Unter der Erde, über dem Abgrund – Trumps Iran-Schlag und das Rätsel von Pickaxe Mountain

VonRainer Hofmann

Juli 17, 2025

In der Sprache der Macht gibt es kein Zögern. Donald Trump hat gehandelt, und die Welt hielt den Atem an. In einer Nacht, die als „Operation Midnight Hammer“ in die Geschichtsbücher eingehen soll, ließ der US-Präsident drei iranische Atomanlagen angreifen. Was das Weiße Haus triumphierend als „vollständige Vernichtung“ der nuklearen Infrastruktur bezeichnete, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als halbe Wahrheit – oder, je nach Perspektive, als riskanter Spagat zwischen militärischer Demonstration und strategischer Unvollständigkeit.

Denn laut einem neuen Lagebild, das US-Geheimdienste kürzlich dem Kongress vorlegten, wurde nur eine der drei getroffenen Anlagen – Fordo – tatsächlich schwer beschädigt. Maxar-Satellitenaufnahmen belegen massive Zerstörungen in der dortigen Infrastruktur. Die anderen beiden Ziele – Natanz und Isfahan – zeigen zwar oberflächliche Schäden, könnten aber binnen Monaten wieder funktionstüchtig sein. Das liegt auch an ihrer Bauweise: Beide verfügen über tiefgelegene Tunnelanlagen, deren genaue Tiefe außerhalb der Reichweite selbst der GBU‑57-Bunkerbrecher liegen dürfte. Diese bombenartigen Giganten dringen bis zu 60 Meter in den Untergrund vor – was für die verborgenen Kammern von Natanz womöglich nicht genügte.

Der Iran schweigt. Aber Israel spricht. Ein hochrangiger IDF-Offizier fasst die Lage so zusammen: „We’ve gained time, not peace.“ Man habe Zeit gewonnen, aber keinen Frieden. In Jerusalem bereitet man sich offenbar auf weitere Luftschläge vor – falls Teheran Anzeichen zeigt, die beschädigten Anlagen wieder hochzufahren. Der israelische Geheimdienst geht davon aus, dass unter Isfahan weiterhin hochangereichertes Uran liegt – vergraben, aber nicht vernichtet. Auch CIA-Direktor John Ratcliffe bestätigte in einem vertraulichen Briefing, dass die einzige Metallkonversionsanlage in Natanz zerstört sei und Jahre zum Wiederaufbau benötigen werde. Doch was bedeutet das für die strategische Lage? Die Antwort führt weit über die Bombenkrater hinaus. Trump hatte einen viel umfassenderen Angriffsplan vorgelegt bekommen – sechs Ziele über mehrere Wochen, inklusive iranischer Raketenstellungen. Er lehnte ab. Zu riskant, zu blutig, zu nah an einem offenen Krieg. Doch dieser Rückzieher wird nun von vielen im Pentagon als vertane Chance gesehen. Der Präsident habe „gezögert, wo Entschlossenheit nötig gewesen wäre“, heißt es in internen Memos. Währenddessen schlägt die Weltwirtschaft Alarm. Die Ölpreise sprangen nach der Attacke um sieben Prozent – ein klares Signal, dass Investoren mit Eskalation rechnen. Und auch innenpolitisch könnte die Mission ein juristisches Nachspiel haben: Die sogenannte War Powers Resolution von 1973 verlangt, dass der Kongress innerhalb von 48 Stunden informiert und binnen 60 Tagen autorisiert wird – doch ob Trump dieser Pflicht vollständig nachkam, ist unklar.

Noch tiefer jedoch – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne – liegt der Verdacht, dass es im Iran eine verborgene vierte Anlage gibt. Ihr Name: Pickaxe Mountain. Geheimdienstberichte und Expertenanalysen deuten darauf hin, dass dort – hunderte Meter unter der Erdoberfläche – bis zu 400 Kilogramm hochangereichertes Uran gelagert sein könnten. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA fordert Zugang, doch Teheran blockiert. Der Komplex ist nicht offiziell deklariert, seine Existenz nur durch Satellitenbilder und abgehörte Funksprüche gestützt. Der Ort: ein Gebirgsausläufer südlich von Fordo, auch bekannt als „Kavir Plan“. „Too deeply buried for us to evaluate,“ sagen Analysten des Institute for Science and International Security. IAEA-Direktor Rafael Grossi mahnt: „Keine erhöhte Radioaktivität – aber scharfe Einschränkungen bei Sicherheit und Zugang.“ Selbst Wissenschaftler wie David Albright sehen darin einen blinden Fleck der Weltgemeinschaft. Immer wieder werden uns aus der Region diverse Informationen zugetragen, wo jedoch ein letzter Beweis fehlt. Auch die Auswertung anderer Bildquellen konnte den Verdacht bislang nicht erhärten. Eine endgültige Antwort wird man wohl nur mit direkten Recherchen im Iran erhalten. Es wäre das perfekte Versteck. Und vielleicht der Grund, warum Trump erneut gefragt wurde, ob er bereit sei, Iran noch einmal zu bombardieren. Seine Antwort: „Sure. Without question. Absolutely.“ Die Botschaft ist klar. Die Welt taumelt zwischen taktischer Präzision und strategischer Ungewissheit. Und tief im Innern der Erde, in Kammern aus Beton und Schweigen, ruht womöglich jenes Material, das über Krieg und Frieden entscheiden wird.

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Udo Paulus
Udo Paulus
2 Monate zuvor

War doch schon nach dem Angriff klar, dass hier nur ein Placebo verteilt wurde, um
ruhe im Karton zu bekommen!
Trump ist ein Blender mehr nicht!

Carola Richter
Carola Richter
2 Monate zuvor

Danke fürs Dranbleiben und Informieren.
Da hat Donald wohl übertrieben mit seinen Erfolgen. Und die Iraner scheinen zu wissen, was sie tun. Was natürlich nicht gut ist.Habe bei Ankerherz heute gelesen, dass die Huthi wieder ein Schiff beschossen haben. 3 tote Seeleute. Ich hoffe das gibt nicht die nächste Grosskrise.

Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Wie immer.
Trump tönt, wirft 2-3 Bomben ab und behauptet gleich darauf, dass der Iran am Boden ist und umgehend verhandeln will.

Weder das Eine, noch das Andere stimmt.
Außer, dass der Iran jetzt weiß, in welcher Tiefe ihre Anlagen sicher sind, hat es nichts gebracht.

Trump zündelt im Nahen Osten und zieht sich nach großen Worten zurück, weil es eben doch keinen Big Deal gab.
Nur das zählt für ihn.

Er der große Dealmaker, er der Kriege beendet, er der die USA in ein goldenes Zeitalter führt (Spoiler Knights Midas merkte schnell, dass Gold nicht essbar ist) … Ironiemodus

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