Verzerrtes Aufbäumen – Wie Trumps Zölle die US-Wirtschaft 2025 ins Wanken bringen

VonRainer Hofmann

Juli 30, 2025

Die US-Wirtschaft ist in der ersten Jahreshälfte 2025 ins Schlingern geraten, und die turbulenten Zickzackbewegungen der Handels- und Zollpolitik unter Donald Trump haben tiefe Spuren in den Wachstumszahlen hinterlassen. Während das Bruttoinlandsprodukt im Frühjahr wieder zulegte, nachdem es zu Jahresbeginn noch leicht geschrumpft war, offenbart ein genauer Blick auf die Daten ein Bild voller Verzerrungen und fragiler Grundlagen. Laut Handelsministerium wuchs die Wirtschaft im zweiten Quartal um annualisierte 3 Prozent und übertraf damit die Prognosen. Doch die Zahl wirkt trügerisch. Denn im ersten Quartal hatte ein Rückgang um 0,5 Prozent gestanden, und beide Werte wurden massiv durch Handels- und Lagerbewegungen beeinflusst, die kaum die tatsächliche Dynamik widerspiegeln. Die entscheidende Rolle spielten Trumps schwankende Zölle: Firmen und Konsumenten hatten sich zu Jahresbeginn mit Importen eingedeckt, um drohende Abgaben zu umgehen. Diese Welle an Einfuhren ließ das Wachstum rechnerisch einbrechen, da Importe in der US-Volkswirtschaft vom BIP abgezogen werden. Im Frühjahr kehrte sich der Effekt um, weil die Unternehmen bereits voll eingelagert hatten und die Importe zurückgingen – rechnerisch ein Schub für das Wachstum, der in der realen Wirtschaft kaum zu spüren war.

Die Säulen des Bruttoinlandsprodukts – Konsumausgaben, Investitionen, Handel und Lagerbestände – zeigten ein gespaltenes Bild. Konsumausgaben wuchsen im zweiten Quartal nur mit 1,4 Prozent und damit weit schwächer als in den Vorjahren, obwohl die Reallöhne und Einkommen um 3 Prozent zulegten. Das signalisiert, dass die Verbraucher, die bislang als verlässliches Rückgrat der Konjunktur galten, zunehmend vorsichtig werden. Unternehmensinvestitionen brachen nach einem kurzen Hoch im ersten Quartal ein, und der Wohnungsbau blieb unter dem Druck hoher Zinsen im Rückwärtsgang. Die größte Volatilität kam aus dem Außenhandel. Anfang des Jahres subtrahierte der Importrausch fast fünf Prozentpunkte vom Wachstum, im zweiten Quartal addierte der Rückgang der Einfuhren mehr als fünf Punkte. Lagerbewegungen spiegelten diesen Zickzack nur teilweise wider: Die Vorräte stiegen anfangs stark, fielen im Frühjahr aber weniger deutlich ab, sodass die statistische Verzerrung bestehen blieb. Ökonomen rechnen deshalb mit nachträglichen Korrekturen, die die Illusion einer kräftigen Frühjahrsbelebung relativieren könnten.

Auch die Federal Reserve steht vor einem Dilemma. Die Notenbanker wollen die Leitzinsen vorerst unverändert lassen, wägen aber zwischen zwei Erzählungen ab: Entweder erweist sich die US-Wirtschaft als bemerkenswert widerstandsfähig, oder sie steckt bereits in einer Phase schleichender Schwäche. Arbeitslosigkeit und Konsumentenvertrauen sind noch stabil, und die jüngst verabschiedete Steuer- und Ausgabenoffensive des Kongresses könnte kurzfristig Impulse setzen – langfristig jedoch drohen durch die steigende Staatsverschuldung erhebliche Risiken. Die ersten sechs Monate von 2025 liefern damit ein widersprüchliches Bild: formell wachsend, aber unter der Oberfläche fragil. Trumps Zollpolitik hat das Zahlenwerk durcheinandergewirbelt, und die eigentliche Frage lautet, wie lange die Wirtschaft diesen ständigen Schocks standhält. Die kommenden Revisionen werden zeigen, ob das Frühjahr ein Aufbäumen war – oder nur eine optische Täuschung im statistischen Nebel.

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Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Trump wird das schon als seinen größten Erfolg darstellen.
Einen Erfolg inder Handelspolitik, der nie größer war …
Eben er, der gottgleiche Dealmaker (Ironie)

Bastian99
Bastian99
1 Monat zuvor
Reply to  Ela Gatto

Trump ist einfach eine „Big Ratte“

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