Zwischen Trump und Trump – PR im Stil der Rechten

VonRainer Hofmann

September 25, 2025

Im Rosengarten des Weißen Hauses hängt kein Porträt der Geschichte, sondern ein Manifest der Macht. Links Trump, rechts Trump – und dazwischen kein Mensch, kein Gesicht, kein Vorgänger, sondern ein metallener Arm, ein technisches Gelenk, ein kalter Stift, der automatisch eine Signatur auf Papier setzt. Der Autopen ersetzt Joe Biden. Das Bild wirkt wie eine Farce, eine geschmacklose Spielerei, doch es ist die präzise Inszenierung einer Politik, die den Gegner nicht mit Argumenten bekämpft, sondern durch Bilder vernichtet. Trump prangt doppelt, Biden wird entmenschlicht, auf eine Maschine reduziert, die keine Würde kennt. Die Botschaft ist unübersehbar: Ich bin real, er war nur Mechanik. Ich bin Macht, er war Funktion.

Dass diese Demütigung nicht zufällig viral ging, ist Teil des Kalküls. Karoline Leavitt, jung, makellos, Pressesprecherin der Regierung, verbreitete die Aufnahmen über ihren offiziellen Account – und sie stützte sich nicht auf neutrale Kanäle, sondern zitierte Breitbart. Breitbart, die Plattform, die Steve Bannon stolz als „Plattform der Alt-Right“ bezeichnete, die seit Jahren rassistische Verschwörungstheorien speit, den Hass gegen Muslime schürt und die Entmenschlichung zur Methode erhoben hat. Breitbart wird damit zur Stimme der Regierung, die Grenze zwischen Propaganda und Politik aufgehoben. Es ist kein Zufall, sondern ein Signal: Extremismus trägt jetzt Siegel, wird nicht mehr am Rand gepredigt, sondern im Zentrum der Macht verlautbart.

Die Perfidie liegt in der Verdoppelung: Biden wird zum Autopen degradiert, und diese Erniedrigung wird nicht nüchtern kommuniziert, sondern über eine Plattform, die selbst Synonym für Hetze ist. Das Bild sagt: Der Gegner ist Maschine. Der Kanal sagt: Unsere Quelle ist Hass. Und Leavitt ist die Figur, die diese beiden Ebenen verbindet. Sie ist das lächelnde Gesicht eines Apparats, der das Gift vergoldet. Breitbart wird durch sie hoffähig, rechtsextreme Narrative erhalten den Stempel der Staatlichkeit, und die Propaganda zieht sich einen professionellen PR-Anzug an.

Man kennt diese Ästhetik. Stalin ließ Gegner aus Fotos tilgen, Mussolini stellte sich in übermenschliche Posen, die Nationalsozialisten entwarfen Bilderwelten, in denen ihre Feinde entweder verschwanden oder zur Karikatur verformt wurden. Es ist das Muster aller autoritären Systeme: Der Gegner darf nicht existieren, außer als Entwürdigung. Im Rosengarten wiederholt sich dieses Muster – mitten in der Demokratie, mit goldenen Rahmen, vor laufenden Kameras. Trump ist doppelt präsent, Biden nicht existent. Stattdessen steht dort eine Maschine, die nichts denkt, nichts fühlt, nur schreibt.

Und Europa? Es sieht zu. Es hofiert Trump, es schließt Verträge, es gratuliert. Als hinge dort nichts weiter als Dekor. Als sei es normal, dass im Weißen Haus Nazi-Propaganda zitiert wird. Als sei es gleichgültig, dass die Demokratie selbst zur Maschine degradiert wird. Europa spricht von transatlantischen Werten und beugt sich gleichzeitig vor einem Präsidenten, der im eigenen Garten zeigt, wie man Gegner vernichtet. Es ist willige Blindheit, geboren aus Angst vor Isolation und Gier nach Märkten, und sie ist nicht weniger beschämend als das Bild selbst. Und Trump weiß, wie man diese Leerstelle füllt: Er hängt sich doppelt an die Wand, verdrängt, erdrückt, überhöht. Mit jedem Rahmen, mit jedem Tweet, mit jeder PR-Inszenierung wird die Republik mehr zur Diktatur in der nur einer lebt – und alle anderen zu Schatten werden.

Dies ist kein Spaziergang durch die Geschichte, es ist ein Spaziergang durch den Zynismus. Goldene Rahmen, doppelte Porträts, eine Maschine statt eines Menschen. Karoline Leavitt gießt das alles in die Sprache der Macht, Breitbart macht es viral, und die Welt tut so, als sei es nur ein kurioses Bild. Doch es ist mehr: ein Mosaik der Erniedrigung, ein Lehrstück über die stille Transformation der Demokratie in Demagogie. Die Republik hängt im goldenen Rahmen. Der Autopen surrt. Trump lacht. Leavitt twittert. Europa schweigt. Und wir alle wissen: Dies ist kein Theater, dies ist der Anfang eines Protokolls.

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