Washington – Es klingt nach großer Politik, ist aber eher eine symbolische Geste: Die republikanische Abgeordnete Anna Paulina Luna, eine loyale Stimme der MAGA-Bewegung, hat angekündigt, im Dezember in Washington eine „Konferenz patriotischer Kräfte“ auszurichten. Eingeladen seien, so schrieb sie, Politikerinnen und Politiker aus Europa, die „ihr Land an die erste Stelle setzen“. Unter den Adressaten: die deutsche AfD-Spitze. Gähn …

Was nach einem internationalen Schulterschluss klingt, ist in Wahrheit nicht mehr als eine digitale Fata Morgana. Die „Einladung“ existiert bisher nur als öffentlicher Social-Media-Beitrag, kein offizielles Schreiben, keine diplomatische Note, keine formelle Anfrage. AfD-Kreise in Berlin bestätigten, dass der Partei keine offizielle Einladung vorliegt – auch keine über republikanische Parteistrukturen oder das US-Außenministerium. Die Reaktion von Alice Weidel, ein höfliches „Danke für die freundliche Einladung“ auf X. In Washington gilt die Ankündigung als privates Vorhaben einer Einzelabgeordneten, nicht als offizielle Initiative der US-Regierung oder der republikanischen Parteiführung. Selbst in Trumps Umfeld sieht man Lunas Vorstoß als Versuch, sich international als Brückenfigur des rechten Lagers zu profilieren – eine Geste, die vor allem ihrem eigenen Image dient.

Luna, 36, Abgeordnete aus Florida mit deutschen Wurzeln, gehört zum lautesten Flügel der Republikanischen Partei. Sie steht für Pathos, Loyalität und den Versuch, Trumps Weltbild über den Atlantik zu tragen. Doch hinter der Rhetorik steckt wenig Substanz. Hoffentlich erspart uns Alice Weidel solche Bilder, es ist bereits so schon hart genug.
Amerika befindet sich im 30. Tag eines Regierungsstillstands, Millionen Menschen wissen nicht, wie sie im November ihre Lebensmittel bezahlen sollen, und die staatliche Hilfe über das SNAP-Programm steht vor dem Aus. Ausgerechnet jetzt sucht das Trump-Lager symbolische Nähe nach Europa. Das Ziel ist nicht Austausch, sondern Selbstvergewisserung: die Illusion, dass der Trumpismus ein weltweites Projekt ist und nicht bloß ein amerikanisches Symptom. Dafür taugt die AfD perfekt – als Stichwortgeberin, nicht als Partnerin.
Die Partei darf sich für einen Moment an der Seite der „Patrioten“ wähnen, in Wahrheit aber spielt sie nur eine Nebenrolle in einem politischen Stück, das längst anderswo geschrieben wird. Während Weidel auf X über „Meinungsfreiheit“ philosophiert und Tino Chrupalla auf Einladungen wartet, kämpfen in den USA Millionen Menschen ums Überleben. Das Land ist wirtschaftlich geschwächt, die sozialen Systeme kollabieren, und 2026 werden viele Amerikaner das Dreifache für ihre Krankenversicherung zahlen – ein Preis für Trumps Machtspiele, der an den Ärmsten hängen bleibt. Trumps Amerika ist kein Vorbild, sondern eine Warnung. Und wer sich an diese Bewegung anlehnt, verwechselt politische Nähe mit Abhängigkeit. Die MAGA-Bewegung braucht die AfD nicht – sie nutzt sie als Symbol, um ihre internationale Reichweite zu demonstrieren. Für die AfD ist das keine Einladung, sondern eine Spiegelung ihrer eigenen Bedeutungslosigkeit.
Die Republikanerin Luna erklärte, sie sei „tief beunruhigt“, weil Deutschland angeblich „seine Bürger am Nationalstolz hindere“. Ein Satz, der klingt, als wäre er direkt aus Trumps Reden kopiert – emotional, faktisch leer, aber politisch kalkuliert. Die AfD wiederum greift solche Worte gierig auf, weil sie in ihnen eine Art amerikanische Weihe sieht. Doch in Wahrheit ist sie nur das Ableger eines Systems, das in seinem eigenen Land scheitert. Wenn also im Dezember tatsächlich ein paar AfD-Vertreter in Washington auftauchen, dann nicht als Verbündete, sondern als Statisten in einem erschöpften Theater der Macht. Ein Treffen zweier Bewegungen, die beide mehr Energie in ihre Selbstdarstellung stecken als in die Wirklichkeit, die sie vorgeben zu verteidigen. Wir schauen auf jeden Fall vorbei.
Und vielleicht liegt genau darin die bittere Wahrheit: Die AfD träumt von Einfluss, wo es längst nur noch Bühne gibt – und die Bühne gehört einem Land, das selbst kaum noch weiß, wofür es spielt. In Deutschland täte man gut daran, solchen Nachrichten einfach keine größere Bedeutung beizumessen. Jede Aufmerksamkeit dafür wirkt wie eine Einladung, weiterzumachen. Gerade bei diesen geplanten Auftritten, bei denen politische Verlorene glauben, sie könnten die Welt schlechter machen und dabei noch Applaus verdienen, hilft nur eines: Nichtbeachtung oder Froschkostüme. Das ist keine Werbung wert – und schon gar kein Thema, das man groß machen sollte.
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