Recherchen zeigen: Die Hölle hat einen Namen – Trump

VonRainer Hofmann

Juli 31, 2025

Louisiana hat sich unter Präsident Donald Trump still und heimlich zum zentralen Drehkreuz des US-amerikanischen Deportationssystems entwickelt – und nirgendwo wird dies deutlicher als am Alexandria International Airport. Der unscheinbare Flughafen in Alexandria, Louisiana, ist in kürzester Zeit zur aktivsten Abschiebedrehscheibe der Vereinigten Staaten geworden. Seit Trump im Januar seine zweite Amtszeit angetreten hat, wurden mehr als 21.000 Menschen von Immigration and Customs Enforcement (ICE) allein durch die dortige „Alexandria Staging Facility“ geschleust – eine 400-Betten-Anlage direkt auf dem Flughafengelände. Diese Einrichtung ist einzigartig in den USA und steht exemplarisch für Trumps radikal verschärfte Einwanderungspolitik. Die Dimension der Operationen in Alexandria verdeutlichen die Zahlen eindrucksvoll: 1.117 Transferflüge und 208 Abschiebeflüge machen Alexandria zum Spitzenreiter unter den US-Abschiebeflughäfen. Dicht dahinter folgt der Valley International Airport in Harlingen, Texas, mit 1.020 Transfer- und 128 Abschiebeflügen. Auch Flughäfen wie El Paso (602 Transfers, 118 Abschiebungen), Mesa Gateway in Arizona (499 Transfers, nur 5 Abschiebungen) und Miami (261 Transfers, 24 Abschiebungen) spielen wichtige Rollen, doch keiner erreicht Alexandrias zentrale Bedeutung.

Täglich werden hunderte Immigranten in Alexandria in Hand- und Fußfesseln über das Rollfeld eskortiert. Einige steigen direkt in Flugzeuge Richtung Zentralamerika, andere werden in Busse verladen, die sie in eines der acht weiteren Haftzentren Louisianas bringen. Diese Haftanstalten bilden ein dichtes Netz um Alexandria, mit Kapazitäten, die erschreckende Dimensionen erreicht haben. Die größte dieser Einrichtungen, Winnfield, beherbergt durchschnittlich 1.670 Insassen täglich. Richwood (1.190), Jena (1.180) und Jonesboro (1.170) folgen dicht dahinter. Weitere bedeutende Haftzentren wie Basile (1.040), Pine Prairie (990), Ferriday (570) und Oberlin (170) ergänzen dieses bedrückende Panorama. Badar Khan Suri, ein indischer Wissenschaftler mit einem gültigen Forschungsvisum der Georgetown University, musste die Härte des Systems persönlich erleben. Im März wurde er auf dem Rollfeld Alexandrias in Ketten gelegt und drei Tage festgehalten, bevor er nach Texas transportiert wurde. Seine Verhaftung erfolgte unter der Behauptung, er gefährde außenpolitische Interessen der USA, nachdem seine Frau, eine palästinensisch-amerikanische Aktivistin, durch ihre Kritik an Israel die Aufmerksamkeit pro-israelischer Lobbygruppen auf sich gezogen hatte.

Badar Khan Suri

Suris Schicksal ist nur eines von Tausenden. Allein seit Januar haben über 40.000 Menschen dieses Deportationsnetzwerk durchlaufen, das ICE nach dem Vorbild effizienter Logistikkonzerne wie Amazon und FedEx perfektioniert hat. Todd Lyons, der amtierende ICE-Direktor, bekräftigte öffentlich, dass das Ziel der Behörde sei, Abschiebungen „wie ein Unternehmen“ zu organisieren. Diese Unternehmenslogik zeigt sich auch in der Geschichte der Haftzentren selbst. Ursprünglich lokale Gefängnisse, wurden sie von privaten Betreibern wie Geo Group und LaSalle Corrections übernommen und massiv ausgebaut. So wurden Haftzentren wie Richwood binnen kürzester Zeit überbelegt. Wo eigentlich Platz für 1.129 Insassen vorgesehen war, sind heute deutlich mehr Menschen untergebracht – unter katastrophalen Bedingungen. Adriana Mata Sánchez, die zwanzig Jahre lang friedlich in Texas lebte, wurde nach einer simplen Verkehrskontrolle interniert und verbrachte drei Monate in Richwood, bevor sie freiwillig die Abschiebung nach Mexiko akzeptierte, um der Enge und den unmenschlichen Bedingungen zu entkommen.

Alligator Alcatraz

Der Ausbau des Deportationssystems hat tiefgreifende ökonomische Folgen für Louisiana. Gemeinden wie Richwood, die früher unter wirtschaftlicher Not litten, profitieren nun finanziell von ICE-Verträgen. Bürgermeister Gerald Brown betont, dass diese Haftanstalten inzwischen der größte Einkommensfaktor seines Ortes sind. Gleichzeitig bleiben die ethischen und humanitären Fragen unbeantwortet. Unterdessen plant Trump, dieses Modell landesweit auszudehnen. Florida eröffnete bereits „Alligator Alcatraz“, eine riesige Zeltstadt in den Everglades. Ein weiteres Megaprojekt mit 5.000 Betten in Texas ist ebenfalls geplant. Private Sicherheitsfirmen stehen bereit, um weitere Einrichtungen in mehreren Bundesstaaten massiv auszubauen. Louisianas Deportationsmaschinerie bleibt jedoch die Blaupause dieser harten und umstrittenen Politik. Während täglich Menschen in Alexandria landen und verladen werden, wächst der stille Widerstand und die Kritik – doch die Effizienz des Systems scheint derzeit alle menschlichen Einwände zu überrollen. Die nackten Zahlen verdeutlichen das Ausmaß: In nur sieben Monaten wurden über 1.325 Flüge in Alexandria abgewickelt, über 40.000 Menschen durch das System geschleust und neun Haftanstalten permanent an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht. Louisiana ist damit nicht nur logistisches Herzstück von Trumps Deportationspolitik, sondern auch Sinnbild für ein System, das Effizienz über Menschlichkeit stellt.

LaSalle ICE Processing Center/Jena, Louisiana

Diese Recherche wurde von einem Team von sechs Journalistinnen und Journalisten inklusive uns durchgeführt, die wochenlang Daten auswerteten und vor Ort recherchierten, trotz erheblicher Behinderungen durch Homeland Security.

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Sandra Liebs
Sandra Liebs
2 Monate zuvor

Ganz krass ist das. bitte weiter aufdecken👍

Udo Paulus
Udo Paulus
2 Monate zuvor

Passt auf euch auf!
Trump baut ein System der Angst und Einschüchterung auf! Dazu gehört, dass
es jeden trifft, auch jene die nichts verbrochen haben! Aber es geht um die Botschaft „Du gehörst hier nicht hin, egal
was du kannst oder bist“!

Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Es ist gerade so, als ob sie die roten Staaten übertreffen wollen im Bau von diesen furchtbare Orten um Trump und der Antiimmigrationslinie bedingungslos zu folgen.

Da feiern die MAGA es noch als wirtschaftlichen Aufschwung für Ihre Region.
während Menschen misshandelt, ohne Rechtsbeistand, ohne medizinische Versorgung leiden.

Trump hat gute Arbeit geleistet (Ironie). Menschen völlig zu entwürdigen, sie als Abschaum, nicht lebenswert darzustellen …. MAGA rennt mit und jubelt
Endlich ein Präsident, der den furchtbaren und kriminellen Illegalen (MAGA Worte, nicht meine) zeigt, was Sache ist.

Was für ein Abschaum (anders kann ich es nicht sagen) sind diese Menschen?
Die mit Begeisterung mitmachen und somit dafür Sorgen, dass diese furchtbare Machenschaften sich ausweiten?

Ich sehe nur noch einen kleinen Schritt zu dem Horror des 3. Reiches

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