Teuer durch Trump – Wie Zölle den Preis des Alltags in die Höhe treiben

VonRainer Hofmann

Juli 15, 2025

Die Inflation ist zurück – nicht als globales Schicksal, sondern als politische Konsequenz. Was Wirtschaftswissenschaftler seit Monaten prognostizierten, beginnt sich nun in den Regalen, an der Zapfsäule und auf den Kontoauszügen der Amerikaner:innen abzuzeichnen: Donald Trumps massiver Zollkurs treibt die Preise in die Höhe. Das war Anlass genug, den Rotstift anzusetzen. Im Juni stieg die Verbraucherpreisinflation auf 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – der höchste Stand seit Februar. Noch im Mai lag die Teuerungsrate bei 2,4 Prozent, im April gar nur bei 2,2. Auf Monatsbasis bedeutet das einen Preisanstieg um 0,3 Prozent – doppelt so viel wie im Vormonat. Getroffen hat es vor allem Importgüter wie Spielzeug, Kleidung, Küchengeräte, Sportartikel und Elektronik. Und obwohl Trump regelmäßig behauptet, es gäbe „keine Inflation“, sprechen die Zahlen eine andere Sprache.

Hinter den nackten Prozentwerten steckt ein konkretes Szenario: Haushaltswaren, die jahrelang im Preis stagnierten, steigen plötzlich deutlich an. Benzin kostete im Juni 1 Prozent mehr als im Mai, Lebensmittel verteuerten sich um 0,3 Prozent. Orangen, vor allem aus Brasilien importiert, wurden innerhalb eines Monats 3,5 Prozent teurer – nicht zuletzt, weil Trump mit einem 50-Prozent-Zoll auf brasilianische Produkte droht. Auch bei mexikanischen Tomaten, mit 17 Prozent Zoll belegt, zeigen sich erste Effekte. Besonders deutlich ist die Lage bei langlebigen Konsumgütern: Laut Eric Winograd von AllianceBernstein ist deren Preis im Jahresvergleich erstmals seit rund drei Jahren wieder gestiegen. Er spricht von einer „aufblitzenden Tarifinflation“, die nun ihren Weg durch das System finde. Zugleich kühlt sich die Mietpreisdynamik leicht ab – mit einem Plus von 3,8 Prozent im Jahresvergleich, dem geringsten Zuwachs seit 2021. Das aber reicht nicht aus, um den allgemeinen Preisdruck zu dämpfen, da der Effekt nicht lange anhalten wird.

Dass ausgerechnet Präsident Trump nun mit Zinsforderungen auftritt, verschärft den Zielkonflikt für die Notenbank. Die Federal Reserve solle „sofort die Zinsen senken“, forderte er wiederholt – und wünschte sich einen Leitzins von etwa drei Prozent statt der aktuellen 4,3. Doch Fed-Chef Jerome Powell bleibt skeptisch. „Ohne die Zolldynamik würden wir längst senken“, sagte Winograd – und trifft damit die Stimmung in vielen Teilen der Ökonomie. Denn Trumps Politik ist mehr als nur ein Preisproblem. Sie bringt die Notenbank in ein Dilemma: Zölle wirken inflationssteigernd, bremsen aber zugleich das Wachstum. Normalerweise würde die Fed in einer Wachstumsdelle die Zinsen senken – doch wenn die Preise gleichzeitig steigen, wird jeder Schritt zur Gratwanderung. Powell selbst warnte zuletzt erneut vor den Auswirkungen der Trumpschen Zolleskalation – und sieht sich inzwischen Angriffen aus dem Weißen Haus ausgesetzt. Trump warf dem Fed-Chef jüngst öffentlich „Unfähigkeit“ vor – und kritisierte sogar die Renovierungskosten für Fed-Gebäude, die sich auf 2,5 Milliarden Dollar belaufen sollen.

Auch aus der Wirtschaft kommt vorsichtige Kritik. Walmart, der größte Einzelhändler der Welt, hat angekündigt, Preise teilweise anzuheben. Mitsubishi spricht von durchschnittlich 2,1 Prozent Preisaufschlag, Nike von „chirurgisch gesetzten“ Preissteigerungen. Gleichzeitig sitzen viele Unternehmen noch auf Lagerbeständen, die sie im Frühjahr vor Inkrafttreten der Zölle angehäuft hatten. Andere halten sich zurück – in der Hoffnung, dass es doch noch zu Handelsabkommen kommt, die die Zölle zurückfahren. Doch Trump denkt nicht daran: 10 Prozent auf alle Importe, 25 Prozent auf ausländische Autos, 30 Prozent auf chinesische Waren, 50 Prozent auf Stahl und Aluminium – und ab August sollen sogar 30 Prozent auf EU-Produkte folgen. Was als „America First“ verkauft wird, bedeutet für viele Amerikaner:innen schlicht: mehr zahlen für weniger Auswahl. Und eine Rückkehr zu jener politischen Illusion, man könne globale Abhängigkeiten mit protektionistischer Kraft brechen – ohne die Rechnung am Ende selbst begleichen zu müssen. Doch die Realität an der Kasse ist härter als jede Wahlkampfparole.


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Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Nur leider ist der Durchschnitts-MAGA schlecht gebildet und glaubt, was Trump erzählt.

Selbst die mit mehr Bildung haben offensichtlich null Ahnung von Volkswirtschaft, Weltwirtschaft und Ökonomie.
Anders kann man sich das Festhalten am „he makes America great again“ nicht erklären.

Und da der Supreme Court den Weg zur Abschaffung des Bildungsministeriums geebnet hat, inklusive aller Milliarden die jetzt fehlen, wird es noch mehr ungebildete Menschen geben, die sich mit populistischen Schlagworten an der Nase rumführen lassen.

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