Es ist der 21. August 2025, drei Uhr morgens. Während Orlando schläft, rollen die Fahrzeuge des Florida Department of Transportation vor. Ihre Mission: Die Auslöschung eines Regenbogens. Nicht irgendeines Regenbogens – sondern jenes Zebrastreifens auf der Orange Avenue, der seit 2017 an die 49 Menschen erinnert, die in der Pulse-Nachtclub beim bis dahin schlimmsten Massaker der modernen US-Geschichte starben. Was sich hier unter dem Deckmantel der Verkehrssicherheit abspielt, ist nichts weniger als ein Frontalangriff auf die kollektive Erinnerung einer traumatisierten Gemeinschaft.
Am 12. Juni 2016, während einer Latin Night, hatte Omar Mateen das LGBTQ-freundliche Pulse betreten und ein Blutbad angerichtet. Mit zwei halbautomatischen Waffen tötete er 49 Menschen, verletzte 53 weitere und hielt viele stundenlang in einem Zustand des Terrors gefangen. Es war und bleibt der tödlichste Angriff auf die LGBTQ+-Community in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Der Regenbogen-Zebrastreifen, den der Staat Florida selbst 2017 in enger Abstimmung mit allen Sicherheitsstandards installiert hatte, wurde zu einem heiligen Ort – ein Ort, an dem Trauernde Blumen niederlegten, an dem Überlebende weinten, an dem eine ganze Stadt schwor: Wir vergessen nicht.



Doch genau dieses Versprechen sollte nun mit schwarzer und weißer Farbe übertüncht werden. Die Anweisung kam von ganz oben: Transportminister Sean Duffy hatte im Juli alle Gouverneure aufgefordert, im Rahmen seiner „SAFE ROADS Initiative“ sogenannte „Ablenkungen“ von den Straßen zu entfernen. „Steuerzahler erwarten, dass ihre Dollar sichere Straßen finanzieren, nicht Regenbogen-Zebrastreifen“, twitterte er. Ron DeSantis, Floridas Gouverneur, exekutierte diesen Befehl mit erschreckender Präzision: „Wir werden nicht zulassen, dass unsere Staatsstraßen für politische Zwecke vereinnahmt werden.“
Das Paradox der nächtlichen „Sicherheitsmaßnahme“
Die Absurdität dieser Argumentation entlarvt sich selbst: Ein Zebrastreifen, der nachweislich die Sicherheit und Sichtbarkeit für die zahllosen Besucher des Mahnmals erhöhte, wird zur Gefahr erklärt. Ein Gedenkort für Opfer von Hassgewalt wird zum politischen Statement degradiert. Und eine Maßnahme, die angeblich der Verkehrssicherheit dient, wird unter dem Schutz der Dunkelheit durchgeführt – ohne Ankündigung, ohne Diskussion, ohne einen einzigen Beleg für eine tatsächliche Gefährdung.

„Sie taten dies mitten in der Nacht, weil sie Angst vor dem Widerstand hatten, weil sie wissen, dass das, was sie taten, falsch war“, bringt es der offen schwule Senator Carlos Guillermo Smith auf den Punkt. Die Feigheit der Operation spricht Bände: Wer im Verborgenen handelt, kennt die moralische Verwerflichkeit seines Tuns.

Orlandos Bürgermeister Buddy Dyer fand in seiner Stellungnahme Worte, die in ihrer kontrollierten Wut die ganze Dimension dieses Verrats erfassen: „Diese kaltherzige Handlung, in überstürzter Weise einen Teil eines Mahnmals zu entfernen – ohne jegliche sicherheitsrelevante Daten oder Diskussion – ist ein grausamer politischer Akt.“ Er erinnerte daran, dass der Zebrastreifen vom Staat selbst installiert worden war, dass er allen Sicherheitsstandards entsprach, dass er nicht nur ein Verkehrselement, sondern „eine sichtbare Erinnerung an Orlandos Verpflichtung war, die 49 verlorenen Leben zu ehren.“

Der Regenbogen kehrt zurück
Doch dann geschah etwas Bemerkenswertes. Als sich die Nachricht von der nächtlichen Übermalung verbreitete, strömten Anwohner zur Orange Avenue. Mit Regenbogenfahnen in den Händen und Kreide in den Taschen begannen sie, Farbe für Farbe, Feld für Feld, den Regenbogen zurückzumalen. Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett – jeder Strich ein Akt des Widerstands, jede Farbe ein Mittelfinger an die Mächte, die glaubten, Erinnerung ließe sich mit Asphaltfarbe auslöschen.


Ein Nachmittagsregen wusch die Kreide wieder fort, aber die Botschaft war unmissverständlich: Man kann einen Zebrastreifen übermalen, aber nicht die Seele einer Gemeinschaft brechen. Man kann Farben verbieten, aber nicht die Liebe töten. Man kann nachts kommen wie Diebe, aber am Tag wird der Widerstand sichtbar. Diese nächtliche Aktion ist Teil eines größeren Musters. Das Florida Department of Transportation hatte in den vergangenen Monaten Städte wie Delray Beach, Key West und St. Petersburg angewiesen, ihre Regenbogen-Zebrastreifen zu entfernen – andernfalls würden Transportmittel gestrichen. St. Petersburg bat um eine Ausnahme für fünf Installationen, darunter auch ein Black Lives Matter-Wandbild. Die Antwort kam in Form von schwarzer und weißer Farbe.

Was hier geschieht, ist mehr als Verkehrspolitik. Es ist der Versuch, die LGBTQ+-Community aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen, ihre Sichtbarkeit zu negieren, ihre Trauer zu kriminalisieren. „Das ist ein total lächerlicher und absurder Vorwand für etwas, das ganz klar ein Versuch ist, LGBTQ-Identitäten auszulöschen und einfach anti-queer zu sein“, so Senator Smith. Doch die Geschichte lehrt uns: Unterdrückung gebiert Widerstand. Und Senator Smith verspricht bereits: „Es wird ein Regenbogen-Wandbild in der Nähe geben, das noch größer, queerer und bunter sein wird, als sie es sich je vorgestellt haben.“ Die 49 Opfer des Pulse-Massakers – ihre Namen bleiben. Ihre Geschichten bleiben. Und irgendwo, zwischen den frisch gestrichenen weißen Streifen auf der Orange Avenue, bleiben auch die Spuren der Kreide, die der Regen nicht vollständig wegwaschen konnte. Sie erinnern uns daran: Manche Dinge lassen sich nicht übermalen. Manche Farben brennen zu hell, als dass die Dunkelheit sie verschlingen könnte. Und manche Gemeinschaften sind zu stark, als dass nächtliche Überfälle sie brechen könnten. „Auch wenn dieser Zebrastreifen nun entfernt wurde“, schließt Bürgermeister Dyer, „kann das Engagement unserer Gemeinschaft, die 49 zu ehren, niemals ausgelöscht werden.“
Meinungen:
Es ist mittlerweile einfach nur noch Kleingeistigkeit. Man kann Geschichte nicht auslöschen und auch keine Menschen, aber er versucht es immer wieder – genauso wie er versucht, seine Vergangenheit mit Epstein auszuradieren. Wir sind alle zu klug dafür.
(Soorya – contra Trump)
Es geht nicht darum, „LGBTQ-Identitäten auszulöschen“. Es geht darum, dass wir nicht ständig mit ihrer Philosophie übergossen werden. Macht aus dem Pride Month bitte einen Tag und keinen Monat. Hört auf mit den Übertreibungen!
(Fiona – pro Maßnahme)
Der Zebrastreifen war jahrelang da, aber plötzlich ist er jetzt eine Ablenkung! Unglaublich, heutzutage stört diese Regierung einfach alles!
(Tobe – contra Trump)
Es ist nur eine Straße. Kein Flaggenmast.
(Carla – pro Maßnahme)
So falsch. Amerika muss endlich aufwachen. Dieser Mann, Trump, schnürt uns die Luft ab.
(Garry – contra Trump)
Fast die Hälfte Amerikas hat für diesen verrückten Typen gestimmt, also müssen wir anderen, die ihn nicht gewählt haben, nun auf dieser lächerlichen Fahrt namens Trump mitfahren.
(Rebecca Craig – contra Trump)
Ja, Stück für Stück werden uns unsere Freiheiten genommen – bis sie eines Tages einfach weg sind.
(Tammie – contra Trump)
Warum übermalt man ein bedeutungsvolles künstlerisches Mahnmal? Wem hat es geschadet? Trumps Mangel an Mitgefühl ist wirklich erschütternd. Ich verstehe es nicht.
(Linda – contra Trump)
Man hätte das Mahnmal einfach in Ruhe lassen sollen! Es hatte Bedeutung für diese Gemeinschaft, und es war respektlos, es einfach zu beseitigen. Alles, was er als „woke“ bezeichnet, will er zerstören.
(Thomas Jennings – contra Trump)
„Wir werden nicht zulassen, dass unsere Straßen für politische Zwecke vereinnahmt werden.“ Wie soll das bitte politisch sein? Die Einzigen, die alles politisch und spaltend machen, sind die Regressiven.
(Judy – contra Trump)
Wenn Politik anfängt, gezielt gegen bestimmte Gruppen zu agieren, muss man sich wirklich fragen, wer dieses Land regiert. Ich bin kein Amerikaner, aber es ist beschämend, 2025 eine solche Menschenfeindlichkeit zu sehen. Wir gehen buchstäblich rückwärts.
(Rebecca – contra Trump)
Das war eine schreckliche Tat – nicht nur gegenüber den Menschen, die ihr Leben verloren haben, sondern auch gegenüber der Gemeinschaft, die immer noch um 49 Seelen trauert. Wie könnte ein Regenbogen-Zebrastreifen irgendjemandem schaden? Widerlich.
(Kimberly – contra Trump)
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Wie krass ist das?
… das ist es und wir sind fast die wände hoch
Die Aktion mit der Kreide fand ich gut.
Und wenn sich die Menschen zusammen tun und an private Häusern und Mauern, Auffahrten ein Statement abgewendet.
Regenbogenfahnen, BLM, eine diverse Menschengruppe….
Will der Stast das dann auch verbieten?
Wie in autokratischen und diktatorischen Stasten?
Aushölung der Demokratie auf allen Ebenen.
Den Widerstand Breckenridge, in allen Bereichen.
orlando tobt, es war eine sehr unkluge aktion und auch von uns waren zwei vorort, wir waren sprachlos