Besser als Washington und Lincoln

„Er ist ein besserer Präsident als George Washington und Abraham Lincoln.“ Das hat Donald Trump gesagt. Wirklich gesagt. Laut. Mit seinem Mund. Vor Menschen. Über sich selbst. Lassen Sie uns das einen Moment sacken lassen. George Washington – der Mann, der nach acht Jahren freiwillig die Macht abgab, obwohl er König hätte werden können. Der Mann, der das Fundament einer Demokratie legte, die auf dem Prinzip basiert, dass niemand sich selbst für den Größten erklären sollte.

Abraham Lincoln – der Mann, der das Land durch den blutigsten Krieg seiner Geschichte führte, die Sklaverei beendete, und dessen Worte „government of the people, by the people, for the people“ zum Inbegriff der Demokratie wurden. Und dann ist da der Lümmel-Trump. Der öffentlich erklärt hat, er sei besser als diese beiden, der beste Präsident den es je gab.

Man muss sich das mal vorstellen: Du stehst da, hast ein Mikrofon in der Hand, die Welt hört zu, und du denkst: „Weißt du was? Jetzt ist der perfekte Moment, um der Menschheit mitzuteilen, dass ich besser bin als die beiden prägendsten Präsidenten der amerikanischen Geschichte.“ Nicht: „Ich hoffe, eines Tages in ihre Fußstapfen zu treten.“ Nicht: „Ich bewundere ihr Vermächtnis.“ Nein. „ICH BIN BESSER.“

Das ist eine Ebene der Selbstüberschätzung, für die es eigentlich keine Worte gibt. Das ist, als würde jemand sagen: „Ich koche besser als ein Michelin-Stern-Koch“ – während er gerade eine Tiefkühlpizza in den Ofen schiebt. Washington hat auf eine dritte Amtszeit verzichtet, um zu zeigen, dass Amerika kein König braucht. Trump hat versucht, eine Wahl anzufechten, die er verloren hat. Aber klar, besser.

Lincoln hat in Gettysburg eine Rede gehalten, die 272 Worte umfasste und bis heute als Meisterwerk gilt. Trump twittert „FAKE NEWS!“ in Großbuchstaben. Aber klar, besser. Das Verstörende ist nicht nur die Aussage selbst. Das Verstörende ist, dass er das ernst meint. Dass in seinem Kopf diese Bewertung absolut logisch ist. Dass er tatsächlich glaubt, wenn er das laut genug sagt, wird es wahr. Das Verstörende, keiner wirft Tomaten oder holt einen Krankenwagen.

Washington wurde „Vater der Nation“ genannt – von anderen. Lincoln wurde „Honest Abe“ genannt – von anderen. Ihre Größe wurde von der Geschichte bestätigt, nicht von ihnen selbst ausgerufen. Man stelle sich vor, Lincoln hätte nach der Emanzipationsproklamation gesagt: „Das war genial von mir. Ich bin der Beste. Besser als alle vor mir.“ Man stelle sich vor, Washington hätte nach der Revolution verkündet: „Keiner hätte das besser gemacht. ICH bin Amerika.“ Die hätten sie für verrückt erklärt.

Aber heute? Heute kann jemand ernsthaft behaupten, besser zu sein als die Gründerväter der Nation, und die Hälfte des Landes nickt und applaudiert. Das ist das eigentlich Satirische: Die Realität ist so absurd geworden, dass man sie nicht mehr satirisch überzeichnen kann. Trump hat die Satire bereits auf ihr Maximum getrieben.

„Er ist ein besserer Präsident als George Washington und Abraham Lincoln.“

Wenn man diesen Satz hört, muss man sich fragen: Wie gestört muss das Selbstbild eines Menschen sein, um so etwas von sich zu behaupten? Wie groß muss der geistige Leerstand sein? Wie tief muss der Narzissmus sitzen?

Washington und Lincoln sind tot seit über hundert Jahren, und ihr Vermächtnis steht in Stein gemeißelt auf Mount Rushmore und in den Geschichtsbüchern der Welt. Trump hat ein Twitter-Account gesperrt bekommen und sein eigenes soziales Netzwerk gegründet, auf dem hauptsächlich er selbst postet.

Aber er ist besser. Hat er selbst gesagt, der Mann mit dem totalen Mangel an Demut.