Und wieder einer weniger – Wie ein Trump-Fan sich selbst entsorgt

VonRainer Hofmann

Juli 12, 2025

Es beginnt mit einem Mannbrötchen und endet in der Tonne. Ein bärtiger Typ mit gepflegtem Undercut, „Vegeta“-T-Shirt und TikTok-Konto tritt vor die Kamera, blickt ernst – und sagt sinngemäß: Es reicht. Dann folgen Bilder, wie aus einem republikanischen Katalog des Schreckens: ein „Keep America Great“-Cap, „Trump 2024“-Poster, patriotisch verklärte Fahnen mit aufgedrucktem Donald und Sonnenbrille, rot-weiß-blaue Textilien, als hätte jemand das nationale Trauma auf Polyester gedruckt. Und mittendrin ein weißes T-Shirt mit Trumps Gesicht und dem Slogan „America First“. Alles landet in der Mülltonne. Stück für Stück. Ohne Hysterie. Message: Game over.

„Another one bites the dust“, möchte man summen, während das letzte Trump-Shirt in der Tonne verschwindet. Doch diese Szene ist kein Triumph – sie ist eine stille Kapitulation. Der Mann, der da seinen Fan-Altar dem Abfall übergibt, ist keiner, der sich politisch neu orientiert. Er ist ein Zeichen. Ein trauriger, aber irgendwie auch ratloser Zeuge einer Zeit, in der man auf das falsche Pferd gesetzt hat – und nun wenigstens den Stall aufräumt. „Tattaboy“, hätte der Sheriff früher im Western gesagt, wenn sein Deputy endlich einsah, dass der Outlaw nicht zu retten ist. Hier ist der Sheriff das Gewissen, und der Outlaw trägt keine rote Maga-Mütze und Trump-Stern. Die Szene, die sich da auf irgendeinem amerikanischen Vorstadtparkplatz abspielt, ist dabei mehr als ein persönlicher Abschied – sie ist Teil eines Trends. Immer mehr ehemalige Trump-Unterstützer posten mittlerweile genau solche Videos: Merchandise in den Müll, Make America Great Again – aber bitte nicht mehr mit mir. Es ist das digitale Beichtformat einer Generation, die zu spät merkt, dass sie betrogen wurde.

Natürlich, dieser Moment wird nichts an den Zöllen ändern, nichts an der ICE-Politik, nichts an den Trümmern in Texas oder den Angriffen auf die Verfassung. Aber es ist ein Zeichen. Nicht auf Trump. Aber auf die anderen Tattaboys da draußen – die noch zögern, noch hoffen, noch klammern. Vielleicht brauchen sie einfach nur ein Vorbild mit Dutt und Dragonball-Shirt, das ihnen zeigt, wie leicht es sein kann, die rote Kappe wegzuwerfen. Und während der Held dieses kleinen Auftritts zum Schluss die Mülltonne schließt, hat man für einen kurzen Moment das Gefühl, dass da nicht nur T-Shirts verschwinden. Sondern auch eine Illusion. Leise. Und endgültig.

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Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Es müssen stetig mehr werden.
Online, in den Nachbarschaften.
In den Wahlhelferlokalen der Republikaner.
Im Spendenbeutel.

Ja, sie haben reichen Spender.
Aber wenn die Spenden der Normalos, der MAGA Basis, ausbleiben, zeigt es das bröckelnde Fundament.

Man muss bicht gleich die Demokraten unterstützen, einfach die Republikaner nicht mehr unterstützen ist ein Anfang

Gandolf
Gandolf
2 Monate zuvor

Was für ein Affe, omg

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