Putins Schatten der Verhandlungen

VonRainer Hofmann

Mai 11, 2025

Ein Drama in diplomatischen Akten

Es war eine Nacht, die wie ein verzerrter Spiegel der Hoffnung schimmerte. Wladimir Putin, der Zar der berechnenden Ruhe, trat vor die Kameras und verkündete das Unvorstellbare: Er sei bereit, direkte Gespräche mit der Ukraine aufzunehmen. Ein Angebot wie eine Schachfigur, die plötzlich im Zentrum des Brettes erscheint – und doch mit unsichtbaren Fäden an seiner Hand.

Europa hielt den Atem an. In Kiew standen die Präsidenten von Frankreich, Deutschland, Polen und Großbritannien wie eine stumme Mauer hinter Wolodymyr Selenskyj, der, seine Stimme um Fassung ringend, die Forderung erhob, was so selbstverständlich klang und doch ein Verhandlungsakt war: ein Waffenstillstand, eine 30-tägige Feuerpause, ein kurzes Innehalten inmitten des Grauens.

Putin lächelte. Nein, ein Waffenstillstand sei keine Voraussetzung. Nein, die Gespräche sollten unverzüglich beginnen, ohne Bedingungen, ohne Einschränkungen. Istanbul – der Ort, der längst zum Symbol gescheiterter Verhandlungen geworden war, sollte erneut Bühne sein.

Ein Augenblick des Schweigens – dann die Stimmen. Emmanuel Macron, der sich gegen das abgenutzte Versprechen des Friedens stellte, nannte es einen „ersten Schritt, aber nicht genug“. Für ihn war es der billige Schachzug eines Diktators, der Zeit gewinnen wollte. In Wahrheit war es ein Spiel der Masken, ein Tanz der Schatten, ein Drama, das alle Welt in den Atem der Diplomatie zwang.

Donald Trump, der amerikanische Präsident, jubilierte. „Ein großartiger Tag für Russland und die Ukraine!“, verkündete er auf Truth Social, einer digitalen Bühne, auf der Worte wie Giftpfeile flogen. Für Trump war jeder Funke eines möglichen Friedens ein Triumph, eine weitere Trophäe auf seinem Weg zur Unsterblichkeit des politischen Spiels.

Doch hinter den Kulissen blieb der Rauch. Kiew, ein zerbrochenes Schachbrett, auf dem jedes Feld den Schatten des Krieges trug. Und Moskau, eine Festung der Paranoia, in der Putin, der große Schauspieler, seinen nächsten Akt vorbereitete.

„Es gibt keine Verweigerung des Dialogs“, erklärte er in zynischer Gelassenheit, während seine Truppen weiter marschierten, seine Bomben weiter fielen. „Das liegt jetzt an den ukrainischen Behörden.“ Ein Satz wie eine Ohrfeige.

Und so begann ein neues Kapitel eines alten Dramas, ein weiteres Stück auf der Bühne der Lügen und Illusionen, wo jeder Verhandlungstisch ein Altar der Macht war und jeder Satz ein Dolch im Rücken der Wahrheit.

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