Texas unter Wasser – Wie ein Sommerlager zur Todesfalle wurde – Wie das Trump-Regime versagte

VonRainer Hofmann

Juli 5, 2025

In der Nacht vom 4. auf den 5. Juli verwandelte sich der Himmel über dem texanischen Hill Country in einen schwarzen Abgrund. Innerhalb weniger Stunden fiel so viel Regen wie sonst in mehreren Monaten. Der Guadalupe River, normalerweise ein klarer, ruhiger Strom, schwoll an zu einer tobenden Mauer aus Schlamm, Treibgut und Tod. Als der Morgen graute, waren 24 Menschen tot, mindestens 23 Mädchen aus dem christlichen Sommercamp „Camp Mystic“ wurden vermisst – verschollen in einer Landschaft, die binnen Minuten zu einem albtraumhaften Irrgarten aus zerstörten Brücken, zerschmetterten Bäumen und zerrissenen Erinnerungen wurde. Was sich in Kerrville und Hunt abspielte, ist nicht nur eine Naturkatastrophe. Es ist auch ein menschliches und politisches Versagen – das Resultat Demontage öffentlicher Infrastruktur unter der Trump-Regierung. Warnsysteme, die einst Sirenen auslösten, Push-Nachrichten verschickten oder automatische Evakuierungen vorbereiteten, sind in vielen Teilen des Landes stillgelegt oder privatisiert worden. In Kerr County, wie ein Beamter auf Nachfrage einräumte, existiert kein funktionierendes Hochwasser-Warnsystem mehr. „Wir haben keine“, sagte County Judge Rob Kelly schlicht. Statt Sirenen: Stille. Dabei hatten Meteorologen schon Stunden vor dem Sturm gewarnt. Das National Weather Service sprach von 3 bis 6 Zoll Regen, es wurden über 10. Innerhalb von 45 Minuten stieg der Guadalupe River auf über 26 Fuß – das Messgerät selbst wurde überflutet. In der Finsternis war das Wasser plötzlich da – und nahm alles mit.

Besonders hart traf es das Camp Mystic in Hunt, ein seit 1926 bestehendes Mädchenlager direkt am Fluss. Mädchen ab acht Jahren schlafen dort in Holz- und Steincabins, einige direkt am Ufer. In jener Nacht war es kein Sommerlager mehr, sondern ein Ort der Panik. Die 13-jährige Elinor Lester erinnerte sich, wie sie um 1:30 Uhr von Donnerschlägen geweckt wurde, Wasser gegen die Fensterscheiben peitschte. Sie und ihre Freundinnen, untergebracht auf dem höher gelegenen Senior Hill, wurden bei Tagesanbruch per Hubschrauber evakuiert. Ihre Stimmen zitterten noch, als sie berichteten, wie sie mit Seilen über eine brüchige Brücke geführt wurden, während das Wasser ihnen bis zu den Knien schlug. „Das Camp ist komplett zerstört“, sagte sie. „Es war so beängstigend. Ich kenne viele Leute, die noch vermisst werden.“ Die jüngeren Kinder hatten weniger Glück. Ihre Hütten lagen direkt am Wasser – dort, wo der Fluss zuerst zuschlug. Eltern irrten tagsüber durch das Reunification Center in Ingram, suchten ihre Töchter in Listen, blickten in Busse mit erschöpften, schlammverkrusteten Gesichtern. Manche fanden sie. Andere nicht. Elizabeth Lester, Elinors Mutter, brach in Tränen aus, als sie ihre Tochter endlich wieder sah – klatschnass, zitternd, mit einem kleinen Stoffbären im Arm. „Meine Kinder sind in Sicherheit“, sagte sie. „Aber zu wissen, dass andere es nicht sind, zerreißt mich.“ Der republikanische Vizegouverneur Dan Patrick flehte in einer Pressekonferenz: „Ich bitte das Volk von Texas: Betet. Knie-nieder-Beten. Betet, dass wir diese Mädchen finden.“ Aber Gebete ersetzen keine Sirenen. Keine Bojen, keine Evakuierungspläne, keine Frühwarnsysteme. All das wurde weggespart – in einem Bundesstaat, der in den letzten Jahren lieber in private Sicherheitsfirmen als in öffentliche Gefahrenabwehr investierte. Unter der zweiten Trump-Regierung wurden im Rahmen des „Efficiency First Act“ Millionen aus Katastrophenschutzprogrammen gestrichen, lokale Warninfrastrukturen dem Wettbewerb überlassen, Fördergelder an Bedingungen geknüpft, die viele ländliche Bezirke nie erfüllen konnten. Die Opfer dieser Sparmaßnahmen sind keine Statistik – es sind Kinder.

Über 750 Mädchen waren im Camp Mystic gemeldet. 23 davon gelten als vermisst. Manche sind vermutlich in den Fluten umgekommen, andere könnten sich an Ästen, auf kleinen Inseln oder in umgestürzten Gebäuden befinden. 237 Menschen wurden bislang gerettet – 167 davon per Hubschrauber. Immer wieder berichten Überlebende von Stimmen im Wasser, von Schreien, von Namen, die in der Dunkelheit verhallten. Erin Burgess überlebte mit ihrem 19-jährigen Sohn nur knapp, indem sie sich an einen Baum klammerte. „Mein Freund und mein Hund wurden weggespült. Es war stockdunkel. Eine Wand aus Wasser“, sagte sie. Barry Adelman, 54, rettete seine Familie in den Dachboden, doch selbst dort begann das Wasser durch die Dielen zu drücken. „Ich schaute meinem Enkel in die Augen und sagte: Alles wird gut. Aber ich hatte Todesangst.“ Camp Mystic, einst ein Ort für Unbeschwertheit, Gemeinschaft, Selbstvertrauen, ist nun Symbol für ein Land, das seine Kinder im Stich lässt, wenn sie es am meisten brauchen. Chloe Crane, Lehrerin und frühere Betreuerin im Camp, sagte: „Ich habe geweint, als ich die Nachricht sah. Dieses Camp ist für viele Mädchen ein sicherer Hafen. Und jetzt – das.“ Die Region zwischen Hunt und Ingram wird „Flash Flood Alley“ genannt. Die Erde ist steinig, Wasser kann kaum versickern, stattdessen stürzt es die Hügel hinunter in die Flusstäler – oft binnen Minuten. Der Tourismus lebt vom klaren Wasser des Guadalupe, von Kanu-Rennen, Sommerlagern, Wochenendhäuschen am Fluss. Nun ist alles verwüstet. Ein Mann stand am Ufer, blickte auf das, was einst seine Terrasse war, und sagte nur: „Man hat uns nie gesagt, wie schlimm es werden kann.“ Doch das wurde es. Und es hätte verhindert werden können. Ein Land, das Milliarden für Kriege, Mauerbau und Steuererleichterungen ausgibt, aber kein funktionierendes Warnsystem für ein Kinderlager aufrechterhält, hat den moralischen Kompass verloren. Die Mädchen von Camp Mystic sind keine politischen Symbole. Sie sind Töchter, Freundinnen, kleine Menschen, die Schutz verdient hätten – nicht nur vor der Natur, sondern auch vor der politischen Gleichgültigkeit. Was bleibt, ist die Hoffnung. Und die Frage, wie viele Kinder noch sterben müssen, bis aus einem Land des Gebets wieder ein Land der Verantwortung wird.

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Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Daran sind doch Biden und die Demokraten Schuld oder Irre Woke, die Antifa, Illegale Immigranten ……
MAGA werden die Schuld an diesem furchtbare Unglück, dass so viele unschuldige Leben gekostet hat, nicht bei ihrem Heilsbringer Tru*** suchen.
Stattdessen wird gebeten, der Kopf wird in den Dand gesteckt.
Bis zur nächsten Katastrophe, die sicher kommen wird.

Menschenleben sind in Tru*** Welt nichts wert, nur wenn sie nutzen. Und dann nur in dem Moment.

Ankelika Terp
Ankelika Terp
2 Monate zuvor
Reply to  Ela Gatto

Ich finde das grenzt schon fast an Mord

Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor
Reply to  Ankelika Terp

Fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge.

Aber es wird keiner von den wirklichen Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen.

Esther
Esther
2 Monate zuvor

Unsäglich….traurig….Dank Trump!

Ankelika Terp
Ankelika Terp
2 Monate zuvor

Wenn die es jetzt nicht begreifen, dann begreife ich das nicht mehr.

Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor
Reply to  Ankelika Terp

Die beten lieber anstatt Tru*** anzuzweifeln.

Fretchen22
Fretchen22
2 Monate zuvor

Trump ist ein krimineller Irrer der nur Kohle scheffeln will und sich an allen rächen will, die ihm damals geschadet haben. Der sollte in Europa ein Einreiseverbot bekommen.

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