Es war noch vor Sonnenaufgang, als der Himmel über dem texanischen Hill Country aufriss – nicht mit Licht, sondern mit Wasser. Innerhalb von 45 Minuten stieg der Guadalupe River um acht Meter. Bäche wurden zu Strömen, Straßen zu Flüssen, Sommerlager zu Fallen. Was am 4. Juli mit leisem Donnergrollen begann, hat sich in das Gedächtnis der USA eingebrannt: Mindestens 67 Tote, darunter 21 Kinder. Elf Mädchen aus dem christlichen Camp Mystic werden weiterhin vermisst. Kerr County, bekannt für seine historischen Sommerlager, wurde zum Epizentrum einer Naturgewalt, deren Folgen nicht allein dem Wetter geschuldet sind. Sheriff Larry Leitha, der selbst in Gummistiefeln durch Schlamm und Trümmer watet, spricht von einer Suche, „die erst endet, wenn alle gefunden sind“. Und jeder neue Fund ist kein Erfolg, sondern eine Tragödie. Der Tod ist unter Baumwurzeln vergraben, in Autowracks eingeschlossen, im Flussbett gefangen – begleitet von einem Geruch nach Diesel, feuchter Erde und Verzweiflung. An den Ufern des Camp Mystic stehen Mütter, Väter, Geschwister – stumm, tastend, weinend. Einige durften das Gelände betreten, um nach Anzeichen zu suchen. Ein nasser Schlafsack, ein zerrissener Teddybär, ein Name auf einem Notizbuch. Eine Frau und ein Mädchen umarmen sich vor einer halb eingestürzten Hütte, Tränen laufen über schlammverschmierte Wangen. Im Hintergrund arbeiten Bagger an umgestürzten Baumstämmen. Ein Sturm zieht erneut auf, grollt über ein Gelände, das gestern noch voller Lachen war.
Die Behörden stehen unter Druck. Wie konnte es so weit kommen? Die Region ist als „Flash Flood Alley“ bekannt, Überflutungen sind keine Seltenheit. Und doch schien man auf das Unvermeidliche überhaupt nicht vorbereitet. Dann folgten in der Nacht seltene Flash Flood Emergencies, keine Warnungen für akute Lebensgefahr. Einige Camps wie Mo-Ranch reagierten rasch, verlegten Kinder auf höheres Gelände. Andere blieben – vielleicht zu lange – im gewohnten Trott. Und das Wasser kam nicht wie ein Schauer, sondern wie ein Abrisskommando. Anwohner berichten von Szenen, wie man sie sonst aus Katastrophenfilmen kennt. Menschen, die auf Dächer flohen. Kinder, die sich an Seile klammerten, während das Wasser ihnen bis zu den Hüften reichte. Retter, die mit Helikoptern, Booten und Drohnen unterwegs waren, um Eingeschlossene zu bergen. Über 850 Menschen konnten in den ersten 36 Stunden gerettet werden. Doch für viele kam jede Hilfe zu spät. Auch in der Politik wächst das Unbehagen. Gouverneur Greg Abbott erklärte den Sonntag zum Gebetstag, bat um Beistand für die Angehörigen, für die Einsatzkräfte, für ein ganzes Land im Ausnahmezustand. Aus Rom meldete sich Papst Leo XIV, der erste amerikanische Pontifex, in englischer Sprache. Er sprach von „den Töchtern, die im Sommerlager starben“, und sandte den Hinterbliebenen Trost inmitten des Unglaublichen.
Der Tod hat kein Gesicht – aber viele Namen. Ein achtjähriges Mädchen aus Alabama, ein Lagerleiter aus einem Camp flussaufwärts, eine Familie, die in einem Pick-up saß. Noch sind nicht alle identifiziert. Noch schweigt der Fluss nicht. Und während Helfer weiter Schlammmassen durchsuchen, wächst das Unbehagen: War das Unheil vermeidbar? Hätte man schneller, entschlossener, koordinierter reagieren können? US-Kongressabgeordneter Chip Roy sagte es offen: „Es wird Schuldzuweisungen geben. Es wird Zweifel geben.“ Und doch scheint vieles unausgesprochen, vor allem eines: dass es nicht nur der Regen war, der tötete – sondern die träge Maschinerie der Vorsorge, der Glaube an Routine, der fatale Rhythmus eines Landes, das Katastrophen kennt – aber selten daraus lernt. In den kommenden Tagen wird weiter gesucht, geborgen, gebetet. Und irgendwann, wenn der Fluss wieder klar ist und die Camps wieder öffnen, wird jemand sagen: Wir haben daraus gelernt. Vielleicht stimmt es. Vielleicht auch nicht. Doch für die Familien, die ihre Kinder verloren haben, ist es längst zu spät. Was bleibt, ist ein Tal der Tränen. Kritiker von Präsident Donald Trump machten Personalkürzungen beim Nationalen Wetterdienst (NWS) für die hohe Zahl der Todesopfer und das Ausmaß der Zerstörung verantwortlich – ein Vorwurf, den das Weiße Haus als „beschämend und widerlich“ zurückwies. Die Überschwemmungen wurden durch die Überreste des Tropensturms Barry ausgelöst, der zwar über Mexiko auf Land traf, aber massive, unerwartete Gewitter über Teilen von Texas auslöste. Besonders betroffen war der Guadalupe River, an dessen Ufern sich zahlreiche Jugendcamps befinden. „Es hat nur neun Tage gedauert, bis Trumps Kürzungen bei der NOAA Dutzende Kinder in Texas das Leben kosteten, als Tropensturm Barry diese Woche auf Land traf“, schrieb Grant Stern, Chefredakteur von Occupy Democrats, auf X. „Die Menschen in Texas haben für eine Regierung gestimmt, die von Donald Trump und Greg Abbott kontrolliert wird“, ergänzte Ron Filipkowski, ehemaliger Bundesanwalt und derzeitiger Chefredakteur von MediasTouchNews. „Und genau das bekommen sie jetzt.“ Ein Foto von Trump neben Bildern der Flutkatastrophe während der Feierlichkeiten zum 4. Juli machte schnell die Runde – und wurde zur Projektionsfläche für fundamentale Kritik an seiner Amtsführung.
„Was den Mädchen in Camp Mystic widerfahren ist, ist GENAU das, wovor einer der besten Meteorologen des Landes, John Morales, gewarnt hat“, schrieb Rachel Bitecofer vom Wason Center for Public Policy an der Christopher Newport University. „Trumps Kürzungen bei NOAA und NWS haben die Fähigkeit zur Sturmvorhersage im ganzen Land kritisch beeinträchtigt.“ Die Wut über Trump ist spürbar in den USA und es scheint, ein Land bekommt nun die Rechnung für sein Schweigen.

WAHNSINN
Die Verantwortlichen in ihren Villen, abseits des Leids, juckt das gar nicht.
Nicht im Geringsten.
Und die Betroffenen?
Leiden, beten und senken den Kopf.
Ich finde das so schlimm und die Menschen können kaum etwas tun.
Und wie zu erwarten, es war natürlich Biden.
https://www.n-tv.de/panorama/Trump-zeigt-bei-Texas-Flut-auf-Biden-Regierung-article25882704.html