21. Dezember 2025 – Kurznachrichten

VonTEAM KAIZEN BLOG

Dezember 21, 2025

Rote Mützen auf schwarzen Pisten!

Wer Angst vor dem Weihnachtsmann hat, sollte dieses Bild besser meiden. Am Wochenende verwandelten sich die Hänge von Sunday River in Maine in ein rot-weißes Spektakel. Mehr als 300 als Santa verkleidete Skifahrer jagten gleichzeitig die Pisten hinunter und machten aus dem Resort eine winterliche Ausnahmeerscheinung. Statt Besinnlichkeit gab es Tempo, statt Glockenklang das Kratzen der Kanten im Schnee. Das jährliche Santa-Ski-Event verbindet bewusst Klamauk mit Zweck und sammelte über 10.000 Dollar für wohltätige Projekte. Überall rote Anzüge, falsche Bärte, Helme und Skibrillen, dazwischen Gelächter und Applaus. Für Besucher wirkte das Ganze wie eine Mischung aus Karneval und Slalomrennen. Für die Teilnehmenden war es vor allem eines: ein gemeinsamer Spaß mit ernsthaftem Hintergrund. Maine kann Winter. Und Humor.

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern einen schönen vierten Advent

Möge diese Zeit ein wenig Luft zum Atmen lassen – und vielleicht den Anfang markieren, dass sich die Dinge wieder etwas beruhigen.

Ukraine – die Gespräche laufen, der Krieg auch

Am 20. und 21. Dezember 2025 treffen sich südlich von Miami russische und amerikanische Vertreter zu Gesprächen über den Ukraine-Krieg. Auf russischer Seite nimmt Kirill Dmitriev teil, ein enger Sondergesandter des Kremls, der seit Monaten als zentraler Kontaktkanal zu den USA fungiert. Die amerikanische Delegation wird von Steve Witkoff angeführt, begleitet von Jared Kushner, der erneut informell in diplomatische Gespräche eingebunden ist. Vertreter der Ukraine und europäischer Staaten sind nach übereinstimmenden Berichten nicht Teil dieser direkten Runde, sondern werden zeitversetzt informiert und eingebunden. Es handelt sich damit nicht um einen Gipfel, sondern um ein begrenztes Format mit klar umrissenen Akteuren. Die Auswahl der Teilnehmer zeigt, dass beide Seiten auf bekannte, politisch eng angebundene Vermittler setzen. Inhaltlich geht es um Spielräume klären, nicht um Abschluss.

Trumps neues Geschäft – Atomkraft als persönliches Risiko

Donald Trumps Medienfirma will mit einem Unternehmen fusionieren, das an Kernfusion arbeitet – und zieht damit die nächste direkte Linie zwischen Präsidentschaft und Privatvermögen. Trump bleibt Großaktionär des neuen Konzerns und konkurriert damit faktisch mit anderen Energieunternehmen, deren Regulierung in den Händen seiner eigenen Regierung liegt. Parallel treibt das Weiße Haus den beschleunigten Ausbau der Atomkraft voran, lockert Prüfverfahren und senkt Strahlungsgrenzwerte. Genau diese politischen Entscheidungen könnten einem Unternehmen zugutekommen, an dem der Präsident selbst verdient. Ehemalige Aufseher der Atomaufsicht sprechen offen von einem schweren Interessenkonflikt. Das Weiße Haus weist das zurück, doch der Verdacht bleibt bestehen. Wo politische Macht und persönliches Kapital ineinandergreifen, wird Vertrauen zur knappen Ressource.

Kernfusion gilt als saubere Zukunftsenergie, ist technisch aber noch lange nicht marktreif. Trotzdem setzt die Trump-Regierung auf Tempo und schwächt gleichzeitig die Unabhängigkeit der Atomaufsicht. Mit mehreren Dekreten wurden Genehmigungsfristen verkürzt und Sicherheitsstandards zur Debatte gestellt. Besonders brisant ist die Entlassung des bisherigen Chefs der Aufsichtsbehörde – ein historischer Vorgang. Kritiker warnen, dass regulatorische Zurückhaltung nicht aus technischer Reife entsteht, sondern aus politischem Druck. Während Start-ups Milliarden einsammeln und der Staat neue Programme auf Militärgeländen startet, wächst die Sorge vor einer Aufsicht im Schatten der Politik. Atomkraft soll schneller werden, sicherer vielleicht – aber vor allem profitabler. Für wen genau, ist längst keine theoretische Frage mehr.

Drohnen gegen Tanker – Ukraine greift Russlands Kriegskasse auf See an

Vier Angriffe, vier Treffer, ein klares Signal. Die Ukraine hat erstmals offen bestätigt, dass sie Tanker aus Russlands sogenannter Schattenflotte angegriffen hat. Drei Schiffe wurden im Schwarzen Meer getroffen, eines sogar im Mittelmeer, mehr als 1.200 Meilen von ukrainischem Gebiet entfernt. Keines der Schiffe hatte Öl geladen, doch alle waren auf dem Weg zu russischen Häfen. Genau darin liegt die Botschaft. Wer russisches Öl transportiert, ist kein neutraler Akteur mehr. Öl ist Kriegsgeld, und dort setzt Kiew an.

Russlands Krieg wird über den Energiesektor finanziert, über eine Flotte aus alten, schlecht gewarteten Tankern mit verschleierten Eigentumsverhältnissen, zweifelhafter oder gar keiner Versicherung und häufig abgeschalteten Transpondern. Diese Schattenflotte beliefert vor allem Indien und China und unterläuft westliche Sanktionen seit Jahren mit bemerkenswerter Leichtigkeit. Die ukrainischen Angriffe zielen nicht auf spektakuläre Bilder, sondern auf ökonomischen Druck. Versicherungen ziehen sich zurück, Prämien explodieren, Reeder werden vorsichtiger, Häfen nervös. Jeder beschädigte Tanker erhöht die Kosten dieses Geschäfts, selbst dann, wenn kein Fass Öl verloren geht. Besonders brisant ist der Angriff auf den Tanker Qendil im Mittelmeer. Woher die Drohnen gestartet wurden, bleibt offen. Dass sie dort einschlagen konnten, ist der eigentliche Einschnitt. Die Ukraine zeigt, dass der maritime Krieg nicht mehr auf das Schwarze Meer begrenzt ist. Für Europa ist das eine Warnung. Sanktionen, die nur auf dem Papier existieren, erzeugen reale Risiken auf See. Handelsrouten, die jahrelang als sicher galten, werden plötzlich Teil eines aktiven Konflikts.

Der Tanker Qendil

Wladimir Putin spricht von Piraterie und droht mit Vergeltung. Wirkungslos seien die Angriffe, sagt er. Gleichzeitig lässt Russland Tanker militärisch eskortieren. Das ist weniger eine Machtdemonstration als ein Eingeständnis. Wer Kriegsschiffe braucht, um altes Öl zu transportieren, hat ein strukturelles Problem. Die Ukraine zwingt Moskau, Ressourcen zu binden, ohne einen einzigen Soldaten am Boden einzusetzen, und verlagert den Druck dorthin, wo er politisch und wirtschaftlich spürbar wird.

Mehr als 500 Schiffe stehen inzwischen auf den Sanktionslisten der Europäische Union, hunderte weitere sind identifiziert. Doch Russland reagiert routiniert. Umbenennungen, Flaggenwechsel, neue Strohfimen, neue Rümpfe. Die Ukraine ergänzt damit, was der Westen bis heute nur unzureichend durchsetzt. Abschreckung nicht über Paragraphen, sondern über reale Risiken. Wer nach Noworossijsk fährt, fährt auf eigenes Risiko. Wolodymyr Selenskyj weiß, dass diese Angriffe den Krieg nicht entscheiden werden. Aber sie verschieben das Kalkül. In Verhandlungen zählt nicht nur Durchhaltefähigkeit, sondern die Fähigkeit, dem Gegner Kosten aufzuzwingen. Die Ukraine zeigt, dass sie Russlands Einnahmen erreichen kann, weit entfernt von der Front, auf See, dort, wo Moskau sich bislang sicher wähnte.

Europa tritt auf die Bremse beim Klimaschutz

Noch zu Jahresbeginn erklärte die EU-Kommissionspräsidentin, der Klimaschutz stehe weiter ganz oben auf der Agenda. Elf Monate später wirkt diese Zusicherung deutlich abgeschwächt. Brüssel rudert bei zentralen Vorhaben zurück, vom geplanten Aus für Verbrennerautos bis zu Transparenzpflichten für Unternehmen. Statt eines klaren Schnitts ab 2035 soll die Autoindustrie nun nur noch 90 Prozent weniger Emissionen ausstoßen, der Rest darf kompensiert werden. Der Druck kommt von mehreren Seiten: schwächelnde Konjunktur, aggressive Konkurrenz aus China und neue US-Zölle. Die EU hält formal an ihren Zielen fest, verschiebt aber die Lasten. Klimapolitik bleibt, solange sie nicht zu teuer wird. Das Signal ist eindeutig: Wirtschaft hat wieder Vorrang vor Tempo. Europas Vorreiterrolle wirkt brüchig.

Auch beim Schutz der Wälder zeigt sich die neue Vorsicht. Ein Gesetz, das Produkte aus Entwaldung vom EU-Markt fernhalten soll, wurde erneut verschoben. Unternehmen klagen über Bürokratie, Partnerländer sprechen von Bevormundung. Die EU reagiert mit Fristen und Vereinfachungen, nicht mit Durchsetzung. Gleichzeitig kommen neue Regeln, etwa strengere Methan-Vorgaben und ein CO₂-Grenzzoll auf Stahl und Zement. Doch selbst hier wächst der Widerstand, aus Washington ebenso wie aus Peking. Der Anspruch, mit europäischen Standards die Welt zu prägen, verliert an Kraft. Klimaschutz bleibt Ziel, aber nicht mehr um jeden Preis. Europa führt weiter, aber vorsichtiger, leiser und zunehmend allein.

A+++++ auf dem Papier, F im Alltag

In Allentown prallt Trumps Selbstlob auf eine Realität, die viele als bedrückend empfinden. Mieten, Lebensmittel, Energie – alles teurer, alles spürbar. Wer von Sozialleistungen lebt, kommt kaum noch hinterher. Während der Präsident die Wirtschaft mit Bestnoten versieht und Preisängste als Einbildung abtut, reagieren Menschen vor Ort mit Spott und Frust. Vizepräsident JD Vance räumt zwar eine Belastung ein, verspricht aber bessere Zeiten und verweist auf die Vergangenheit. Das überzeugt nur wenige. Umfragen zeigen sinkende Zustimmung zur Wirtschaftspolitik. In Städten wie Allentown wirkt das Gerede von Stärke wie aus einer anderen Welt. Zwischen Reden und Rechnungen klafft eine Lücke, die politisch gefährlich wird.

Allentown, Pennsylvania ist längst mehr als ein nostalgisches Symbol der Industrie. Die Stadt steht heute für Wandel, politische Müdigkeit und knappe Mehrheiten. Hohe Preise einen Menschen hier unabhängig von Parteizugehörigkeit. Schuldzuweisungen wechseln, Lösungen bleiben vage. Republikaner fürchten um Mandate, Demokraten wittern Chancen. Ein frisch gewonnener Sitz im Kongress gilt bereits als wackelig. Selbst Parteigänger sprechen von maßloser Übertreibung, wenn Trump die Lage preist. Gleichzeitig wächst die Müdigkeit über Dauerwahlkampf und Schlagabtausch. Doch Allentown kann sich dem nicht entziehen. Die nächste Abstimmung kommt, und mit ihr die Frage, wessen Erzählung näher an der Lebenswirklichkeit liegt.

30 Tote in ICE-Haft – Zahlen, die verpflichten

30 Menschen sind in diesem Jahr in ICE-Gewahrsam gestorben, so viele wie nie zuvor. Hinter der Zahl stehen Biografien, nicht Akten. Besonders schwer wiegt, dass viele der Verstorbenen keine Vorstrafe hatten, einige ohne Haftbefehl willkürlich festgenommen wurden. Diese Tragödien zeigen, wie dringend Kontrolle, Transparenz, nationale- aber auch internationele Medienpräsenz und Schutzstandards notwendig sind. Sie zeigen aber auch, dass auch unsere Arbeit weitergehen muss – noch besser, noch genauer, mit aller Entschlossenheit. Wir arbeiten an jeder Grenze, gemeinsam mit vielen Organisationen und lokalen Einrichtungen, um Menschen besser zu schützen, zu helfen und zu begleiten. Fortschritte sind möglich, auch wenn sie mühsam sind. Allein am Samstag konnten drei Fälle mit der Entlassung aus der ICE-Haft abgeschlossen werden. Jeder einzelne zählt. Und jeder verpflichtet uns, weiterzumachen.

Protest vor der Schule – Detroit stellt sich gegen ICE-Festnahmen

Vor der Martin Luther King Jr. High School in Detroit versammelten sich am Freitag zahlreiche Menschen zu einer Kundgebung, noch bevor die letzte Sitzung des DPSCD School Board in diesem Jahr begann. Eltern, Mitschülerinnen und Mitschüler, Lehrkräfte und Aktivistinnen forderten den Superintendenten und den Schulrat unmissverständlich zum Handeln auf. Anlass sind die Festnahme und drohende Abschiebung der Schüler Kerly, Antony und Mor. Die Demonstrierenden werfen den Behörden vor, Kinder und Jugendliche zu kriminalisieren, deren einziger „Fehler“ ihr Aufenthaltsstatus ist. Transparente, Sprechchöre und Redebeiträge machten klar, dass Schweigen keine Option mehr ist. Die Forderung ist eindeutig: Schutz statt Wegsehen. Schulen müssten sichere Orte bleiben, nicht Vorzimmer von Abschiebung. Die Proteste richteten sich auch gegen die enge Verzahnung von Bildungseinrichtungen und Einwanderungsbehörden. Am Ende stand ein gemeinsamer Appell: Kerly, Antony und Mor müssen aus der ICE-Haft entlassen werden.

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