JD Vance im Kreuzfeuer – Heimatbesuch wird zum öffentlichen Tribunal

VonRainer Hofmann

Juli 30, 2025

Es war Montag, der 29. Juli 2025, als Vizepräsident JD Vance in seine Heimat Ohio zurückkehrte, um im Metallus-Stahlwerk nahe Canton die umstrittene Steuer- und Einwanderungsreform „One Big Beautiful Bill“ vorzustellen. Was als Triumphzug durch das industriell geprägte Herz seines Bundesstaates geplant war, geriet zu einem politischen Fanal, das sich wie ein Tribunal unter freiem Himmel anfühlte.

Direkt gegenüber des Werkseingangs hatten sich Demonstranten versammelt, ihre Stimmen laut, ihre Botschaften unmissverständlich. Auf großen Bannern stand: „JD PROTECTS PEDOPHILES“, begleitet von der Anklage „GOP = Guardians Of Pedophiles“. Ein Teil der Protestierenden trug selbst gemalte Schilder, die die Worte in grellen Farben aufgreifen und mit Verweisen auf die Affäre um Jeffrey Epstein verbanden. Für die Menschen in Ohio, die Vance einst als bodenständigen Aufsteiger feierten, war dieser Moment ein Bruch – ein lautstarker Aufstand gegen das, was sie als moralisches Versagen in Washington empfinden. Die Demonstranten wussten genau, wann und wo sie auftreten mussten. Die Veranstaltung in Canton markierte für Vance die Gelegenheit, seine Rolle als Hauptbefürworter von „One Big Beautiful Bill“ zu feiern, einem Gesetzespaket, das Steuererleichterungen, Grenzverschärfungen und massive Kürzungen in Sozialprogrammen miteinander verknüpft. Doch statt Applaus empfing ihn der Zorn einer aufgebrachten Menge. Mehrere Reporter, darunter Julie Carr Smyth von der Associated Press, wollten wissen, wie Vance zu den wachsenden Forderungen nach der Freigabe sämtlicher Epstein-Unterlagen stehe – eine Frage, die der Vizepräsident mit sichtbarer Gereiztheit quittierte. „Ich werde mich nicht an einer Hexenjagd beteiligen“, sagte Vance scharf, als die Fragen nicht abebbten. Doch seine Worte verhallten ungehört in der aufgeheizten Atmosphäre. Für viele der Demonstranten, die ihre Transparente wie stumme Zeugen in die Luft reckten, war er längst Teil eines Systems, das sie als Komplizen von Vertuschung und Doppelmoral betrachten.

Der Protest wirkte wie ein Brennglas für die politischen Widersprüche der Trump-Vance-Regierung. Auf der einen Seite inszeniert sich Vance als Kämpfer für die „echten Amerikaner“, auf der anderen Seite lastet der Schatten der Epstein-Debatte schwer auf seinem politischen Image. Die Demonstranten sprachen das aus, was in den sozialen Netzwerken längst zum Narrativ geworden ist: Wer die Aufarbeitung blockiert, macht sich mitschuldig. Der Heimatbesuch, den das Team des Vizepräsidenten als Routineauftritt verkaufen wollte, endete mit Bildern, die in den Abendnachrichten dominierten: JD Vance hinter einem Rednerpult, den Kiefer angespannt, während hinter Absperrungen Banner flattern, die ihn zum Schutzpatron von Tätern stempeln. So wurde Canton zum öffentlichen Tribunal. Vance, der Sohn Ohios, stand plötzlich da wie der Sündenbock einer Nation, die längst gespaltener ist, als es ein „One Big Beautiful Bill“ jemals kitten könnte. In den Gesichtern der Protestierenden spiegelte sich eine bittere Erkenntnis: Wer sich in den Schatten von Macht und Schweigen stellt, verliert irgendwann die Sonne seiner eigenen Heimat.

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Frank
Frank
1 Monat zuvor

tja, viele von diesen haben diese gemeingefährliche Idiotenregierung gewählt, mein Mitleid hält sich in Grenzen…..

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Er ist eben auch nur ein Produkt, eine Vermarktung um an Macht und Geld zu kommen.

Jemand der Trump aufs schärfste kritisieren hatte und ihm dann in den A**** kriecht ist bei mir gleich unten durch gewesen.

Und klaglos hat er hingenommen, dass sein Buch aus vielen Bundesbibliotheken als unangemessen verbannt wurde.
Völlig Aufgabe seiner selbst.

In Disney World wurde era auch massiv ausgebuht.

Aber hier in zohio treibt die Menschen mehr das Thema Epsteinum, als „big beautiful bill“.
Auch das lässt tief in die verschobene Realität in den USA blicken.

Bastian99
Bastian99
1 Monat zuvor

Noch viel mehr davon !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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