Trumps Epstein-Schatten, Maxwells kleiner Brief und der stille Aufstand seiner eigenen Anhänger – „Für Jeff – Du bist der Größte!“

VonRainer Hofmann

Juli 25, 2025

Es ist ein drückend heißer Freitagmorgen in Washington, der Asphalt flimmert, doch Donald Trump zögert auf dem Südrasen des Weißen Hauses. Bevor er in den Helikopter steigt, um nach Schottland zu reisen, spricht er, wie so oft, länger als geplant mit den wartenden Reporterinnen und Reportern. Eigentlich möchte er über die „besten sechs Monate der Geschichte“ reden, über Handelsdeals, das wirtschaftliche Comeback und seine Wiederwahlstrategie. Doch die Fragen drehen sich unnachgiebig um ein Thema, das ihn seit Jahren verfolgt: Jeffrey Epstein. Und vor allem: Ghislaine Maxwell.

Jeffrey
Die Idee hinter diesem Buch war einfach: Geschichten und alte Fotos zusammenzubringen, um deine Erinnerung an verschiedene Menschen und Erlebnisse aufzufrischen. Einige der Briefe werden ihren beabsichtigten Zweck sicherlich erreichen… andere auch. Du wirst sie selbst lesen müssen, um das herauszufinden. Ich weiß, dass du Freude daran haben wirst, das Buch durchzublättern, und ich hoffe, dass es dir ebenso viel Vergnügen bereitet, es anzusehen, wie es mir bereitet hat, es für dich zusammenzustellen.
Happy Happy BirthdayLiebe GrüßeGhislaine

Maxwell, einst Jetset-Ikone, Vertraute und Mitwisserin, später verurteilte Sexualstraftäterin und Schlüsselfigur in einem der dunkelsten Kapitel der US-Eliten, verbrachte in dieser Woche anderthalb Tage im Gespräch mit Vizejustizminister Todd Blanche. Ort des Geschehens: das Bundesgericht in Tallahassee, Florida. Laut ihrem Anwalt David Oscar Markus beantwortete Maxwell rund 100 Fragen zu ebenso vielen Personen – ohne sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht zu berufen. „Sie hat alles beantwortet. Ehrlich, so gut sie konnte.“ Es war ein spektakulärer Schritt des Justizministeriums unter Trump, dessen Nähe zu Epstein – Partys, Flüge, alte Briefe – ihm immer wieder zum Verhängnis zu werden droht. „Ich war nie auf der Insel“, versichert Trump ein weiteres Mal, als ihn ein Journalist auf die Verbindungen zu Epstein anspricht. Doch statt Klarheit folgt Ausweichen: „Ich will darüber nicht reden. Redet doch lieber darüber, wie gut es dem Land geht.“

Im Hintergrund tobt der Machtkampf. Die einst selbst geschürte Verschwörung über Epstein und eine angebliche „Klientenliste“ droht, Trump einzuholen. Es waren seine eigenen Verbündeten – darunter FBI-Direktor Kash Patel, Vizechef Dan Bongino und Justizministerin Pam Bondi – die 2023 in Podcasts, Fernsehauftritten und Interviews andeuteten, dass der „Sumpf“ enttarnt werden müsse, die Liste auf dem Schreibtisch liege, das Netz der Pädokriminellen bald auffliege. Nun, im Juli 2025, heißt es plötzlich aus dem Justizministerium: Es gibt keine Liste. Epstein hat sich 2019 das Leben genommen. Weitere Akten? Fehlanzeige.

Nachricht in Epsteins Exemplar von The Art of the Deal gefunden, unterschrieben von Trump:
„Für Jeff – Du bist der Größte!“

Das sorgte für Empörung – vor allem im republikanischen Lager. Trumps eigene Basis, radikale Influencer und konservative Medien reagierten mit Wut. Prompt kam es zum offenen Streit: Bongino und Bondi lieferten sich im Weißen Haus ein hitziges Wortgefecht über verlorene Glaubwürdigkeit. Als Beruhigung ließ Trump die Interviewtranskripte Maxwells entsiegeln – in der Hoffnung, die Gemüter zu besänftigen. Doch ob die Gerichte das zulassen, ist offen. Maxwells Anwalt versicherte: „Sie hat sich zu allem geäußert, niemanden geschont.“ Doch was genau sie gesagt hat, ist nicht bekannt. Und Trump? Er scheint zwischen Distanz und Hoffnung zu schwanken. Eine Begnadigung? „Ich dürfte es, aber ich habe nicht darüber nachgedacht“, sagte er. Anwalt Markus sagte dazu: „Wir hoffen, dass der Präsident seine Macht auf richtige und gerechte Weise nutzt.“

In konservativen Kreisen wächst der Verdacht, dass Trumps Team bewusst taktiert: einerseits Maxwells Aussagen verwerten, andererseits keine neue Angriffslinie eröffnen. Sprecherin des Justizausschusses der Republikaner: kein Kommentar. Auch der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, äußerte Zweifel: „Kann man ihr glauben? Das ist eine Frau, die für abscheuliche, konspirative Taten verurteilt wurde.“ Und doch hat sich Trump entschieden, sein Justizministerium ins Zentrum der Aufklärung zu rücken – mit einem Paradoxon: Die Loyalisten, die ihn einst von Schuld freisprechen sollten, konfrontieren ihn nun mit einer Wahrheit, die er selbst nicht steuern kann. In Tallahassee schwebte unterdessen ein Flugzeug mit einem Transparent über dem Kapitol: „Trump und Bondi schützen Sexualstraftäter.“

Zugleich steht Maxwell womöglich vor einem Auftritt im Kongress. Ein Anhörungstermin wurde für die Woche ab dem 11. August angesetzt. Ob sie erscheinen wird, ist unklar. Ihre Verteidigung erwägt noch, sich auf den Fifth Amendment zu berufen – also auf das Recht, Aussagen zu verweigern, die selbst belasten könnten. Doch: „Sie hat nie ein Privileg beansprucht. Nicht bei Blanche, nicht bisher“, so ihr Anwalt. Die politische Gefahr für Trump liegt auf mehreren Ebenen: Die Demokraten fordern die Herausgabe aller Epstein-Dokumente, investigative Journalisten wittern neue Namen, und ehemalige Staatsanwältin Maurene Comey warnte in einem CNN-Interview offen vor einem „Missbrauch der Justiz durch den Präsidenten“. Die Enthüllungen über interne Strategiedebatten, über verspätete Dementis und den Ausschluss des Wall Street Journal aus dem Pressetross verschärfen den Eindruck einer Regierung, die in ihrer zweiten Amtszeit mehr vertuscht als offenlegt.

In den sozialen Medien versucht Trump, das Narrativ zu drehen: „Sie spielen wieder die alte Russland-Russland-Russland-Nummer – diesmal heißt sie Epstein-Scam.“ Zugleich ließ er geheime Unterlagen zur Russland-Affäre von 2016 freigeben – ein Ablenkungsmanöver, das nicht zufällig den Namen Obama als Nebenfigur zurück auf die Bühne bringt. Es ist Trumps altbekannte Taktik: Rückzug nach vorn. Wer angreift, kontrolliert den Diskurs. Doch diesmal wackelt die Kontrolle. Denn zu viele im eigenen Lager glauben, dass Trump sich der Verantwortung entziehen will. Und zu viele Medien haben begonnen, tiefer zu graben. Maxwell bleibt dabei das personifizierte Risiko: eine Gefangene, die redet – vielleicht, weil sie hofft, doch noch etwas zu bekommen. Vielleicht auch, weil sie nichts mehr zu verlieren hat. Was bleibt, ist ein Präsident, der redet, ohne zu sagen, der regiert, ohne zu beruhigen, und der auf dem Höhepunkt seiner Macht ein altes Gespenst nicht loswird. Es ist ein Skandal, den einst seine Verbündeten entfacht haben – und der ihn nun verschlingt. Eine Tretmühle aus Vermutungen, Schuldzuweisungen, Halbwahrheiten – und dem verzweifelten Versuch, mit einem Helikopterflug über den Atlantik die Vergangenheit abzuschütteln. Doch sie sitzt längst mit an Bord.

Fortsetzung folgt …

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Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Ich hoffe so sehr, dass Epstein Tr*** und möglichst Viele aus seinem heuchlerischen Trupp zu Fall bringt.

Hoffentlich darf man ja.

Eure Recherche ist klasse

Carsten Enders
Carsten Enders
3 Monate zuvor

Also ich muss es loswerden, IHR SEID DER ABSOLUTE HAMMER

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