Trump zerlegt Hegseth: Parade „zu nett“, Soldaten „zu freundlich“

VonRainer Hofmann

Juni 17, 2025

Es hätte ein Donnerhall der Macht werden sollen. Ein Triumphmarsch aus Stahl, Disziplin und todernster Miene. Doch stattdessen: gewunken, gelächelt, gewippt. Und das alles – vor leeren Rängen. Donald Trump ist außer sich. Der Mann, der an seinem 79. Geburtstag nicht nur die Armee feierte, sondern auch sich selbst, sieht sich um die Inszenierung seines Lebens betrogen.

„Er ist sauer auf die Soldaten“, berichtet Biograf Michael Wolff. „Er wirft ihnen vor, sich aufgespielt zu haben – damit meint er offenbar, dass sie zu gut gelaunt wirkten, gewunken haben, fröhlich aussahen und kein ernstes militärisches Gesicht zeigten.“ Ein Fest der Verirrung auf breiter Front also, marschierend durch das graue Licht von Washington D.C., vorbei an Tribünen, die mehr nach Absage als nach Ausnahmezustand rochen.

Der Zorn des Präsidenten trifft: Verteidigungsminister Pete Hegseth. Per Telefon, offenbar lautstark. „Er hat Hegseth richtig rundgemacht. Er sagte ihm: Der Ton hat überhaupt nicht gestimmt. Warum war der Ton falsch? Wer hat das inszeniert? Immer wieder betont er: Der Ton!“ Ton – gemeint ist die Atmosphäre, das Framing, das Pathos. Nicht das Geklapper der Stiefel oder das Geräusch der Panzerketten. Nein – die Aura, das Narrativ, die visuelle Verheißung einer drohenden Zukunft, in der Trump marschieren lässt und alle wissen: Jetzt ist Schluss mit Demokratiefloskeln.

Und was war stattdessen? Soldaten winkten. Die Parade wirkte „festlich“ statt „bedrohlich“, „fröhlich“ statt „furchteinflößend“. Der Präsident, so heißt es, habe darin einen Affront erkannt – gegen ihn, gegen die Idee der totalen Disziplin, gegen die Choreografie eines omnipräsenten Oberbefehlshabers. „Es habe nicht die Botschaft vermittelt, die Trump offenbar wollte: Dass er der Oberbefehlshaber eines bedrohlichen Machtapparats sei“, erklärt Wolff.

Tatsächlich lief viel schief. Die Truppen marschierten stellenweise aus dem Takt, die wenigen Zuschauer verirrten sich zwischen Absperrgittern, und über allem lag eine Wolkendecke wie eine symbolische Warnung: Nicht einmal das Wetter wollte mitspielen. Und doch behauptet Trump, es sei ein voller Erfolg gewesen. „Es war wunderschön. Kein Regen. Die Leute waren fantastisch.“ Nur sah sie niemand. Statt Applaus regnete es Hohn – online, offline, international. Während Millionen bei den landesweiten „No Kings“-Demonstrationen auf die Straße gingen, marschierten Trumps Panzer ins Leere. Und so bleibt vom großen Tag des Großen Anführers vor allem eine bleierne Pointe: Der Präsident im Zorn über zu freundliche Soldaten. Willkommen im Amerika des Jahres 2025.

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Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Und wie immer ist nicht er Schuld… diesmal traf es Hegseth.
Ich bin Stolz auf das Militär, dass so zeigt, was es von der Inszenierung hielt.

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