Maxwell, Trump und das heiße Eisen der Begnadigung – Republikaner schlagen Alarm

VonRainer Hofmann

August 4, 2025

Es ist ein politisches Minenfeld, in das Donald Trump und Justizministerin Pam Bondi dieser Tage geraten sind – und es sind ausgerechnet führende Republikaner, die ihre Partei eindringlich vor dem nächsten Tabubruch warnen: Eine Begnadigung oder gar Haftverkürzung für Ghislaine Maxwell, die berüchtigte Komplizin Jeffrey Epsteins, würde nicht nur neue Spekulationen über ein System der Straflosigkeit befeuern. Sie wäre, so der Tenor selbst im republikanischen Senat, ein toxisches Signal an eine amerikanische Öffentlichkeit, die immer noch auf Aufklärung der Verbrechen rund um den Epstein-Komplex wartet.

Der Druck ist enorm. Nachdem der stellvertretende Justizminister Todd Blanche Maxwell Ende Juli persönlich in Florida besuchte, um Details über Epsteins Netzwerk zu eruieren, kocht die Gerüchteküche. Während Trumps MAGA-Basis und einschlägige Aktivisten lautstark die Veröffentlichung sämtlicher Epstein-Akten fordern, warnen erfahrene Republikaner den Präsidenten: Wer jetzt Maxwell begnadigt oder ihre 20-jährige Haftstrafe für Kindesmissbrauch und Menschenhandel mildert, riskiert das letzte Quäntchen Vertrauen in die amerikanische Strafjustiz. Ein republikanischer Senator bringt die Sorge auf den Punkt – anonym, aber unmissverständlich: „Es ist grotesk, überhaupt über Strafmilderung für jemanden nachzudenken, der nachweislich Sexhandel mit Minderjährigen betrieben hat. Maxwell hat jedes Interesse zu lügen, um ihre Strafe zu verkürzen. Wer ihr jetzt glaubt, will sich betrügen lassen.“ Auch Thom Tillis, Mitglied des Justizausschusses, verweist auf Maxwells Lügen unter Eid und die fallen gelassene Meineidsanklage: „Sie hat schon einmal gelogen, nur weil die Anklage eingestellt wurde, macht sie das nicht glaubwürdiger. Ihre Aussagen sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.“ Sen. Lisa Murkowski bringt es nüchtern auf den Punkt: Es müsse schon „neue, stichhaltige Beweise“ geben, bevor überhaupt über Begnadigung gesprochen werden könne – reine Kooperation reiche keinesfalls. Maxwells Anwälte werben unterdessen offensiv für einen Deal: Sollte sie Gnade erhalten, sei sie bereit, „offen und ehrlich“ vor dem Kongress auszusagen. Juristisch ist der Fall längst beim Supreme Court angekommen, politisch aber bleibt das Thema hochexplosiv. Erst am Freitag bestätigten Behörden, dass Maxwell in eine offenere Haftanstalt nach Texas verlegt wurde – ein Schritt, der Beobachtern nicht entgangen ist.

Doch die Widersprüche im System sind eklatant: Während Trump öffentlich erklärt, niemand habe ihn um eine Begnadigung gebeten, verhandeln seine Leute längst über Hintertüren und Verfahrensdetails. Bondi habe Trump schon im Mai darauf hingewiesen, dass sein Name in den Epstein-Akten auftauche – und genau das ist der Kern der aktuellen Nervosität. Denn was als Justizvorgang inszeniert wird, ist längst Teil einer politischen Auseinandersetzung geworden, in der Demokraten wie Chuck Schumer auf größtmögliche Transparenz drängen und im Senat lautstark vor einem „schmutzigen Deal“ warnen: „Trump schickt seinen persönlichen Anwalt zu Maxwell, um eine Vertuschung zu organisieren und im Zweifel Gnade für Schweigen auszuhandeln. Genug der Ausflüchte, genug der Vertuschung!“ Auch republikanische Führungskräfte wie John Thune äußern Zweifel, ob eine Begnadigung überhaupt zur Debatte steht – und selbst wenn, müsste Trump sie erklären und öffentlich rechtfertigen. „Jeder Präsident hat dieses Recht, aber er muss seinen Wählern dann auch klarmachen, warum.“ Die Begnadigung Ghislaine Maxwells ist mehr als ein juristischer Akt. Sie ist Prüfstein für Glaubwürdigkeit und politische Moral – und längst ein Symbol für die tiefen Verwerfungen, die der Epstein-Komplex im Herzen der amerikanischen Demokratie hinterlassen hat. Dass Republikaner nun öffentlich zur Vorsicht mahnen, zeigt, wie gefährlich der Grat zwischen Recht, Opportunismus und öffentlicher Empörung geworden ist. Und dass Donald Trump am Ende erklären muss, warum er diesen Schritt wagt – oder eben nicht.

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Patricia Lösche
Patricia Lösche
3 Monate zuvor

„… Prüfstein für Glaubwürdigkeit und politische Moral …“ Gibt es die noch im aktuellen Amerika? … Danke für die/Eure gute Arbeit. So wertvoll und wichtig.

Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Sie mahnen öffentlich.
Das ist erfreulich.

Aber wir wissen doch Alle, wenn Trump eine Entscheidung trifft, wird jede noch so absurd Erklärung von ihm zur neuen Realität erklärt.

Bisher hat keiner der Republikaner auch nur im entferntesten Rückgrat bewiesen.
Egal bei welchem Thema.
Vorher große Bedenken geäußert und dann doch dafür gestimmt.

Wenn der Druck groß wird, „gelingt Ghislaine die Flucht“ …. ups, wie konnte das passieren.
Trump muss nicht Begnadigung und sie ist frei.
Win win für die Zwei.

Nur die Opfer, die bleiben wieder auf der Strecke.

Danke für den ausführliche Bericht.

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