Gainesville – Es ist ein Skandal, der weit über die Grenzen einer Hochschule hinausweist: An der juristischen Fakultät der Universität von Florida wurde ein 29-jähriger Jurastudent, Preston Damsky, mit dem renommierten „Buchpreis“ für die beste Seminararbeit ausgezeichnet. Das Thema seiner Arbeit? Die Behauptung, dass die Verfassung der Vereinigten Staaten ausschließlich für weiße Menschen verfasst worden sei. Der Preis, den Damsky erhielt, ist mehr als eine juristische Auszeichnung. Er ist ein Alarmsignal. Für eine Gesellschaft, die gerade dabei ist, ihre eigene Verfassung zu verraten. Damsky, ein öffentlich bekennender Antisemit und Anhänger der Ideologie der „weißen Vorherrschaft“ (englisch: white supremacy), forderte in seinem Text die Abschaffung des Wahlrechts für Nicht-Weiße, Tötungsbefehle gegen „kriminelle Infiltratoren“ an der Grenze und rechtfertigte Gewalt zur Wahrung der „ethnischen Souveränität“. Bewertet wurde der Text vom konservativen Bundesrichter John L. Badalamenti, der während der ersten Amtszeit Donald Trumps ins Amt gehoben wurde. Er war neben Ashley Grabowski, einer konservativen Bundesgerichtsschreiberin, Dozent des Seminars. Grabowski schwieg ebenfalls. Die Argumentation der Hochschulleitung: In einer öffentlichen Hochschule dürften Dozenten keine Noten auf Basis ideologischer Inhalte vergeben, sondern müssten sich allein an Form und Argumentationsstruktur orientieren. Doch genau hier zeigt sich die fatale Verwechslung von Neutralität mit Beliebigkeit. Denn die Verfassung der Vereinigten Staaten mag 1787 ohne Schutz für Nicht-Weiße geschrieben worden sein – aber die Nachkriegsverfassungszusätze des 13., 14. und 15. Artikels haben diesen Schutz eingeführt, verteidigt durch über 600 Grundsatzurteile des Obersten Gerichts bis 1941. Damskys Positionen widersprechen nicht nur der geltenden Rechtslage, sondern auch jeder zivilisatorischen Grundnorm.
Dass ein solcher Essay mit der Bestnote ausgezeichnet wurde, ist nicht nur eine juristische Absurdität, sondern eine moralische Katastrophe. Damsky schrieb: „Das Volk kann nicht erwarten, diesen demografischen Angriff auf seine Souveränität widerstandslos hinzunehmen.“ Und weiter: „Wenn die Justiz versagt, wird das Problem nicht durch das Abwägen der Waage der Gerechtigkeit gelöst, sondern durch das grausame Schwert ihrer Klinge.“ Ein kaum verklausulierter Aufruf zur Gewalt, ein intellektuell verbrämtes Manifest für rassistisch motivierten Umsturz – und dennoch wurde der Text als herausragende Leistung gefeiert. Die Universität verteidigte die Entscheidung zunächst unter Verweis auf akademische Redefreiheit und „Neutralität“. Erst als Damsky auf der von Elon Musk kontrollierten Plattform X weitere äußerst antisemitische und rassistische Aussagen verbreitete, darunter die Forderung, jüdische Menschen „mit allen notwendigen Mitteln zu beseitigen“, folgte seine Suspendierung und ein dreijähriges Campusverbot. Doch das Signal war da längst gesetzt: Wer das Ende der Gleichheit fordert, kann in Florida offenbar mit akademischer Anerkennung rechnen.
Der Fall fügt sich in eine politische Landschaft ein, die zunehmend von autoritären Tendenzen geprägt ist. Gouverneur Ron DeSantis hat wiederholt enge politische Verbündete in Hochschulleitungen berufen, zuletzt am 19. Juni 2025. Die Umbenennung eines Kurses von Professorin Carliss Chatman von „Rasse, Unternehmertum und Ungleichheit“ zu schlicht „Unternehmertum“ zeigt exemplarisch, wie tief die ideologische Kontrolle reicht. Damskys Verweise auf Autoren wie Sam Francis und Richard Lynn, beide bekannte Vertreter rassistischer Eugenik, machen deutlich, dass es sich nicht um einen Ausrutscher handelt, sondern um ein ideologisch konsistentes Weltbild. Dass ein rassistischer Aufsatz, der diese Rechtslage leugnet, von einem Bundesrichter mit einem Preis versehen wird, ist ein Alarmsignal. Es zeigt, dass sich ein Teil des amerikanischen Justiz- und Bildungssystems auf der falschen Seite der Geschichte einzurichten beginnt.
Die politische Dimension ist offensichtlich: Gouverneur Ron DeSantis hat enge Verbündete in die Leitung der Universität gebracht. Am 19. Juni 2025 wurden erneut drei konservative Beamte in Führungspositionen bestätigt. Der Einfluss ist real. Professorin Carliss Chatman, Gastdozentin an der Fakultät, sagte: „Ich darf mein Seminar nicht „Rasse, Unternehmertum und Ungleichheit“ nennen, aber ein Student darf manifestartige Artikel für weiße Vorherrschaft schreiben und wird dafür ausgezeichnet.“ Die Universität hat Damsky mittlerweile vom Campus verbannt, die Staatsanwaltschaft entzog ihm die Praktikumsstelle. Doch noch immer ist unklar, ob das Gericht Damsky letztlich exmatrikuliert. In Interviews gab er an, Anhänger der Autoren Sam Francis und Richard Lynn zu sein, beide bekannte Vertreter rassistischer Eugenik. Und: „Ich wäre froh, wenn der Richter ein weißer Nationalist wäre“, sagte Damsky in einem Interview. Man habe ihn einfach nur „für seine Ideen“ bestraft.

ohne Angst vor Schaden durch einen Mitstudierenden.
