Der Moment, in dem Trump einknickte – und die Epstein-Akten plötzlich doch freigibt

VonRainer Hofmann

November 20, 2025

Donald Trump wollte dieses Thema unter Verschluss halten. Wochenlang hatte er sich dagegen gestemmt, dass der Kongress ihn zwingt, die Akten über Jeffrey Epstein offenzulegen. Er konnte es blockieren, verzögern, zerreden – und tat es auch. Doch am Mittwoch war Schluss. Der politische Druck aus seiner eigenen Partei wurde so groß, dass er nachgab und das Gesetz unterschrieb, das ihn jetzt zwingt, genau das zu tun, was er monatelang verhindern wollte.

Das Besondere daran: Trump hätte die Akten längst freiwillig freigeben können. Niemand hinderte ihn daran. Doch statt Klarheit zu schaffen, entschied er sich für das Gegenteil – und lieferte nun bei, als es nicht mehr anders ging. In seinem Versuch, die Niederlage umzudeuten, griff er zu einer altbekannten Ausweichbewegung. In einem Beitrag in den sozialen Medien behauptete er, die Demokraten würden das Epstein-Thema nutzen, „um von unseren WAHNSINNIGEN Erfolgen abzulenken“. Ein Satz, der eher wie ein letztes Aufstampfen wirkte als wie eine Erklärung. Denn die Wahrheit liegt offen auf dem Tisch: Der Kongress hat ihn überstimmt, und er musste handeln.

Donald Trump behauptet in seinem Post, Jeffrey Epstein sei politisch den Demokraten zuzurechnen gewesen, habe ihnen Geld gespendet und sei mit bekannten demokratischen Persönlichkeiten in Verbindung gestanden. Er betont mehrfach, dass die Ermittlungen 2019 während seiner eigenen Amtszeit vom republikanisch geführten Justizministerium eingeleitet wurden. Trump stellt die heutige Veröffentlichung der Epstein-Akten als sein eigenes politisches Verdienst dar und erklärt, er habe den Sprecher des Repräsentantenhauses sowie den republikanischen Mehrheitsführer im Senat aufgefordert, das Gesetz schnell zu verabschieden. Die nahezu einstimmige Zustimmung im Kongress führt er auf seine Intervention zurück.

Er behauptet, das Justizministerium habe dem Kongress bereits Zehntausende Dokumentenseiten übergeben. Gleichzeitig wirft er der Biden-Regierung vor, keine zusätzlichen Akten offengelegt zu haben. Der Rest des Posts besteht aus politischen Angriffen auf die Demokraten. Trump wirft ihnen vor, den Epstein-Komplex zu nutzen, „um von republikanischen Erfolgen abzulenken“. Dazu zählt er eine lange Liste politischer Maßnahmen und Behauptungen aus seiner Sicht auf. Außerdem behauptet er, die Demokraten würden mit dem Thema letztlich „sich selbst schaden“.

Das Gesetz, das er jetzt unterschrieben hat, ist eindeutig. Das Justizministerium muss innerhalb von 30 Tagen sämtliche Akten, E-Mails und internen Kommunikationsstränge veröffentlichen, die Jeffrey Epstein betreffen – inklusive aller Informationen über die Ermittlungen zu seinem Tod im Bundesgefängnis von New York im Jahr 2019. Schwärzen dürfen die Behörden nur dann, wenn es um den Schutz der Opfer im Rahmen laufender Verfahren geht. Doch sie dürfen nichts zurückhalten, weil es politisch unangenehm ist oder jemanden in ein schlechtes Licht rückt. Genau dieser Punkt dürfte noch für Zündstoff sorgen.

Dass Trump sich am Ende fügt, zeigt, wie weit der auch öffentlich Druck gestiegen war. Die Republikaner im Kongress hatten sich von ihm abgesetzt, Abgeordnete und Senatoren wollten die Veröffentlichung durchsetzen, egal ob der Präsident mitzieht oder nicht. Und als der Widerstand im Weißen Haus zusammenbrach, blieb Trump nur noch die Möglichkeit, das Ganze als eigenen Schritt zu verkaufen. Doch die politische Welt weiß, was wirklich passiert ist. Der Präsident musste ein Gesetz unterschreiben, das nicht seiner Entscheidung entsprang, sondern seiner Niederlage. Und es zwingt das Justizministerium nun dazu, Antworten zu liefern, die seit Jahren im Schatten liegen.

Es ist ein Wendepunkt, den selbst Trump nicht mehr überspielen konnte. Ein Moment, der zeigt, dass selbst ein Präsident, der gewohnt ist, alles zu kontrollieren, manchmal schlicht überstimmt wird. Und es ist der Beginn einer Phase, in der viele Namen, viele Abläufe und viele Entscheidungen aus den letzten Jahrzehnten ans Licht kommen werden. Die nächsten 30 Tage werden zeigen, wie weit dieses Licht reicht. Und wer alles gehofft hatte, es würde für immer dunkel bleiben.

Updates – Kaizen Kurznachrichten

Alle aktuellen ausgesuchten Tagesmeldungen findet ihr in den Kaizen Kurznachrichten.

Zu den Kaizen Kurznachrichten In English
Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest
2 Comments
Älteste
Neueste Meistbewertet
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Observer
Observer
3 Stunden zuvor

…nachdem alles monatelang redigiert wurde

2
0
Deine Meinung würde uns sehr interessieren. Bitte kommentiere.x