Putins Fehlen bei den Friedensgesprächen

VonRainer Hofmann

Mai 15, 2025

Die Farce von Istanbul.

Es war ein Moment, der alles über den Zustand des Ukraine-Kriegs offenbarte: Während Wolodymyr Selenskyj in Ankara neben dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan stand und seine Delegation für direkte Gespräche mit Russland in Istanbul ankündigte, stellte er eine einfache Frage: „Wollen Sie sich treffen? Dann treffen wir uns.“ Doch der Adressat dieser Herausforderung, Wladimir Putin, blieb unsichtbar – ein Führer, der sich den Gesprächen entzog, die er selbst gefordert hatte.

Es ist eine Farce, die sich abzeichnet. Selenskyj schickt eine hochrangige Delegation, angeführt von Verteidigungsminister Rustem Umerow, begleitet von Stellvertretern der Nachrichtendienste, dem stellvertretenden Generalstabschef und dem stellvertretenden Außenminister. Russland hingegen schickt, wie Selenskyj es scharf formulierte, „Statisten“ – ein Zeichen, dass Moskau die Verhandlungen nie ernsthaft wollte.

„Russland hat keinen Grund, den Krieg zu beenden“, erklärte Selenskyj während der Pressekonferenz in Ankara. „Das bedeutet, dass es nicht genug politischen, wirtschaftlichen und anderen Druck auf die Russische Föderation gibt.“ Die Forderung nach weiteren Sanktionen ist so alt wie der Krieg selbst, doch die Realität bleibt: Solange Moskau keine Konsequenzen für seine Aggression fürchtet, bleibt jeder Verhandlungstisch eine Bühne für leere Gesten.

Trump, der sich derzeit auf einer Reise durch den Nahen Osten befindet, mischte sich sofort ein. „Ein Friedensabkommen wird nicht zustande kommen, bis ich und Wladimir Putin uns treffen“, verkündete er. Es ist eine Erklärung, die weniger über die Realität der Diplomatie sagt als über Trumps Ego. Die Vorstellung, dass ein persönliches Treffen zwischen ihm und Putin alle Konflikte lösen könnte, ist eine gefährliche Illusion.

Unterdessen bleibt die Front in der Ukraine unverändert brutal. Russland setzt auf eine militärische Lösung, während die ukrainischen Streitkräfte mit westlicher Unterstützung weiter verteidigen. Doch die Verhandlungen in Istanbul sind mehr als eine Bühne. Sie sind ein Test – ein Test für den Westen, für die Türkei, für die USA und für die russische Führung.

Wenn Putin sich den Gesprächen entzieht, bedeutet das nicht, dass der Krieg bald endet. Es bedeutet lediglich, dass Russland noch immer glaubt, mehr gewinnen zu können, als es durch Verhandlungen verlieren würde. Und es bedeutet, dass die Welt weiter zuschauen muss, wie ein Frieden in weiter Ferne bleibt.

Wichtigesten Aussagen:

Russische Delegation hat kein Mandat; Moskau will den Krieg nicht beenden – Selenskyj

Putins Chefunterhändler erklärt, Moskaus Ziel sei ein langfristiger Frieden

Selenskyj fordert Putin heraus: „Willst du dich treffen? Dann treffen wir uns.“

Rubio sagt, Treffen zwischen Trump und Putin nötig für Durchbruch bei Ukraine-Verhandlungen

„Ich bin hier“, sagt Selenskyj zu Putin nach Ankunft in der Türkei

Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest
0 Comments
Älteste
Neueste Meistbewertet
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
0
Deine Meinung würde uns sehr interessieren. Bitte kommentiere.x