Jeffrey Epstein und das Wissen, das Amerika erschüttert hätte

VonRainer Hofmann

Juli 31, 2025

Es gibt Momente, in denen ein einziger Satz genügt, um die Illusion von Stabilität in der amerikanischen Politik zum Einsturz zu bringen. Ein solcher Satz fiel im Jahr 2016 – zumindest hinter verschlossenen Türen, zwischen zwei Brüdern, deren Leben unterschiedlicher kaum hätten verlaufen können. Mark Epstein, der Bruder des inzwischen berüchtigten Jeffrey Epstein, erinnert sich heute an ein Gespräch, das ihm noch immer durch Mark und Bein geht. „Wenn er gesagt hätte, was er über die Kandidaten wusste, hätte man die Wahl absagen müssen“, sagt er. Jeffrey habe nie im Detail verraten, was er wusste – nur, dass es genug gewesen wäre, um das politische Fundament der Vereinigten Staaten in seinen Grundfesten zu erschüttern. Die Kandidaten, von denen er sprach, waren Donald Trump und Hillary Clinton, beide seit Jahren im gesellschaftlichen Umfeld Epsteins unterwegs, beide auf Fotos an seiner Seite zu sehen. Doch es geht nicht nur um Bilder, sondern um das, was sich hinter den Kulissen abspielte: ein Netzwerk aus Macht, Geld und Geheimnissen, das nun – Jahre nach Epsteins Tod – erneut zum Brennpunkt politischer Debatten wird.

Podcaster Joe Rogan, lange Zeit ein Trump-Sympathisant, sieht in der aktuellen Eskalation rund um den Epstein-Komplex eine rote Linie. „Es gibt eine Linie im Sand“, sagte er in seiner Show. „Und das hier ist eine dieser Linien. Alle haben jahrelang darüber geredet, dass Trump die Sümpfe trockenlegen, die Wahrheit ans Licht bringen würde. Und dann kommt dieser Fall – die härteste Linie von allen – und sie versuchen, uns etwas anderes einzureden.“ Rogan schüttelte dabei nur den Kopf, als könnte er selbst kaum glauben, wie viel sich seit Epsteins Tod nicht geklärt, sondern nur weiter vernebelt hat. In Washington herrscht derweil Nervosität. Die Republikaner haben den Kongress in eine verfrühte Sommerpause geschickt, offenbar in der Hoffnung, dass sich die öffentliche Aufregung bis September legt. Rogan hält das für einen fatalen Irrtum. „Sie glauben, dass alle bis dahin weitermachen wie bisher. Ich glaube, sie irren sich. Das hier fühlt sich an wie eine dieser wenigen Verschwörungen, die nie verschwinden – wie JFK oder wer auch immer. Sie bleibt einfach hängen.“

Mark Epsteins Worte verstärken diese Wahrnehmung. Sein Bruder, so berichtet er, sei überzeugt gewesen, dass die Wahrheit über die Kandidaten von 2016 politisch nicht überlebt hätte. Jeffrey Epstein habe „Dreck über viele Menschen“ gehabt, wie Mark sagt, und am Ende habe jemand dafür gesorgt, dass er nie sprechen konnte. Offiziell war es ein Suizid in einer Hochsicherheitszelle in Manhattan, doch die Zweifel daran sind nie verstummt. „Jemand wollte ihn zum Schweigen bringen“, betont Mark Epstein. Donald Trump selbst zeigt sich bemüht, die Episode aus der Vergangenheit zu bagatellisieren, und erzählt Journalisten in Großbritannien von seiner angeblich klaren Distanzierung. Epstein sei irgendwann „persona non grata“ gewesen, weil er Personal von Mar-a-Lago abgeworben habe – eine Begründung, die auffallend harmlos wirkt angesichts der Schwere der Vorwürfe, die später gegen Epstein erhoben wurden. Während die amerikanische Politik inmitten dieses Skandals taumelt, wächst die Sorge, dass die Aufarbeitung erneut versanden könnte. Rogan spricht von Gaslighting, von einem bewussten Versuch, die Öffentlichkeit zu ermüden, bis niemand mehr die Energie hat, nach Antworten zu fragen. Doch die Mischung aus politischen Spitzen, Prominenz und unausgesprochenen Geheimnissen ist zu explosiv, um einfach zu verschwinden. Epsteins Satz von 2016 hängt wie ein Damoklesschwert über der Geschichte: „Wenn er gesagt hätte, was er über die Kandidaten wusste, hätte man die Wahl absagen müssen.“ Es ist der Satz, der alles erklärt und zugleich nichts aufklärt – der Einblick in eine Welt, in der Macht, Angst und Schweigen untrennbar miteinander verbunden sind. Für Amerika bleibt die bittere Erkenntnis, dass manche Wahrheiten so groß sind, dass sie lieber vergraben als ausgesprochen werden. Und für die Familie Epstein bleibt die Frage, ob diese Wahrheit jemals ans Licht kommen wird.

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Ela Gatto
Ela Gatto
2 Monate zuvor

Was wusste Mark Epstein?
War er auch richtig involviert?
Nicht unwichtige Fragen.

Epstein Files werden genau so wenig augmfgearbeitet werden, wie andere große „Skandale“
„Man(n)“ schützt sich. Außerdem will man ja weitermachen mit dem Missbrauch, da braucht es funktionierende und loyale Netzwerke.

Und die ach so glãubigen Republikaner drücken bei all dem Beide Augen zu
Im Zweifel ist es Gottes Plan, Gottes Prüfung.

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