Es bewegt sich etwas in den USA

VonRainer Hofmann

April 17, 2025

Selbst republikanische Farmer und Trump-Wähler fordern die Rückholung von Kilmar Abrego Garcia – die Aufklärungsarbeit von Journalist:innen, Menschenrechtsorganisationen und Aktivist:innen beginnt zu wirken.

In einem Land, in dem politische Lager oft wie Festungen erscheinen, regt sich leise, aber spürbar etwas: Zweifel. Empörung. Erkenntnis.

Und sie kommen nicht von links. Sie kommen aus Iowa.

Fort Madison, einst unauffälliges Herzland, ist plötzlich ein Ort, an dem ein Satz durch ein öffentliches Forum hallt, der noch vor wenigen Monaten undenkbar gewesen wäre:

„Holen Sie ihn zurück aus El Salvador! Der Mann hat einen Gerichtsentscheid – und Trump sagt einfach ‚Nein‘.“

Applaus. Nicht von Progressiven. Nicht von linken Küstenintellektuellen. Sondern von Trump-Wählern, von republikanischen Landwirten, von Bürgern eines Staates, der seit Jahren fest in republikanischer Hand ist.

Die Szene ereignete sich in einer der typischen Townhall-Veranstaltungen während der Kongresspause. Senator Chuck Grassley, Republikaner, sechs Amtszeiten im Rücken, stand im Zentrum der Kritik. Seine Antwort auf die Forderung nach der Rückholung Kilmar Abrego Garcias? Ausweichend. Blass.

„Es gibt keinen Präsidenten, mit dem ich immer einer Meinung bin,“ sagte er – und versuchte, sich aus der Affäre zu ziehen.

Doch die Wut im Raum war spürbar. Nicht laut, nicht hysterisch – aber echt.

Sie richtete sich gegen Zölle, die die Exporte zerstören, gegen Kürzungspläne bei der Rente, gegen das Gefühl, dass ein Präsident, der einst „Wandel“ versprach, nun nur noch alte Geister beschwört – mit Härte, Willkür und einer gefährlichen Missachtung von Gerichtsbeschlüssen.

Was sich in Iowa zeigt, ist mehr als ein lokales Grummeln. Es ist ein Zeichen, dass sich etwas verschiebt. Dass Wahrheit – und das bedeutet: Aufklärung, Dokumentation, Empathie – wieder Wirkung zeigt.

Die unermüdliche Arbeit von Journalist:innen, die über Deportationen berichten. Die klaren Worte von Richter:innen, die sich weigern, Recht durch politische Willkür aushebeln zu lassen. Die Stimmen von Menschenrechtsorganisationen, die nicht lockerlassen. Und nicht zuletzt: Die Aktivist:innen vor Ort, die die Geschichten der Verschwundenen zurück ins Licht holen.

Kilmar Abrego Garcia ist nicht vergessen. Nicht mehr.

Seine rechtswidrige Abschiebung war kein Betriebsunfall. Sie war ein Test – für das Rechtssystem, für die Medien, für die Öffentlichkeit. Und nun zeigt sich: Es gibt Widerstand.

Er wächst nicht im Schatten der Metropolen, sondern auf den Feldern Iowas, in Kirchenräumen, in Stadtverwaltungen, in Herzen, die lange geschwiegen haben – und nun sagen:

„Das ist nicht mehr unser Amerika.“ (16. April 2025)

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