Es war eine Nacht, die den Nahen Osten veränderte – und die Welt gleich mit. Am 13. Juni 2025 startete Israel eine großangelegte Militäraktion gegen das iranische Atomprogramm. Was zunächst wie eine gezielte Operation gegen Urananreicherungsanlagen aussah, entfaltete sich rasch zu einem umfassenden Schlag gegen Teherans militärische, nukleare und wirtschaftliche Infrastruktur. Die Vorbereitung war minutiös, die Durchführung lückenlos – und das politische Klima hatte sich derart zugespitzt, dass der Angriff fast zwangsläufig schien. Denn Israels Entscheidung fiel nicht in einem Vakuum. Sie war das Ergebnis eines sich über Jahre anbahnenden Dilemmas, beschleunigt durch einen Präsidenten, der mit Diplomatie abgeschlossen hatte, durch iranische Provokationen und die einmalige Schwächung der iranischen Stellvertretertruppen. Die Mossad-Offensive im Inneren des Irans bereitete den Weg für Luftschläge, die neben Atom- und Militärzielen auch die Öl- und Gasinfrastruktur trafen – und damit das Machtzentrum des Regimes selbst.
Dass dieser Moment kam, war keine Überraschung, wohl aber sein konkreter Ablauf. Trump hatte die Atomgespräche nie offiziell abgebrochen, doch faktisch waren sie tot: Fünf Runden, kein Fortschritt, permanente Blockaden seitens Teherans. Während Washington Zugeständnisse machte, verweigerte Iran jegliche Bewegung – vor allem bei der Urananreicherung. Trump warf der Führung später öffentlich vor, ihn hingehalten zu haben. Die IAEA erhob am 12. Juni offiziell schwere Vorwürfe: Iran habe geheime Standorte betrieben, nicht kooperiert, Spuren angereicherten Urans verschleiert. Die Erklärung, das Atomprogramm könne nicht länger als friedlich gelten, bestätigte Israels Linie – und war der letzte diplomatische Vorhang, der fiel. Zeitgleich begann Iran, Uran auf 60 Prozent anzureichern und drohte mit dem Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag. Diplomatie hatte keine Zukunft mehr, nur noch Risiken.
Und doch darf nicht übersehen werden, dass es – trotz massiver Warnungen – bislang keine gesicherten Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Bombenfertigung gibt. Auch nach den neuesten Auswertungen durch westliche Geheimdienste, darunter das IRIS-System, fehlen konkrete Belege dafür, dass Iran bereits über einen funktionsfähigen Zündmechanismus, die Herstellung von Metalluran oder ein vollständiges Triggersystem verfügt – also jene Schritte, die eine tatsächliche Bombenbauphase markieren würden. Es geht um ein potenzielles Risiko, nicht um eine nachgewiesene Atombombe. Die Sorge Israels gründet sich damit auf die strategische Logik der Prävention – nicht auf forensisch bestätigte Bedrohung. Dennoch war die Gelegenheit günstig: Hezbollah geschwächt, das Assad-Regime gefallen, Houthi-Milizen gelähmt, Hamas isoliert. Israels Führung nutzte das Zeitfenster – und schlug zu. Führende Kommandanten wurden getötet, Nuklearzentren beschädigt, Irans Luftabwehr zerschlagen. Teherans Vergeltung traf bislang Zivilisten – darunter eine ukrainische Familie. Khamenei schwieg sichtbar. Das Regime ist getroffen, aber nicht gebrochen.
Parallel dazu versucht Europa heute, einen letzten Rest diplomatischer Einfluss geltend zu machen. Am Freitag – also heute – treffen sich die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und des Vereinigten Königreichs in Genf mit Irans Chefdiplomaten Abbas Araghchi. Es ist die erste direkte Begegnung mit Teheran seit Beginn der Eskalation vor einer Woche. Die sogenannte E3-Initiative zielt darauf ab, eine völlige Entgleisung zu verhindern – und einen Verhandlungskanal offen zu halten. Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot erklärte, Europa sei zu neuen Gesprächen bereit – allerdings nur, wenn Iran überprüfbare Schritte zur Begrenzung seines Atom- und Raketenprogramms sowie seiner destabilisierenden Aktivitäten in der Region unternehme. In Washington schlägt Trump derweil einen anderen Ton an: Er fordert die „bedingungslose Kapitulation“ Teherans und erwägt offen weitere Luftangriffe. Was als Krisenmanagement beginnt, endet womöglich in einem geopolitischen Umbruch, der weit über die Region hinausreicht. Denn der Nahe Osten ist nicht mehr am Rand des Abgrunds – er ist mittendrin.