Wie eine deutsche Touristin zum Opfer seines Systems wurde

VonRainer Hofmann

März 6, 2025


Willkommen in Donald Trumps Amerika, wo selbst eine harmlose Europäerin, die einfach nur nach Hause will, plötzlich zur Bedrohung erklärt wird. Jessica Brösche, eine 29-jährige Berliner Tattoo-Künstlerin, wurde am 25. Januar an der Grenze zwischen Mexiko und den USA verhaftet. Ihr angebliches Verbrechen? Ein Touristenvisum, eine Tätowierausrüstung und der Verdacht, dass sie in den USA gearbeitet haben könnte. Was folgte, war ein wochenlanger Albtraum, der die ganze Willkür der amerikanischen Migrationspolitik unter Trump offenlegt.

Brösche wollte gemeinsam mit ihrer Freundin Nikita Lofving, einer in Los Angeles lebenden Modedesignerin, von Tijuana nach San Diego reisen. Während Lofving mit ihrem US-Pass problemlos einreisen konnte, wurde Brösche von den Grenzbeamten herausgezogen. Warum? Weil sie Tätowier-Equipment dabeihatte. In Trumps Amerika reicht das bereits aus, um als illegale Arbeiterin abgestempelt und verhaftet zu werden.

Eine Nacht in Gewahrsam? Nein, Wochen in der Hölle – Was dann folgte, hätte sich Brösche nicht einmal in ihren schlimmsten Träumen ausmalen können: Sie verschwand im amerikanischen Haftsystem, wo sie über eine Woche in Einzelhaft gesteckt wurde. Kein Richter, keine Anhörung, keine Antworten. Sie verbrachte acht Tage allein in einer Zelle, ohne Decke, ohne Kissen, umgeben von Schreien aus anderen Räumen. Lofving, die verzweifelt versuchte, ihre Freundin zu finden, berichtete später, dass Brösche so verzweifelt war, dass sie begann, gegen die Wände zu schlagen, bis ihre Knöchel bluteten.

Brösche wurde schließlich in das berüchtigte Otay Mesa Detention Center überstellt – eine privat betriebene Haftanstalt, die für ihre brutalen Bedingungen bekannt ist. Laut Brösche versuchte man dort, sie mit Beruhigungsmitteln ruhigzustellen. Doch anstatt sich mit Medikamenten gefügig machen zu lassen, kämpfte sie weiter um ihre Freilassung. Wochenlang bekam sie keine klaren Informationen über ihren Status. Ihr Verbrechen? Keines – außer, dass sie zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Während Brösche und ihre Unterstützer versuchten, Druck auf die Behörden auszuüben, wehrte sich das private Unternehmen, das das Gefängnis betreibt, gegen jede Kritik. Die Firma CoreCivic, die von der Trump-Administration Milliarden für das Betreiben solcher Haftzentren erhält, behauptete, es gebe keine Einzelhaft. Doch die Berichte von Insassen und Menschenrechtsorganisationen zeichnen ein anderes Bild: Psychischer Terror, unmenschliche Bedingungen und wochenlanges Festhalten ohne Anhörung sind hier an der Tagesordnung. Die deutsche Regierung? Schweigen im Angesicht der Unmenschlichkeit. Ein ganz schwacher Auftritt aller Farben.

Das deutsche Generalkonsulat in Los Angeles versuchte zwar, Brösche zu helfen, doch auch hier zeigte sich, wie machtlos Diplomatie gegen ein System ist, das Menschenrechte als zweitrangig betrachtet. Wochenlang hieß es, man arbeite an einer „zeitnahen Lösung“ – während eine junge Frau im Gefängnis auf ihren Abschiebeflug wartete. Donald Trumps Einwanderungspolitik richtet sich nicht nur gegen Migranten aus Lateinamerika oder muslimische Länder – sie betrifft uns alle. Die Festnahme von Jessica Brösche ist ein Paradebeispiel dafür, wie schnell jeder in Trumps Amerika zur Zielscheibe werden kann. Es reicht ein falsches Visum, ein Missverständnis, eine schlechte Laune eines Grenzbeamten – und schon wird aus einer Touristin eine Gefangene.

Lofving brachte es auf den Punkt, als sie in den sozialen Medien schrieb:´“Die Welt sollte wissen, dass es nicht sicher ist, hierher zu reisen. Wenn Amerika das Geld für den Tourismus verliert, werden sie sich vielleicht beim Thema Abschiebungen beruhigen. Der einzige Weg, dass diese Leute es kapieren, ist, ihre Brieftaschen zu treffen.“ Und genau hier liegt das Problem: Trumps Amerika agiert nicht rational, sondern nach der Devise „hart durchgreifen, egal gegen wen“. Die Rechtsstaatlichkeit, auf die die USA einst so stolz waren, ist längst einem brutalen, unberechenbaren System gewichen. Nach wochenlanger Inhaftierung wurde schließlich bekannt: Jessica Brösche soll am 11. März nach Deutschland abgeschoben werden. Ihre Freundin Lofving schrieb erleichtert: „Daumen drücken, dass es tatsächlich passiert.“ Doch die Frage bleibt: Warum musste eine unschuldige Frau einen Monat ihres Lebens in einem US-Gefängnis verbringen? Warum wurde sie behandelt wie eine Kriminelle, nur weil sie ein Tattoo-Kit dabeihatte? Und vor allem: Wie wird es weitergehen. Wir vermuten, dass wir uns auf Schlachten mit der ICE einstellen müssen und die Gewalt größer werden wird. Trump will das System ändern und er wird mit Erlass um Erlass das versuchen. Er hat größeres vor und es macht den Eindruck, dass er nicht nur die Menschen, sondern auch ganze Städte unter Kontrolle bekommen will. Aus internen Quellen erfuhren wir, dass Trump mit dem Gedanken spielt, die Nationalgarde für diese Zwecke zu „missbrauchen“. Warten wir es ab. Trump mag ein amerikanisches Problem sein – doch seine Politik geht uns alle etwas an.

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