Heldentat vor dem Gottesdienst – Kirchenmitglieder stoppen bewaffneten Angreifer in Michigan

VonRainer Hofmann

Juni 23, 2025

Wayne, Michigan – Es hätte ein weiteres Blutbad werden können, eine jener Schlagzeilen, die Amerika längst zu oft gelesen hat. Doch am Sonntagmorgen wurde eine potenzielle Massenschießerei in letzter Sekunde verhindert: Vor der CrossPointe Community Church in der Kleinstadt Wayne eröffnete ein bewaffneter Mann das Feuer – wurde jedoch von einem Gemeindemitglied mit einem Pickup gerammt und schließlich von Sicherheitskräften der Kirche erschossen. Gegen 11 Uhr hatten rund 150 Gläubige bereits in der Kirche Platz genommen, als einige Zeugen draußen einen Mann beobachteten, der mit hoher Geschwindigkeit über den Parkplatz raste. Er stieg aus dem Auto – bekleidet mit einer taktischen Schutzweste, ausgerüstet mit einem Gewehr und einer Handfeuerwaffe. Ohne zu zögern eröffnete er das Feuer. Ein Mann wurde am Bein getroffen, blieb aber nach Angaben der Polizei außer Lebensgefahr. Polizeichef Ryan Strong schilderte auf einer Pressekonferenz am Abend die dramatischen Minuten: „Ein Gemeindemitglied fuhr den Angreifer mit seinem Fahrzeug an, während dieser mehrfach auf das Auto schoss. Mindestens zwei Mitarbeiter der Kirche eröffneten dann das Feuer auf den Angreifer und fügten ihm tödliche Verletzungen zu.“

Inzwischen haben die Behörden den mutmaßlichen Täter identifiziert: Es handelt sich um Brian Browning, einen 31-jährigen weißen Mann aus Romulus, Michigan. Laut Polizei gab es keine bekannten Verbindungen zur Kirchengemeinde. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass sich Browning in einem psychischen Ausnahmezustand befand. Das Motiv bleibt unklar. Die Ermittlungen dauern an. „Wir sind zutiefst dankbar für das heldenhafte Eingreifen der Mitarbeitenden der Kirche“, sagte Chief Strong. „Sie haben zweifellos viele Leben gerettet und eine großflächige Tragödie verhindert.“ Die betroffene Kirche liegt rund 40 Kilometer westlich von Detroit, in einer Gemeinde mit etwa 17.000 Einwohnern. Wie auf der Website der CrossPointe Community Church angegeben, beginnt der Sonntagsgottesdienst dort um 10:45 Uhr – zum Zeitpunkt der Schüsse befanden sich also bereits zahlreiche Besucher im Gebäude.

Brian Browning

Augenzeugin Wendy Bodin war eine der ersten, die auf die Geschehnisse reagierte. „Ich hörte einen lauten Knall. Als ich nach draußen schaute, sah ich einen Mann im Gras liegen – ausgestreckt. Ich dachte erst, er sei verunglückt oder verletzt worden“, sagte sie dem Sender WXYZ-TV. „Dann sah eine andere Frau den Mann, zeigte auf ihn und rief: ‘Oh mein Gott, rufen Sie den Notruf!’“ Die Ermittlungen laufen unter Hochdruck. Die FBI-Führung habe laut Vizedirektor Dan Bongino sofort Einsatzteams zur Unterstützung entsandt. Auch Stunden nach dem Vorfall sei es noch zu früh, um sichere Aussagen über die Hintergründe des Angriffs zu treffen, erklärte Deputy Chief Finley Carter III. Auf Anfragen der Nachrichtenagentur AP reagierte die Kirchengemeinde bislang nicht. Was bleibt, ist ein Moment des Schreckens – und die Gewissheit, dass durch mutiges Eingreifen Schlimmeres verhindert wurde. In einer Zeit, in der Waffen immer wieder in heilige Räume eindringen, bleibt die Frage: Wie lange noch?

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