Donald Trump behauptet, die Vereinigten Staaten hätten wegen seiner Zölle innerhalb von zehn Monaten mehr als 18 Billionen Dollar eingenommen. Er stellt diese Zahl der Bilanz der Biden-Regierung gegenüber und verkauft sie als Beweis wirtschaftlicher Stärke. Diese Aussage hält keiner Überprüfung stand. Sie ist nicht missverständlich, sie ist nicht zugespitzt – es ist schlicht gelogen.
Wegen der Zölle haben wir 18 Billionen Dollar eingenommen. So etwas hat es noch nie gegeben. Die Biden-Regierung hat in vier Jahren weniger als eine Billion Dollar eingenommen. Wir haben in zehn Monaten mehr als 18 Billionen Dollar eingenommen. Das ist gut!“ (Und gelogen – Anmerkung der Redaktion)
Hinweis: Billion → trillion
1 Billion = 1.000.000.000.000 = 10¹²
Milliarde → billion
1 Milliarde = 1.000.000.000 = 10⁹
Million → million
1 Million = 1.000.000 = 10⁶
Tausend → thousand
1 Tausend = 1.000 = 10³
Die Vereinigten Staaten haben zu keinem Zeitpunkt ihrer Geschichte auch nur annähernd 18 Billionen Dollar an Zolleinnahmen erzielt. Nicht in zehn Monaten, nicht in zehn Jahren, nicht insgesamt. Die amtlichen Zahlen liegen offen vor, veröffentlicht vom US-Finanzministerium selbst. Im Monthly Treasury Statement für November 2025, in der Tabelle „Receipts of the U.S. Government“, sind die Zolleinnahmen eindeutig ausgewiesen. Dort steht schwarz auf weiß: Im November 2025 beliefen sich die Einnahmen aus Zöllen auf rund 30,8 Milliarden Dollar. Seit Beginn des Fiskaljahres summierten sie sich auf etwa 62,1 Milliarden Dollar. Das sind reale, verbuchte Einnahmen. Keine Schätzungen, keine Hochrechnungen, keine politische Rhetorik.

Tabelle 3 zeigt die Größenordnung: Im November 2025 nahm der US-Bund insgesamt 336 Milliarden Dollar ein. Davon stammen 30,8 Milliarden Dollar aus Zöllen. Seit Beginn des Fiskaljahres lagen die gesamten Einnahmen bei 740 Milliarden Dollar, die Zolleinnahmen bei rund 62,1 Milliarden Dollar. Schon hier wird klar: Zölle machen nur einen kleinen Teil der Staatseinnahmen aus.
Zum Vergleich: Die gesamten jährlichen Einnahmen des US-Bundes aus allen Steuern zusammen liegen bei etwa vier bis fünf Billionen Dollar. Einkommensteuer, Lohnsteuer, Unternehmenssteuern, Verbrauchssteuern, Sozialabgaben – alles in einem Topf. Zölle sind darin ein Nebenposten. Selbst bei drastischen Erhöhungen bewegen sie sich im Bereich einiger Hundert Milliarden Dollar pro Jahr. Milliarden, nicht Billionen. Wer von 18 Billionen spricht, nennt eine Zahl, die um ein Vielfaches größer ist als alles, was dieses System überhaupt hergibt.

Tabelle 4 liefert die Detailprüfung: Unter „Customs Duties“ sind die Zölle exakt ausgewiesen – 30,756 Milliarden Dollar im November und 62,109 Milliarden Dollar im Fiskaljahr bis dahin. Zum Vergleich: Allein die Einkommensteuer brachte im selben Zeitraum über 363 Milliarden Dollar ein. Die Zahlen stammen aus dem Monthly Treasury Statement des US-Finanzministeriums und zeigen schwarz auf weiß, dass Zölle keine Billionenquelle sind, sondern ein Nebenposten im Haushalt.
Auch im Verhältnis zum Staatshaushalt wird die Absurdität sichtbar. 18 Billionen Dollar entsprächen dem Vierfachen der jährlichen Bundesausgaben der Vereinigten Staaten. Um eine solche Summe allein über Zölle einzunehmen, müssten entweder sämtliche Importe mit ruinösen Abgaben belegt werden oder die US-Wirtschaft hätte sich in kürzester Zeit vervielfacht. Beides ist ökonomisch ausgeschlossen.
Hinzu kommt ein Punkt, der in der öffentlichen Darstellung häufig unterschlagen wird und für jede seriöse Einordnung entscheidend ist: Zölle sind kein Geld, das vom Ausland in die Staatskasse fließt. Sie werden von amerikanischen Importeuren gezahlt und in der Praxis an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergereicht. Zölle wirken wie eine indirekte Steuer im Inland. Sie verteuern Waren, drücken auf die Kaufkraft und belasten Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette. Sie sind kein Geschenk, sondern eine Umverteilung mit realen Kosten. Die 18-Billionen-Behauptung fügt sich in ein bekanntes Muster. Schon in seiner ersten Amtszeit erklärte Trump wiederholt, Handelskriege seien leicht zu gewinnen. Gleichzeitig mussten US-Farmer mit milliardenschweren Hilfsprogrammen gestützt werden, um Verluste aus Gegenzöllen abzufedern. Er sprach von einem boomenden Staatshaushalt, obwohl das Haushaltsdefizit wuchs. Zahlen wurden nicht erklärt, sondern inszeniert. Größe ersetzte Genauigkeit.
Auch kleinere, scheinbar realistischere Zielmarken halten einer Überprüfung nicht stand. Selbst die zeitweise in Aussicht gestellten 300 Milliarden Dollar an jährlichen Zolleinnahmen wurden nie erreicht. Die offiziellen Treasury-Daten liegen deutlich darunter. Schon diese Marke hätte eine massive Ausweitung und Erhöhung der Zölle vorausgesetzt – mit entsprechend höheren Belastungen für Wirtschaft und Verbraucher. Von 18 Billionen ganz zu schweigen.

Was will man von jemanden auch erwarten, der sich zum Beispiel zur Weihnacht 2025 so präsentiert?
Donald J. Trump
Position: Präsident der Vereinigten Staaten
Kurzbiografie:
45. und 47. Präsident der USA, Unternehmer, Reality-TV-Star. Kehrte 2025 nach einer beispiellosen Wahlperiode ins Weiße Haus zurück. Seine politische Karriere ist von Populismus, Nationalismus und juristischen Konflikten geprägt.
Ansichten:
America First, Isolationismus, Ablehnung von Institutionen wie NATO und UN, radikale Migrations- und Wirtschaftspolitik. Gegner von „Wokeness“, Diversitätsprogrammen und Klimaschutz.
Skandale:
Trump wurde 2023 in mehreren Punkten strafrechtlich angeklagt, darunter Wahlbeeinflussung und Geheimnisverrat. Eine Verurteilung wegen Fälschung von Geschäftsdokumenten liegt vor. Zudem war er zweimal angeklagt worden (Impeachment) und ist weiterhin in diverse rechtliche Auseinandersetzungen verstrickt.✅ Faktencheck:
Unternehmen / Projekt
Status / Bewertung
DetailsTrump Airlines (Trump Shuttle)
❌ GESCHEITERT
1989 kaufte Trump die Eastern Air Shuttle für 365 Mio. $, größtenteils fremdfinanziert. Die Luxus-Ausstattung (Goldbeschläge, Teppiche) brachte keine neuen Kunden. 1992 musste die Airline unter Druck der Banken an US Airways abgegeben werden.Trump Casinos
❌ GESCHEITERT
Trump Taj Mahal, Trump Plaza, Trump Marina – alle mussten Insolvenz anmelden. Trumps Casino-Imperium (Trump Entertainment Resorts) meldete zwischen 1991 und 2009 viermal Insolvenz an. Investoren verloren hunderte Millionen Dollar.Trump Mortgage
❌ GESCHEITERT
Gegründet 2006 – kurz vor der Finanzkrise. CEO war ein ehemaliger DJ ohne Bankerfahrung. 2007 de facto geschlossen. Trump behauptete, es würde „die größte Hypothekenfirma der Welt“, obwohl keine Expertise vorhanden war.Trump University
❌ GESCHEITERT & ILLEGAL
Wurde wegen Betrugs verklagt. Es handelte sich um ein nicht-akkriditiertes „Seminar-Programm“. 2016 zahlte Trump 25 Millionen $ Schadenersatz. Ein Richter nannte das Vorgehen „systematischen Betrug an Rentnern und Geringverdienern“.Trump Vodka
❌ GESCHEITERT
2006 mit großem Marketing gestartet („Success Distilled“), aber schlechte Verkaufszahlen – 2011 wurde die Produktion eingestellt. Der russische Markt, auf den Trump hoffte, wollte das Produkt nicht.Trump Steaks
❌ GESCHEITERT
Exklusiv über Sharper Image verkauft – die Kooperation wurde 2007 nach sehr kurzer Zeit eingestellt, weil der Absatz „katastrophal“ war.Trump Magazine
❌ GESCHEITERT Luxuriöses Hochglanzmagazin mit seinem Namen, startete 2006 – und verschwand bis 2009 wieder, weil Werbekunden ausblieben.Trump Water / Ice
⚠️ UMSTRITTEN / NISCHENPRODUKT Wurde oft als „Trump Ice“ verkauft – hauptsächlich in seinen eigenen Hotels. Keine relevante Marktbedeutung.Trump Foundation
❌ AUFGELÖST + ILLEGAL
Vom New Yorker Generalstaatsanwalt aufgelöst. Trump nutzte Stiftungsgelder für persönliche Ausgaben. Ein Gericht verurteilte ihn zur Zahlung von 2 Mio. $ wegen „illegaler Selbstbereicherung“.GoTrump.com
❌ GESCHEITERT
Reisesuchmaschine (2006), existierte nur kurz – kaum Nutzer.Trump Tower Tampa
❌ GESCHEITERT
Geplantes Luxus-Hochhaus, niemals gebaut, Investoren verklagten Trump.Trump: The Game
❌ GESCHEITERT
Brettspiel (1989, Reboot 2004), wurde schnell aus dem Verkauf genommen wegen mangelndem Interesse.Trump Network (Vitamin-Multi-Level-Marketing)
❌ GESCHEITERT
MLM-Vitaminprojekt, 2009 gestartet, 2011 verkauft und eingestellt.Trump Hotels in Baku, Toronto, Panama
❌ GESCHEITERT + KORRUPTIONSVORWÜRFE Alle Projekte wurden abgebrochen oder verkauft, oft mit Klagen oder politischen Skandalen verbunden.China Connection
⚠️ UMSTRITTEN
Trotz harter Rhetorik unterhielt Trump Bankkonten in China und bemühte sich dort aktiv um Markenrechte – 38 chinesische Marken wurden ihm während seiner Präsidentschaft genehmigt.Bankrotte
❗VIELE – mind. 6 dokumentiert Mindestens sechs Insolvenzen: 1991 (Trump Taj Mahal), 1992 (Trump Plaza Hotel), 2004 (Trump Hotels & Casino Resorts), 2009 (Trump Entertainment Resorts). Trump behauptet, er habe „nur das System genutzt“.
Hier liegt der eigentliche Kern des Problems. Große Zahlen entfalten Wirkung, selbst dann, wenn sie faktisch falsch sind. Werden sie nicht eingeordnet, nicht überprüft und nicht ins Verhältnis gesetzt, verwandeln sich Ankündigungen in vermeintliche Erfolge. Die Realität verschwindet hinter der Größe der Behauptung. Ein nüchterner wirtschaftlicher Blick lässt dafür keinen Spielraum. Zolleinnahmen können steigen oder fallen. Sie können kurzfristig Einnahmen bringen. Aber sie unterliegen klaren Grenzen: dem tatsächlichen Handelsvolumen, der Preiselastizität der Nachfrage und den Reaktionen anderer Staaten. Wer diese Grenzen ignoriert, verlässt den Bereich der Ökonomie und betritt den der freien Behauptung.
Viele reagieren auf solche Aussagen mit Gleichgültigkeit. Ach quatsch, mir reichen die Infos so. Das ist nachvollziehbar. Niemand hat Zeit, jede Tabelle des Finanzministeriums zu lesen, geschweige das medial mit einfließen zu lassen. Aber genau hier liegt das Risiko. Denn verkürzte oder falsche Darstellungen wirken. Sie prägen Wahrnehmung, verschieben Maßstäbe und setzen Vergleichsrahmen. Ein Meinungsbild entsteht nicht aus einer einzigen Lüge, sondern aus der Wiederholung unbelegter Behauptungen, unabhängig davon, ob diese national oder international wahrgenommen werden. Es entscheidet darüber, ob wirtschaftliche Kompetenz erkannt oder nur behauptet wird. Und am Ende beeinflusst es politische Urteile – oft, ohne dass sich die Betroffenen dessen bewusst sind.
18 Billionen Dollar aus Zöllen existieren nicht. Sie haben nie existiert. Und sie werden auch durch Wiederholung nicht real. Gefährlich ist nicht nur die Behauptung selbst, sondern das Umfeld, das sie ungeprüft weiterträgt. Genau hier beginnt die Verantwortung von Journalismus: nicht bei der Größe der Zahl, sondern bei ihrer Wahrheit.
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