Es ist ein makabrer Moment, der zeigt, wie schnell politischer Fanatismus in religiösen Kult umschlägt. Nur Stunden nach dem Attentat auf den rechtsradikalen US-Aktivisten Charlie Kirk hat AfD-Politikerin Beatrix von Storch auf X nicht nur Gebete gefordert, sondern auch den Papst aufgefordert, Kirk sofort heiligzusprechen. „Santo Subito!“, schrieb sie – der Ruf, mit dem Katholiken 2005 die sofortige Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. verlangten. Von Storchs Tweets lesen sich wie eine Heiligenlegende: Man habe Kirk gehasst, weil er die Wahrheit gesagt habe. Die Wahrheit könne nicht ermordet werden, Gott sei die Wahrheit, sein Licht werde die Dunkelheit erhellen. Am Abend kündigte sie eine Mahnwache vor der US-Botschaft in Berlin an, forderte Kerzen und Grablichter und erklärte: Kirks Tod werde nicht umsonst gewesen sein, man werde seine Botschaft weitertragen.

Doch Kirks „Botschaft“ war keine Botschaft der Versöhnung. Charlie Kirk war kein Märtyrer der Wahrheit, sondern einer der einflussreichsten rechten Agitatoren der USA. Mit Turning Point USA baute er eine Propagandamaschine auf, die systematisch gegen Minderheiten hetzte, queere Menschen dämonisierte und demokratische Institutionen verächtlich machte. Er verteidigte den Sturm auf das Kapitol, nannte Migranten eine „Invasion“ und verdiente sein Geld damit, Hass zu schüren und die Gesellschaft weiter zu spalten. Wenn von Storch ihn nun zur Heiligenfigur erhebt, ist das weniger Ausdruck von Trauer als der Versuch, aus seinem Tod politischen Profit zu schlagen. Es ist der klassische Märtyrerkult: aus einem Brandstifter wird ein Prophet gemacht, aus einem polarisierenden Agitator ein Märtyrer der Wahrheit. Dass ausgerechnet eine Protestantin den Papst aufruft, einen evangelikalen Hardliner heiligzusprechen, ist eine bittere Ironie – und zeigt, wie sehr hier Religion nur noch als Kulisse dient.

Wer diesen Totenkult ernst nimmt, verkennt die Realität. Charlie Kirk starb nicht, weil er „die Wahrheit“ sagte, sondern weil er in einer von ihm selbst mit angeheizten, hochgradig polarisierten Gesellschaft lebte, in der politischer Hass längst zur Waffe geworden ist. Ihn nun als Lichtgestalt zu feiern, bedeutet, diese Spirale weiterzudrehen.
Zur Erinnerung, über wen wir hier tatsächlich sprechen.
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Das, was Frau von Storch da betreibt ist in höchsten Maße grotesk. Allerdings greifen rechte und rechtslastige Medien den Mord an Charlie Kirk ebenfalls geflissentlich auf, um darauf hinzuweisen, wie gefährdet auch hier die Meinungsfreiheit Andersdenkender besonders durch die „Cancelkultur der Linken“ sei. So heute Nachmittag in einem Meinungsbeitrag eines Redakteurs der Neuen Osnabrücker Zeitung. Und wir werden sicherlich noch mehr dazu lesen können 🤢
Entschuldigung, ich musste lachen. Toller Artikel, aber warum liest man so etwas nicht in Deutschland? Danke für die Arbeit, die ihr euch macht.
„Von Storch“ …… vermutlich hat der Storch bei Lieferung zu oft fallen gelassen 🤣 Sorry, der musste einfach sein.
Die AfD, Partei der Unreligiösen, ruft den Papst an. Das katholische Überhaupt um einen Evangelikalen Hater heilig zu sprechen.
Also ironischer geht es wohl kaum noch, oder?
Oder entdeckt die AfD jetzt die Macht der Evangelikalen für sich?
Genug Predigen und Veranstaltungen halten sie ja auch schon hier ab.
Da kann man dann noch ein Spektrum verdummter Personen abgreifen.
Und die Junge Union postet doch in der Tat ein Kondolenzbild.
Habe ich von denen was zum Tod von Melissa Hortman und ihrem Mann gelesen? Nein?
Ich sage ja, die Masken fallen.