren sich doch ohnehin nur noch Verbrecher.
Da passt das doch hervorragend ins Bild.
Vielleicht macht er einen der Polizistenmörder noch zu einem Polizeichef.
USA = Absurdistan
Die sind total krank. Mich sieht dort niemand mehr.