Hollywood unter Zoll – Trumps Krieg gegen das Kino der Welt

VonRainer Hofmann

September 29, 2025

Donald Trump hat wieder einmal eine Idee in die Welt gesetzt, die an Absurdität kaum zu überbieten ist. In einem wütenden Post auf seiner Plattform Truth Social erklärte er, das Filmgeschäft sei „Hollywood und den Vereinigten Staaten gestohlen“ worden. Die Lösung? Ein hundertprozentiger Einfuhrzoll auf sämtliche Filme, die außerhalb der USA produziert werden. Mit anderen Worten: Trump will das globale Kino mit einer Steuer belegen, die der Logik nach ins Leere laufen muss. Denn wie genau besteuert man etwas, das längst nicht mehr in Containerhäfen ankommt? Filme reisen heute nicht in Zelluloidrollen über den Atlantik, sondern in Datenströmen. Netflix, Amazon, Disney+, Arte, BBC – sie senden in Sekunden über Server, Satelliten und Glasfaserkabel. Es gibt keine Zollschranke, die man digital passieren muss, keine Container, die man aufhält, und keine physischen Waren, die man mit einem Stempel belegen könnte. Trumps Ankündigung wirkt wie der Versuch, mit einem Schlagbaum den Wind zu stoppen.

Noch unklarer ist, auf welcher juristischen Grundlage dieser Zoll überhaupt ruhen sollte. Schon bei seinen Handelskriegen gegen China oder die EU hatte Trump sich auf das nationale Sicherheitsrecht berufen oder auf das Narrativ einer „wirtschaftlichen Notlage“ durch Handelsdefizite. Doch während man Autos oder Stahl mit viel politischem Willen unter das Label „Sicherheitsinteresse“ zwingen konnte, wird es schwer, einen französischen Autorenfilm oder eine koreanische Serie zur Bedrohung der nationalen Verteidigung zu erklären. Ein Oscar-Gewinner aus Mexiko ist kein Panzer, der amerikanische Grenzen überrollt. Was bleibt, ist ein weiterer Beweis für Trumps Vorstellung von Kultur als Besitzstand. Für ihn ist das Kino nicht globale Kunst, sondern ein amerikanisches Monopol, das verteidigt werden müsse wie ein Stück Land oder eine Industrieanlage. Dass gerade die Offenheit für internationale Impulse Hollywood einst groß gemacht hat – von europäischen Exilanten in den 1930er Jahren über Italo-Regisseure in den 1960ern bis zu globalen Koproduktionen der Gegenwart – passt nicht in diese Logik. In Trumps Welt ist jedes ausländische Bild eine Gefahr, jedes Drehbuch von außen ein Diebstahl.

Man könnte über all das lachen, wenn es nicht so symptomatisch wäre. Der Präsident der Vereinigten Staaten erklärt die Welt zu einem Zollgebiet, in dem Kultur nur nach seiner Pfeife tanzen darf. In Wahrheit aber zeigen gerade die globalen Erfolge von Filmen wie „Parasite“ oder „Everything Everywhere All at Once“, dass Kunst nicht in Grenzen denkt und dass Vielfalt kein Raub, sondern Bereicherung ist. Trump jedoch verkauft den Menschen die Illusion, man könne eine Branche, die längst grenzenlos geworden ist, mit Zöllen einfrieren.

Ein Präsident, der die Fantasie besteuern will – das klingt nach schlechter Satire, ist aber bittere Realität. Und es offenbart ein gefährliches Muster: Wo Trump keine Antworten hat, setzt er auf Strafzölle, als ließe sich die Welt mit immer höheren Mauern ordnen. Doch Kultur kennt keine Mauer, kein Zollhaus, kein Tor, an dem man sie aufhalten könnte. Sie findet ihren Weg – selbst an einem Präsidenten vorbei, der glaubt, man könne das Kino der Welt mit einem Federstrich enteignen.

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Ela Gatto
Ela Gatto
2 Stunden zuvor

Eigentlich jeder Film wird heute international gedreht.
Verschiedene Drehorte, Tonstudios, Schnitt, Anime, Digitaleffects.

Der erste Schritt in Richtung Zensur.
Was nicht seiner Linie entspricht, gefährdet die nationale Sicherheit.

Russland, China, diverse arabische Länder machen es vor.

Allerdings nicht mit Zöllen, sondern einfach mit Verboten.

Ob sich nun endlich was in Hollywood regt?
Bisher ist da ja auch mehr Schweigen als Kritik.

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