Putin spricht freundlich – und bombardiert nachts: Trump schickt Patriot-Raketen in die Ukraine

VonRainer Hofmann

Juli 14, 2025

Verzweiflung und Entschlossenheit lagen in der Luft, als der Zug in den Bahnhof von Kiew einrollte. Am Bahnsteig stand Andrii Jermak, der Chef des ukrainischen Präsidialamts – und begrüßte den Mann, der in diesen Tagen mehr ist als nur ein Diplomat. Keith Kellogg, Trumps neuer Sondergesandter für die Ukraine und Russland, trat aus dem Waggon, umringt von Sicherheitskräften, flankiert von Symbolik. Es war ein Moment, der nicht nur den Kurs einer Reise markierte, sondern möglicherweise den Kurs eines Krieges. Denn mit Kelloggs Ankunft beginnt eine neue Phase der US-amerikanischen Ukraine-Politik – und zugleich eine neue Tonlage gegenüber Moskau. Während russische Gleitbomben die Stadt Schostka erschütterten und ein siebenjähriges Kind unter den Trümmern hervorgezogen wurde, kündigte Präsident Donald Trump am Sonntagabend öffentlich an, was bisher nur hinter vorgehaltener Hand vermutet wurde: Die Vereinigten Staaten schicken Patriot-Raketen in die Ukraine. Es sei eine Reaktion auf Putins „Doppelspiel“, wie Trump es nannte – und auf eine Realität, die sich mit diplomatischem Lächeln nicht mehr übertünchen lässt. „Er spricht so schön – und dann bombardiert er alle in der Nacht“, sagte Trump. Es war kein bloßer Satz. Es war ein Dammbruch. Denn während Russland seine Angriffe massiv ausgeweitet hat – mit mehr als 230 zivilen Toten allein im Juni, über 1.300 Verletzten, laut UN die höchste Opferzahl seit Beginn des Krieges – rückt in Washington etwas zusammen, das lange als politisch unvereinbar galt. Trump, der während des Wahlkampfs noch angekündigt hatte, das „Geldverbrennen in der Ukraine“ zu beenden, kündigt nun nicht nur Waffenlieferungen an, sondern eine regelrechte Neuordnung. Die USA werden künftig moderne Waffensysteme an NATO-Staaten verkaufen – und diese Verbündeten sollen sie direkt an die Ukraine weiterreichen. „Sie zahlen hundert Prozent“, sagte Trump, ganz Geschäftsmann, ganz Stratege, ganz Präsident.

Parallel dazu formiert sich auf dem Capitol Hill eine neue Mehrheit. Der republikanische Senator Lindsey Graham und sein demokratischer Kollege Richard Blumenthal treiben ein Gesetz voran, das in seiner Sprengkraft kaum zu überschätzen ist. Es sieht Strafzölle von 500 Prozent auf Importe aus Ländern vor, die weiterhin russisches Öl, Gas, Uran oder andere Exporte beziehen. China, Indien und Brasilien wären betroffen – und müssten sich entscheiden: amerikanischer Markt oder russische Energie. „Es ist Zeit, Putin den Hahn zuzudrehen“, sagte Blumenthal. „Und wer ihn stützt, soll den Preis dafür zahlen.“ Auch außenpolitisch zieht Washington die Fäden enger. NATO-Generalsekretär Mark Rutte trifft sich diese Woche mit Trump, Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth. Die Agenda: Waffen, Sanktionen, strategische Koordination. Frankreichs Verteidigungsminister Sébastien Lecornu sagte der Zeitung La Tribune Dimanche, Europa stehe in einer „Fähigkeitslücke“ – und hoffe dringend auf amerikanische Unterstützung bei der Luftverteidigung. Die Lage sei ernst, Frankreich könne erst 2026 wieder neue Boden-Luft-Raketen liefern. Während Kellogg in Kiew Gespräche über Sicherheit, Waffen und humanitären Schutz führte, flogen über der Ukraine in der Nacht 136 Shahed-Drohnen, vier S-300/400-Raketen und mehrere Täuschkörper. Die Luftabwehr fing 61 Drohnen ab, 47 weitere gingen durch Störsignale verloren. In Russland meldete das Verteidigungsministerium den Abschuss ukrainischer Drohnen über der Krim, dem Schwarzen Meer und mehreren Grenzregionen. Und doch wirkt all das wie ein Vorspiel zu etwas Größerem – einem politischen Moment, der gerade in den Fluren des Weißen Hauses vorbereitet wird. Trump selbst hatte angekündigt, am Montag eine „bedeutende Erklärung“ zur Russland-Strategie abzugeben. Doch am Vorabend hielt er sich zurück. „Wir werden sehen, was wir morgen sehen werden“, sagte er. Ein Satz, der zugleich Drohung und Offenlassung war – und der den Ton der kommenden Tage setzt.

Doch der symbolisch wichtigste Abschuss fand vielleicht in Washington statt – mit dem Ende jener Illusion, dass Trump sich mit Putin auf ein „Deal“-Niveau einigen würde. Diese Hoffnung ist Geschichte. Was bleibt, ist Härte. Und eine neue Realität, die nun auch Trump selbst ausspricht: „Wir mögen es nicht, wenn jemand schön redet und dann bei Nacht bombardiert.“ Es ist der Satz eines Mannes, der gelernt hat, dass die Sprache des Krieges nicht mit Charme gebrochen werden kann – sondern nur mit Stärke.

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Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Krasnov fällt Putin in den Rücken?

Ehrlich gesagt kann ich es noch nicht glauben.

Wahrscheinlich ist der Deal über Waffen mit der Nato derzeit lukrativer als Deals nit Putin.

Warten wir ab, was Trump heute verkündet

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