Amerika steht vor großen Fragen. Krieg, Klima, Wirtschaft – alles nebensächlich, seit sich ein Teil der Republik mit ernster Miene fragt, ob die Lippen der Pressesprecherin noch im Einklang mit der Schwangerschaft stehen. Während draußen Demokratien wanken, wanken drinnen offenbar Milliliter. Karoline Leavitt, 28, Stimme der Regierung und wandelnde Verlautbarung, sieht sich plötzlich nicht mit Nachfragen zu Politik konfrontiert, sondern mit Warnungen aus dem Beauty-Kabinett der Nation. Gesundheitsprofis, so heißt es, hätten Bedenken. Nicht wegen öffentlicher Lügen, sondern wegen möglicher Injektionen. Prioritäten müssen schließlich sitzen – oder eben nicht.
Das Land, das Abtreibungsrechte kippt, debattiert nun Fürsorge. Nicht für Schwangere ohne Krankenversicherung, sondern für Lippen mit öffentlicher Funktion. Es ist die neue Form von Vorsorge: „Tu, was sie sagt – nicht, was sie tut.“ – und bitte mit Gloss. Die Presseabteilung reagiert erwartungsgemäß souverän. Man prüfe die Lage. Transparenz sei wichtig. Allerdings nur bis zur Oberlippe. Darunter beginne die nationale Sicherheit. Fragen nach Politik werden weiterhin routiniert abgebügelt, während die eigentliche Story in Nahaufnahme läuft: Glanz, Kontur, Volumen – Make America Pout Again.
Bemerkenswert ist nicht die Spekulation, sondern die Erregung. Ein Land, das Schwangerschaften politisch instrumentalisiert, entdeckt plötzlich medizinische Sensibilität, sobald eine Kamera im Spiel ist. Moral wird hier nicht verhandelt, sie wird geschminkt. Und so bleibt als Fazit: Die Republik mag gespalten sein, aber sie ist sich einig in einem Punkt – nichts ist so staatsnah wie ein Gesicht, das jeden Tag erklärt, warum alles gut ist. Selbst dann, wenn es ein bisschen praller wirkt als gestern.
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