Kein Zimmer für den Vize – Ein Landgasthof, ein Senator und ein Personal, das Haltung zeigt

VonRainer Hofmann

August 15, 2025

Es gibt Momente, in denen sich Weltpolitik nicht in Konferenzzentren oder Gipfeltreffen entscheidet, sondern zwischen Biertresen und Kaminfeuer. Charlbury, Oxfordshire, ein Ort, an dem normalerweise höchstens der Kampf zwischen „Bitter“ und „Lager“ eskaliert, erlebte in diesen Tagen ein Drama, das selbst Shakespeare nicht schärfer hätte inszenieren können.

JD Vance, Vizepräsident und wandelnde Verkörperung der politischen Spaltung Amerikas, wollte im ehrwürdigen „The Bull“ einkehren – ein Gasthof, dessen Efeuwände schon so manchem gescheiterten Tory den Tränenfluss erleichtert haben. Doch diesmal lief es anders: Das Personal kündigte an, lieber kollektiv zu Hause zu bleiben, als dem Gast aus Übersee auch nur ein Pint einzuschenken. Eine sanfte, aber unmissverständliche Form des Widerstands – und vielleicht die charmanteste Kündigung eines Reservierungstisches in der Geschichte der Diplomatie.

Draußen auf der Straße, zwischen Schildern, Trommeln und einem Transparent, das Vance als „Kriegsverbrecher“ brandmarkte, tanzten rund hundert Menschen unter dem Motto „Dance Against Vance“. Ein Protest, der weniger nach Wasserwerfern und Schlagstöcken roch, sondern nach Tee, Humor und der leisen Freude daran, dass selbst ein mächtiger Mann manchmal vor einer geschlossenen Tür steht. Am Ende blieb Vance nur die Wahl, woanders zu speisen – und dem „The Bull“ die Ehre, für einen Abend der sicherste Ort Europas zu sein. Die Moral dieser Geschichte? In einer Welt, in der Staatschefs Panzer über Grenzen schicken, kann ein „Nein, Sir“ aus der Küche eines englischen Landgasthofs mehr Gewicht haben, als es auf den ersten Blick scheint.

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Axel Hachenberger
Axel Hachenberger
1 Monat zuvor

Unglaublich. In Deutschland wäre dieser erfreuliche Affront nicht denkbar. Danke, England!

Carolina
Carolina
1 Monat zuvor

Auch in Deutschland gibt es stabile Gastwirte, die AfD Politiker nicht willkommen heißen.

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Super! Hut ab vor dem Mut
Mehr Rückgrat als 99% der Politikwelt.

Und Vance wird innerlich schäumen und nach Alaska weinend zu Trump rennen.
Damit er mit Zölle diese Meuterei bestraft …

Ein Dank an die mutigen Menschen dort und ein Dank für den Bericht.
Denn er gibt Hoffnung.

Helga Bahr
Helga Bahr
1 Monat zuvor

Wunderbar, sowas hier bei uns? Eher nicht, leider

Geisler Manfred
Geisler Manfred
1 Monat zuvor

🤩 genial

Elisabeth Lange
Elisabeth Lange
1 Monat zuvor

Großartig, die Briten machen das super! Auf so eine Idee muss man erst mal kommen.
Ich bin begeistert, herzlichen Dank an die Angestellten des Restaurants ♥️♥️♥️

Patricia Lösche
Patricia Lösche
1 Monat zuvor

Klasse 👏👏👏Hoffentlich musste er noch lange nach Tisch und Bett suchen. Noch besser wäre es, er hätte hungrig im Auto übernachten müssen, weil niemand ein Zimmer für ihn hatte und in jeder Bar, jedem Restaurant das Personal just in dem Moment frei bekam, als er sich an einen Tisch setzte. Und das alles mit einer Pressemeute auf den Fersen.

Last edited 1 Monat zuvor by Patricia Lösche
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