Wie der FBI-Direktor die Festnahme von Kirks mutmaßlichem Mörder für Trump aufhob – Keystone Kash und die Inszenierung der Macht

VonRainer Hofmann

September 12, 2025

Es war ein Moment wie aus dem Drehbuch: Donald Trump saß am Freitagmorgen auf dem Sofa von „Fox & Friends“, als er die Nachricht verkünden durfte, die seine Anhänger elektrisieren sollte – der mutmaßliche Mörder von Charlie Kirk ist gefasst. Doch was wie ein spontaner Triumph klang, war offenbar minutiös vorbereitet. FBI-Direktor Kash Patel hatte die Festnahme über Stunden zurückgehalten, damit der Präsident die Schlagzeile selbst auf seinem Lieblingssender inszenieren konnte. Zwei Tage nach dem Attentat auf den Gründer von Turning Point USA gab Patel bekannt, dass der 22-jährige Tyler Robinson am Donnerstagabend um 22 Uhr in St. George, Utah, festgenommen wurde – Mitternacht an der US-Ostküste. Diese Information war nicht sofort an die Presse gegangen, nicht an Nachrichtenagenturen, nicht an die Öffentlichkeit. Stattdessen wartete man ab, bis Trump seine Bühne hatte. Es war der Präsident, nicht der oberste Strafverfolger der Nation, der den Moment beanspruchte.

Recherchen ergaben: FBI-Direktor Kash Patel hatte die Festnahme über Stunden zurückgehalten, damit der Präsident die Schlagzeile selbst auf seinem Lieblingssender inszenieren konnte.

Diese Choreografie wirft unangenehme Fragen auf. Das FBI ist der Inbegriff einer unabhängigen Behörde, deren Aufgabe es ist, Recht und Gesetz über politische Interessen zu stellen. Dass sein Direktor – ein Mann, der von Anfang an als loyaler Gefolgsmann Trumps galt, aber kaum operative Erfahrung in der Strafverfolgung mitbringt – einen solchen Schritt wählt, zeigt, wie tief die Grenze zwischen Justiz und politischer Inszenierung inzwischen eingerissen ist. Kritiker sehen in Patel nicht den unbestechlichen Hüter der Ermittlungen, sondern einen Statisten in einem Drehbuch, das Trump die maximale Kontrolle über den Moment gibt. Patel selbst ist kein Karrieremann aus den Reihen der Ermittler, sondern ein politischer Quereinsteiger. Er diente zuvor als Stabsmitarbeiter im Nationalen Sicherheitsrat und als loyaler Rechtsberater im Trump-Weißen-Haus, bevor er an die Spitze des FBI berufen wurde – ein Schritt, der schon damals scharfe Kritik hervorrief. Dass nun ausgerechnet er den Informationsfluss so steuert, dass er mit Trumps Fernsehauftritt synchronisiert wird, gilt vielen als Beleg dafür, dass seine oberste Loyalität nicht dem Gesetz, sondern dem Präsidenten gilt. Ehemalige FBI-Beamte warnten am Freitag, das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Bundespolizei werde damit weiter erschüttert.

Der mutmaßliche Täter: Tyler Robinson

Juristen, Journalisten, die davon wussten und Bürgerrechtsorganisationen reagierten scharf. Die ACLU sprach von einer „gefährlichen Politisierung eines Mordermittlungsverfahrens“ und warnte, dass die Verzögerung der Information „keinerlei ermittlungstaktischen Nutzen, sondern ausschließlich einen propagandistischen Zweck“ gehabt habe. Der ehemalige Bundesstaatsanwalt Glenn Kirschner sagte in einem Interview, es sei „schlicht beispiellos“, dass ein FBI-Direktor eine so zentrale Information zurückhält, um dem Präsidenten einen medialen Moment zu verschaffen. „Das ist nicht Rechtsstaat, das ist PR-Regie“, sagte er.

Für die Familie von Charlie Kirk, für seine Unterstützer und Gegner, ist die Nachricht der Festnahme eine Zäsur. Doch für den Rechtsstaat ist sie auch ein Test: Darf die Verkündung von Gerechtigkeit von Fernsehzeiten abhängen? Dürfen Ermittlungen zu einem Mordfall nach den Regeln der Medienlogik getaktet werden? Mit seiner Entscheidung, die Festnahme bis zum Fox-Auftritt des Präsidenten zurückzuhalten, hat Kash Patel ein Signal gesendet – und zwar nicht nur an Kriminelle, sondern an alle, die in den USA auf unabhängige Ermittlungen vertrauen. Die Frage, ob hier Recht oder Regie führte, wird die Debatte der kommenden Tage bestimmen. Sicher ist nur eines: Der Mord an Charlie Kirk hat nicht nur eine politische Bewegung erschüttert, sondern auch den Blick auf ein FBI, das sich immer mehr in den Bannkreis des Weißen Hauses begibt.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
4 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Sebastian
Sebastian
13 Tage zuvor

Das ist aber heftig. Ihr seid richtig super.

Last edited 13 Tage zuvor by Sebastian
Ela Gatto
Ela Gatto
12 Tage zuvor

Danke, dass Ihr das aufzeigt.

Hier hieß es nur „Täter gefasst“.

Das Zurückhalten der Verhaftung dient gleich mehreren Dingen.
1. Die Verschwörungstheorien wurden beteuert
2. Die Vorverurteilung von Demokraten, Linken, Queeren konnte ganz ungehindert fließen
3. Trumps persönliche Bühne

Ein Mensch ist tot (auch wenn er ein Faschist und Hetzer war(
Aber das Einzige was zählt ist das politische Momentum und Trumps Selbstinszenierung.

4
0
Would love your thoughts, please comment.x