Elon Musk, Wisconsin und das Ende einer politischen Pose

VonTamzee Zadah

Mai 21, 2025

Es war kein leiser Abschied, aber ein deutlicher Rückzug: Elon Musk, der reichste Mann der Welt, zieht sich nach einer krachenden Wahlniederlage in Wisconsin aus der politischen Bühne zurück – vorerst. Sein Kandidat verlor die Wahl zum Obersten Gerichtshof des Bundesstaats mit zehn Prozentpunkten Rückstand. Musk selbst stand im Zentrum der Kampagne, reiste nach Green Bay, trug einen Käsehut, verteilte Millionenschecks – und scheiterte. Was bleibt, ist das Bild eines Milliardärs, der gekommen war, um die Demokratie zu kaufen – und mit leeren Händen wieder ging.

„People vs. Musk“ – Der Wähler hat gesprochen

Die Demokraten in Wisconsin haben keinen Zweifel daran, wer diesen Sieg eingefahren hat: „Das Volk hat gewonnen“, sagte Ben Wikler, Vorsitzender der demokratischen Partei des Bundesstaates. „Der größte Geldgeber der republikanischen Politik packt seine Spielsachen ein und geht nach Hause.“

Tatsächlich wurde der Wahlkampf im Frühjahr unter dem inoffiziellen Motto „People vs. Musk“ geführt. Die demokratische Strategie: Den Tech-Milliardär, der im Schatten von Donald Trump mit der Kettensäge durch den Regierungsapparat fuhr, zum Symbol eines entfesselten Machtmissbrauchs machen. Es funktionierte. Die Wähler lehnten nicht nur Musks Kandidaten ab, sondern auch seine Art, sich in demokratische Prozesse einzukaufen.

Ein Wahlkampf wie ein Tech-Startup

Musk hatte aus dem Gerichtswahlkampf in Wisconsin ein politisches Start-up gemacht – mit einem Budget wie ein IPO: Über 22 Millionen Dollar flossen aus seinem Umfeld in den Wahlkampf des Republikaners Brad Schimel. Persönlich zahlte Musk mindestens drei Millionen Dollar. Er bezahlte Tür-zu-Tür-Kampagnen mit 6 Millionen Dollar, bot 20 Dollar Prämie für Selfies von Freiwilligen, die Schimel unterstützten, und zahlte drei einzelnen Wählern jeweils eine Million Dollar für das Unterschreiben einer Petition. Es war ein Wahlkampf, der so surreal wirkte, dass man ihn kaum von einer Satire unterscheiden konnte.

Am Wahltag schrieb Musk auf Social Media: „Eine scheinbar kleine Wahl könnte über das Schicksal der westlichen Zivilisation entscheiden.“ In Wahrheit entschied diese Wahl über etwas anderes: Über die Grenzen der politischen Käuflichkeit in einem Bundesstaat, der seit Jahren als Wackelkandidat gilt.

Der Rückzug – kalkuliert oder gezwungen?

Wenige Wochen nach der Niederlage erklärte Musk, sich künftig aus der politischen Finanzierung zurückziehen zu wollen. Die Kritik an ihm sei „giftig“ geworden, selbst konservative Strategen wie Brandon Scholz sprechen offen davon, dass Musk in Wisconsin „toxisch“ wirke. Zwar könne er jederzeit zurückkehren, doch sein Profil habe ihm geschadet: „Er wurde zur Kampagne. Er wurde zur Geschichte.“

Gleichzeitig verlor Musk an Ansehen in der Bevölkerung: Eine Umfrage der AP-NORC ergab, dass nur noch 33 % der US-Bürger ein positives Bild von ihm haben – im Dezember waren es noch 41 %.

Ein Ministerium der Kürzungen, das scheitert

Musk war nicht nur Geldgeber – er war Teil der Regierung. Als Chef des Department of Government Efficiency (DOGE) führte er Trumps Feldzug zur Zerschlagung des Staatsapparats an. Doch seine radikalen Kürzungen, darunter der Versuch, ganze Behörden zu schließen, blieben bislang weitgehend wirkungslos. Kritiker wie der liberale Kongressabgeordnete Mark Pocan sprechen offen davon, dass Musk „eine Last“ geworden sei – auch für Trump.

2026 kommt – und mit ihr die nächste Runde

Zufall oder Timing: Nur Stunden nach Musks Rückzugsankündigung erklärte die liberale Berufungsrichterin Chris Taylor ihre Kandidatur für die nächste Supreme-Court-Wahl in Wisconsin 2026. Sie tritt gegen einen konservativen Amtsinhaber an, der sich 2020 offen hinter Trumps gescheiterten Putschversuch stellte. Taylor kündigte an, ihre Kampagne werde sich „um die Menschen dieses Bundesstaats drehen, nicht um Milliardäre, nicht um die Mächtigen“.

Der Mythos Musk bröckelt

Was in Wisconsin geschah, war mehr als eine Wahlniederlage. Es war ein Stimmungsumschwung. Ein Signal, dass politische Macht nicht käuflich ist – zumindest nicht in jedem Bundesstaat. Musk mag künftig wieder investieren, er mag neue Strategien entwickeln, sich diskreter geben. Doch in diesem Moment wurde er von der Demokratie eingeholt. Nicht durch ein Gesetz, nicht durch ein Gericht – sondern durch den Wähler.

Und das ist, in Zeiten wie diesen, ein verdammt gutes Zeichen.

(Photo Jeffrey Phelps)

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