Feuer im Wald – Handschellen im Einsatz: Wie Trumps Grenzschützer Feuerwehrleute verhaften, während Washington brennt

VonRainer Hofmann

August 28, 2025

Es ist ein Bild, das man eher aus einer Diktatur erwarten würde als aus den Vereinigten Staaten: Während Flammen sich durch die Wälder der Olympic Peninsula fressen, tauchen plötzlich maskierte Bundesbeamte auf, kontrollieren Ausweise und führen zwei Männer ab – Männer, die nicht auf der Flucht sind, sondern mit Hacke und Schlauch gegen das Bear-Gulch-Feuer kämpfen. Zwei Feuerwehrleute aus Vertragscrews, mitten im Einsatz, wurden in Handschellen abgeführt. Das Bear-Gulch-Feuer, das sich auf fast 9.000 Acre ausgebreitet hat, gilt als der bislang größte Brand in Washington State in diesem Jahr. Nur 13 Prozent waren zum Zeitpunkt der Verhaftungen unter Kontrolle. Jede Hand, jede Axt, jeder Schlauch zählte. Doch während die Flammen loderten, entschieden sich Trumps Grenzschützer für eine Machtdemonstration: Identitätskontrollen mitten im Feuer. Augenzeugen berichten, die Bundesbeamten seien aggressiv aufgetreten, hätten Filmaufnahmen untersagt und einen Feuerwehrmann mit einem schroffen „Get the f-k out of here“ abgekanzelt. Dann nahmen sie zwei Männer fest, die im Auftrag privater Firmen Teil der Handcrews waren. Offiziell hieß es später, die Brandbekämpfung sei nicht beeinträchtigt worden. Doch die Wahrheit klingt anders. Mehrere Feuerwehrleute, die anonym mit der Seattle Times sprachen, erzählten von Schock, Verunsicherung und Ablenkung – und genau das ist bei einem laufenden Großbrand brandgefährlich. Wenn die Feuerwand auf die Crews zurollt, darf kein einziger Moment verloren gehen. Die US-Forstverwaltung bestätigte zwar, von der Operation gewusst zu haben, gab aber keine Details preis. „Die Arbeit der Crews geht weiter, sie machen Fortschritte“, hieß es lapidar in einer Mail. Doch diese Fortschritte mussten Männer und Frauen erkämpfen, deren Gedanken längst nicht mehr nur beim Feuer waren, sondern auch bei der Frage, ob sie die Nächsten sein könnten, die in Handschellen abgeführt werden.

Der Irrsinn unter Trump kennt keine Grenzen mehr

Die politische Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Senatorin Patty Murray sprach von einer „fundamental kranken Politik“ und warf der Trump-Regierung vor, die Feuerwehrkräfte zu untergraben, während ganze Städte im Nordwesten Gefahr liefen, niederzubrennen. Gouverneur Bob Ferguson ordnete sofortige Untersuchungen an, Abgeordnete wie Pramila Jayapal nannten das Vorgehen „absurd“ und „gegen das Gemeinwohl gerichtet“. Dabei galt noch unter der Biden-Regierung eine klare Vorgabe: Keine Einwanderungsmaßnahmen an Brandstellen, außer bei unmittelbarer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Ob diese Richtlinie offiziell aufgehoben wurde, bleibt unklar – doch in der Praxis hat die Trump-Regierung Fakten geschaffen. Die Parallelen sind unübersehbar: Bereits im Juli hatte man in Kalifornien Ärzte und Klinikpersonal ins Visier genommen, die sich schützend vor Patienten gestellt hatten, als ICE-Agenten ohne Haftbefehl Menschen aus Operationssälen zerren wollten. Nun sind es Feuerwehrleute, die für ihre Arbeit kriminalisiert werden. Menschen, die ihr Leben riskieren, um andere zu retten – und plötzlich selbst zum Ziel der Deportationsmaschinerie werden.

Trump richtet Verwüstungen an, die Generationen nachwirken werden. In seiner Hybris und Menschenverachtung schiebt er sich an die Seite der düstersten Tyrannen der Geschichte. Vielleicht ist es an der Zeit, dass europäische Regierungen daraus Konsequenzen ziehen – nicht in Reden, sondern in Taten.“

Das Bear-Gulch-Feuer brennt weiter, die Crews kämpfen trotz allem. Aber die Botschaft dieses Einsatzes wird bleiben: Niemand ist mehr sicher vor der Reichweite einer Politik, die Menschen nicht nach ihrem Beitrag zur Gesellschaft beurteilt, sondern nach ihrer Herkunft. Selbst wenn sie mitten im Feuer stehen. Und es stellt sich langsam die Frage, wie viel die amerikanische Gesellschaft noch schweigend hinnehmen muss – oder ob das Fass in den nächsten Wochen überläuft und alle Dämme brechen. Es knistert in vielen Ecken der USA, und es fehlen nur noch ein oder zwei Streichhölzer.

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Franky
Franky
1 Monat zuvor

Man will es gar nicht mehr glauben. Alle Politiker in Europa und dem Rest der Welt sollten sich schämen. Hauptsache dicke Gehälter und nicht auffallen. Wäre vielleicht doch einmal Zeit für eine Revolution.

Esther Spori
Esther Spori
1 Monat zuvor
Reply to  Franky

Ja, mindestens für einen Generalstreik!

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Ich habe schon damals gefragt, was mit den mexikanischen Helfern bei der Flutkatastrophe in Texas passieren würde.
Ich hatte zu dem Zeitpunkt wirklich Angst um sie.
Aber scheinbar sind alle wieder heil heim gekommen.

Aber jetzt, mitten in den größten Feuern, fällt ICE ein. Lässt Handschellen klicken und verbreiten Angst und Schrecken.
Mehr Angst, als die Feuerwehrleute vor den riesigen Waldbränden haben.

Aber auch hier das Kalkül.
Es ist ein demokratischen Staat.
Abgebrannte Fläche kann leichter als Bauland oder sonstwas umgewidmet werden.
Dazu die permanente Drohkulisse.
Niemand ist sicher. Nicht einmal die Feuerwehrleute, die ihre Leben und ihre Gesundheit riskieren.

Ich wünsche keinem was Schlechtes, aber wer Menschen abführt, die versuchen ein Feuer zu löschen und Leben zu retten….. die sollten vielleicht aus Versehen vom Waldbrände eingeschlossen werden…. Weil diese helfenden Hände fehlten.

Frank
Frank
1 Monat zuvor

Es wäre ein tolles Zeichen, wenn alle Demokraten und Einwanderer in einen Generalstreik treten würden!!

Ela Gatto
Ela Gatto
1 Monat zuvor

Ich hoffe, dass Mexiko und Kanada daraus Konsequenzen ziehen und keine Hilfskräfte mehr entsenden.

Gerade für Mexikaner und Kanadier mit Migrationshintergrund ist das doch viel zu gefährlich.

Für die Menschen vor Ort tut es mir sehr leid.

Und für die Feuerwehrleute, die täglich gemeinsam ihr Leben einsetzen.

Lea Ofrafiki
Lea Ofrafiki
1 Monat zuvor

Eigentlich unvorstellbar, aber es gibt wohl immer noch Steigerungsmöglichkeiten der Unmenschlichkeit

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