Es wird immer enger für Trump – Die Verbindung, die keiner sehen sollte – und die er bis heute nicht erklären kann

VonRainer Hofmann

November 18, 2025

Es gibt politische Geschichten, die lange im Dunkeln liegen, bis ein Fund alles aufreißt. Eine Auswertung privater Nachrichten aus Jeffrey Epsteins Kommunikationsarchiv gehört genau in diese Kategorie. Sie zeigt, dass Epstein in den Monaten vor seiner Festnahme direkten Zugang zu Donald Trumps innerstem Machtzirkel hatte – und dass Steve Bannon, der Chefstratege des Trumpismus, sich aktiv bemühte, Epstein politisch und öffentlich zu schützen. Was wie ein unheilvolles Echo aus der Vergangenheit wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als minutiös dokumentierte Realität. Die Nachrichten, an die der Aufsichtsausschuss des Repräsentantenhauses gelangt ist, zeichnen ein Bild, das so wenig zu Trumps späterer Distanzierung passt wie kaum etwas sonst. Während der Präsident öffentlich betonte, Epstein längst aus seinem Leben gestrichen zu haben, lief der tatsächliche Kontakt in eine völlig andere Richtung. Epstein schrieb Bannon nicht nur über kleinste Verschiebungen in der Machtbalance im Weißen Haus – er übermittelte Informationen, die nur jemand kannte, der Zugang zu Trump selbst oder zu dessen engstem Umfeld hatte.

Die Nachrichten beginnen im März 2019. Was Epstein an diesem Nachmittag an Bannon schrieb, war weit mehr als Tratsch aus dem West Wing. Es waren Einblicke, die nur die oberste Führungsriege kannte: Trumps wachsende Frustration über seinen Vizepräsidenten Mike Pence, der Gedanke, ihn durch Mike Pompeo zu ersetzen, und eine absurde, aber offenbar reale Episode, in der Trump sowohl John Kelly als auch Jared Kushner aufforderte, sich gegenseitig aus dem Amt zu drängen.

Epstein schrieb um 14:46:08: „Djt. Jetzt wirklich sauer auf Pence“ Um 14:46:55: „denkt Pompeo wäre besser als Vizepräsident“ Um 14:47:12: „Sagt Pence ist nicht wirklich loyal“ Und schließlich um 14:47:38: „Und ja, er hat Kelly gebeten, Jared loszuwerden, und dann Jared gebeten, Kelly loszuwerden. Ganz normal sozusagen“ Bannon reagierte sofort, um 14:46:31: „Wie hast du das gehört und warum ist er so drauf“ Dann um 14:50:06: „Deshalb läuft alles so schief“ Und um 14:50:17: „Pompeo viel besser als Vizepräsident“ Nichts davon war öffentlich. Und doch lag Epstein damit Monate vor den Medienberichten richtig. Das ist kein Zufall, sondern ein Hinweis auf eine Verbindung, die Trump bis heute kleinredet – und die in diesen Nachrichten greifbar wird.

Besonders heikel wird es mit einer Nachricht vom 28. Juni 2019. Epstein schrieb Bannon um 10:58: „Jetzt verstehst du, warum Trump nachts schweißgebadet aufwacht, wenn er hört, dass du und ich befreundet sind.“ Bannons Antwort um 10:59: „Gefährlich.“ Es ist ein Satz, der alles trägt, was Trump später abstreiten wollte. Epstein glaubte, dass Trump von seinem Austausch mit Bannon wusste – oder bald wissen würde. Und wenn man berücksichtigt, welche Art von Informationen Epstein lieferte, ist das keine abwegige Annahme.

Ein zweiter Nachrichtenstrang erklärt, warum Epstein überzeugt war, Trump könne nervös werden. Anfang Dezember 2018 schrieb er einem anderen Kontakt: „ja danke. es ist verrückt. weil ich derjenige bin, der ihn zu Fall bringen kann.“ Eine Ankündigung, die ihre Wirkung erst entfaltet, wenn man die Monate davor und danach zusammensetzt: Epstein, der intime Einblicke in Trumps Umfeld hat; Bannon, der das politische Maschinenhaus des Trumpismus weiterhin bedient; und ein Präsident, der öffentlich behauptet, all das liege weit zurück, während hinter den Kulissen alles andere geschah. Doch die Kommunikation beschränkte sich nicht auf das Weiße Haus. Epstein war auch in Bannons europäische Projekte eingebunden – in jene Phase, in der Bannon in Europa eine Achse rechter Parteien schmieden wollte, mit Matteo Salvini, Viktor Orbán, Nigel Farage und Marine Le Pen als Knotenpunkten. Bannon schickte Epstein interne Briefings, die ihm sein Europa-Organisator Benjamin Harnwell zukommen ließ.

Am 22. Juli 2018 erhielt Epstein auf diesem Wege eine detaillierte Analyse zu Bannons Planungsstand. Epstein antwortete um 01:51:58: „9. Kreis“ Bannon schrieb zurück: „Lasst alle Hoffnung fahren, die hier eintreten“ Wenige Minuten später schickte Epstein noch eine Nachfrage: „Hicks?“ Bannon, knapp und trocken: „Gut gespielt, mein Herr“ Epstein wusste also, wer wann eingebunden war, wer reisen würde, welche Politiker Bannon einbeziehen wollte, und er sprach mit ihm darüber, als wäre er Teil des Projekts. Im März 2019 diskutierten die beiden dann in Echtzeit die neuen staatlichen Anklagen gegen Paul Manafort. Epstein schrieb um 11:22:18: „Manafort neue. York Anklagen. Sinnbildlich für das, was kommt“ Bannon antwortete um 11:26:12: „Hab’s gesehen– jetzt wird es ernst“ Epstein um 11:27:14: „Seine Wahl ist jetzt das Risiko. Attica“ Bannon um 11:27:52: „Lassen sie seinen Rollstuhl da überhaupt hoch“

Das alles wirkt wie der Blick in eine Schaltstelle, in der Politik, Justiz, Europa und persönliche Loyalitäten ineinandergriffen – und Epstein war mitten drin. Noch pikanter wird es jedoch in jenen Nachrichten, die sich auf die Wochen vor Epsteins Festnahme beziehen. Epstein und Bannon arbeiteten gemeinsam an einem Dokumentarprojekt, das Epstein rehabilitieren sollte.

Es ging um Interviews, prominente Gesprächspartner, Drehorte – und um Epsteins Privatinsel Little St. James, den Ort, an dem die Missbrauchsvorwürfe ihren Kern hatten. Um 03:58:06 am 6. Juli 2019 schrieb Epstein an Bannon: „Wir sind verabredet, zu ihm nach Cold Spring Harbor zu gehen. Ich gehe dann zum Flughafen und zur Insel. Für den Rest der Woche.“ Bannon fragte um 03:59:04: „Wenn wir es einrichten können, können wir auf der Insel drehen?“ Epsteins Antwort, fünf Sekunden später: „Ja“ Bannon schrieb um 03:59:23: „Perfekt“ Das ist keine Andeutung, keine Vermutung. Es ist der dokumentierte Plan, auf jener Insel zu drehen, die seit Jahren Symbol für Epsteins Verbrechen war. Und es zeigt, wie weit diese Zusammenarbeit reichte – bis in die allerletzten Stunden. Denn am Nachmittag schrieb Bannon um 16:35:17: „Können wir späten Vormittag machen, sagen wir 11 Uhr“ Epstein antwortete um 16:37:20: „Alles abgesagt“ Bannon darauf: „Du kommst nicht?“ Es folgen keine weiteren Nachrichten.

Zu diesem Zeitpunkt war Epstein bereits in Teterboro festgenommen worden. In einem weiteren Vorgang diskutierten Epstein und Bannon sogar Diplomaten auf höchster Ebene. Am 17. Juni 2019 stellte Epstein ihm „Miro“ vor – Miroslav Lajčák, damaliger Außenminister der Slowakei, OSZE-Vorsitzender und früherer Präsident der UN-Generalversammlung. Epstein schrieb um 07:07:23: „Aktuell. Slowakischer Außenminister. Aktueller Vorsitzender OSZE. Früher Präsident Vereinte Nationen“ Bannon reagierte um 07:08:01: „Ja ja ja“ Dann um 07:08:21: „Pompeo und Kiron Skinner“ Und um 07:08:30: „Ich kümmere mich drum“ Diese Gespräche beweisen nicht, dass Epstein in der Außenpolitik mitmischte. Aber sie zeigen, dass er sich in einem Umfeld bewegte, in dem solche Kontakte selbstverständlich diskutiert wurden.

Am Ende ergibt sich ein Bild, das die politische Selbstbeschreibung der vergangenen Jahre erschüttert: Jeffrey Epstein bewegte sich bis kurz vor seiner Festnahme mitten in jenem Umfeld, das Donald Trump öffentlich nicht mehr kennen wollte. Er übermittelte geheime interne Informationen aus dem Weißen Haus, war Teil von Bannons Projekten in Europa, diskutierte über Manafort, Diplomaten, Drehorte, Strategien – und schrieb nur eine Woche vor seiner Festnahme, dass Trump nachts aufschrecke, wenn er höre, dass er und Bannon befreundet seien. Es ist die Geschichte über Nähe, Macht und Angst. Und es ist eine Geschichte, die Trump bislang nicht beantworten konnte.

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Claudia
Claudia
10 Stunden zuvor

Uff, das ist heftig.

noname
noname
10 Stunden zuvor

Ich vermute, dass Miller zu diesem Zeitpunkt die Bereinigung von Trump’s Alpträumen übernommen hat…

Anja
Anja
9 Stunden zuvor

Boah, wie hieß es so schön „Drain the swamp“

Muras R.
Muras R.
9 Stunden zuvor

Oh oh 🫤 und wann nochmal wurde J.E. tot aufgefunden 🤔

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