Höllenzug – Liebe, Tod und Like

VonRainer Hofmann

Dezember 12, 2025

Menschenrechte 2025 – du kämpfst alleine, Brother, sei dir darüber klar. Die Zeiten haben sich gedreht, kalt mit Stern, die Welt taumelt am moralischen Abgrund. Alles löst sich auf in Likes, Bots und Häme. Das Gute, wir wollen es doch, ganz ehrlich, so sehr herbeigesehnt, siehe selbst, hier, siehst du, bekomm ein Like dafür, erscheint nur noch als Schatten: Die, die kämpfen, man will es nicht, solange es da ist – helfen, ja der Bruchteil, der Rest scrollt schnell weiter, meine Ausrede war die Beste, was, der ist tot, trauriger Smiley, das hilft – erst wenn es fehlt, erinnert man sich daran, dass es einmal Bedeutung hatte, Mist, AfD an der Macht, wütender Smiley.

Wenn der Böse böse ist, dann wird auch die Gesellschaft böse. Böse für einen Klick, aufgedreht für einen Kommentar, viel Großbuchstaben, das ist social hip. Der Gute tritt aus der Seitenstraße, vorsichtig, doch die Menge winkt ab: weitergehen, nicht über Los, direkt weiter in den Wartesaal. „Wir schauen später nach.“ Später heißt nie.

Ein Vogel setzt sich, zwei, drei – ein kleiner Moment, zart, vielleicht echt. „Nein“, ruft die Menge, „das ist KI, Betrug!“ Zu bunt, zu weich, zu viel Dialekt im Flügelschlag. Melden, melden, das muss man melden, bullshit, war doch echt, kann doch nicht sein, die Welt ist böse, gerade bei Vögeln – nächste Nachricht, bitte. Trump arbeitet acht Tage, 26 Stunden – eine groteske Meldung, ideal zum Hämen, fein zum Teilen, ein Stück Kuchen dazu, lecker, das perfekte Smiley, schau mal. Und niemand fragt, ob es stimmt. Hauptsache, es brennt gut im Feed, ich bin so hot. Die Wahrheit, ja, da war sie, irgendwo. Ein Schock, ein Widerspruch, ein Fakt – doch wenn er nicht passt, wird er nicht geteilt. Die Lüge gewinnt, weil sie klingt wie ein Lied, weich, wie lecker Kaffee, und sie macht mich wichtig. Süchtig machend, denn sie lässt sich liken.

Die AfD wird zur MAGA, alle schreiben darüber, Medien, die man lange kennt, die früher prüften, zweifelten, sich bemühten. Heute genügt ein Satz, ein Ausrutschen, ein Gefühl. Journalisten, investigativ, oh passt ja auf, die wollen uns das Lügen-Teilen verbieten, hebt die Hand: „Nein, nein, schlechter Stil, Unsinn.“ Egal. Teilen. Wo ist nur Nero, wenn man ihn mal braucht? Weiter. Denn die neuen Social-Media-Nachrichtensammler, die selbsternannten Retter der Welt, Social Watcher, nicht geprüft – recherchieren? – „Ja, bist du denn doof?“ – kein Like – getrieben von Sehnsucht nach Bedeutung, durchdrungen von der Angst am Küchentisch, abends ist er besonders groß, übersehen zu werden. Denken? Wozu? Wenn sie prüfen, schauen die anderen nicht mehr, immer noch doof bist du, du willst mir den Like wegnehmen, geh weg. Alleine, ja viele sind alleine, liked man das? – fragt da jemand, Wow-Smiley für die Einsamkeit – Lass mich in Ruhe, ich schaue Panik, dann 20 Artikel über das gleiche Thema, welche Version gefällt mir? – habe noch Fisch im Kühlschrank.

2025, ein Jahr aus Lüge, Tod und Like. Man hilft, sagt man, mit dem Daumen nach oben.
Häme ist hip, hat das Fernsehen gesagt. Empathie ist teuer geworden – Paypal?

Menschen sterben, Menschen, unschuldig weggesperrt, irgendwo, nah genug, um es zu lesen, fern genug, um nicht zu stören. Hier, mein Like. Hoffe, es hilft. Ich muss dann mal weg. Großartig.

Liebe, Tod und Like. – Mehr bleibt oft nicht übrig.
Hi Ho Nobody’s Home – Höllenzug.

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