Eine Unterschrift für tausend Dollar – Trumps teuerstes Evangelium

VonTamzee Zadah

Juli 20, 2025

Es ist ein Buch, das mehr erzählt als sein Inhalt. Eine Bibel, gebunden in Patriotismus, durchwirkt von politischem Kalkül – und versiegelt mit einer Signatur, die alles verwandelt: Donald J. Trumps Name auf dem Einband, auf Wunsch auch handgeschrieben. Kein theologisches Werk im eigentlichen Sinne, sondern ein Symbolartikel für eine Bewegung, die sich längst nicht mehr mit dem Wort allein begnügt. Sondern es besitzt, einrahmt und zu Geld macht.

Unsere Recherchen in internationalen Handelsdokumenten zeigen nun, was bislang hinter glatten Shopseiten und Wahlkampfvideos verborgen blieb: Die sogenannte „God Bless the USA“-Bibel, Trumps meistverkauftes Kultobjekt seit dem Comebackjahr 2024, wurde in drei großen Chargen aus der chinesischen Industriestadt Hangzhou in die USA verschifft – zu einem Stückpreis von exakt 2,88 US-Dollar, inklusive Druck, Bindung und Verpackung. Insgesamt verließen laut Zollregistrierungen rund 120.000 Exemplare die Containerdocks am Qiantang-Fluss. Der Gesamtwert der Lieferung: 342.000 Dollar. Die Wiederverkaufsrealität in den USA hingegen liest sich wie eine Predigt des Marktes: 59,99 Dollar pro Standardausgabe – bei einer Bruttomarge von über 1.960 Prozent. Die „Patriot“- und „Veteran“-Versionen kosten 99,99 Dollar, was einer Marge von rund 3.370 Prozent entspricht. Und die Signatur-Edition – handsigniert von Trump selbst – wird für 1.000 Dollar angeboten. Herstellungskosten: ebenfalls 2,88. Gewinnspanne: über 34.600 Prozent. Limitierte Auflage. Kein Widerruf. Keine Diskussion. Bis zum 14. Juli 2025, das bestätigen Finanzangaben aus internen Registern und Lizenzabrechnungen, hat Trump mit dem Bibelverkauf einen Umsatz von 1.420.000 Dollar erzielt. Der mit Abstand größte Anteil stammt aus Onlineverkäufen über Direktvertrieb – ein hochprofitables, steueroptimiertes Geschäft, in dem Zwischenhändler, Versandzentren und Druckereien perfekt aufeinander abgestimmt agieren. Es ist das Evangelium des Unternehmers Trump, der aus einer Idee einen Glaubensartikel formt – und aus jeder Lieferung einen Sieg. Der Gewinn liegt im Mythos, nicht im Material.

Die Zielgruppe ist klar: religiös-konservative Trump-Anhänger:innen, Evangelikale, Veteranen, Southern Baptists, Prepper – Menschen, die nicht nur an Gott glauben, sondern auch an Trump als Verkörperung einer göttlich legitimierten Ordnung. Die Bibel wird zur Reliquie. Das Vorwort ersetzt die Predigt. Die Unterschrift ersetzt die Auslegung. Sie liegt neben dem Colt im Nachttisch, zwischen Verfassung und Kreuz, zwischen Familienfotos und Fox-News-Erinnerungen. Eine politische Selbstvergewisserung in Lederprägung. Doch hinter der Ikonografie steht ein Widerspruch, der schwerer wiegt als jeder Versandkarton: Die Bibel, verkauft als Ausdruck amerikanischer Tugenden, wurde nicht in Texas, Kentucky oder Indiana gefertigt – sondern in China. Von denselben Produktionsketten, die Trump einst als Bedrohung für Amerikas Seele geißelte. Die Bibel als Ware – aus jenem Land, das für ihn der Feind war. Und gleichzeitig Lieferant des wahrscheinlich lukrativsten Einzelprodukts seiner Nach-Präsidentschaft. Die Bibel als Waffe. Die Bibel als Einnahmequelle. Die Bibel als Bühne. Was bleibt, ist eine Frage: Was kostet Glaube – und wer schreibt den Preis? In Trumps Fall: 2,88 Dollar im Einkauf. Tausend Dollar im Verkauf. Eine Unterschrift als Marge von 34.627 Prozent. Und dazwischen: ein Land, das kauft, was es glauben will.

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Ela Gatto
Ela Gatto
3 Monate zuvor

Wie dumm diese MAGA sind.

Trump lebt in keinster Weise nach echtem Christentum.
Lügen, Ehebruch, sich selbst auf eine Stufe mit Gott stellen (naja fast).
Aber die religiöse Evangelikalenbejubeln ihn trotzdem als ihren Messias.

Bill Clinton wurde ein „Blow job“ zum Verhängnis. Bis heute reiten die Republikaner darauf rum.
Aber Trump?
Der kann sich alles erlauben. Wahrscheinlich auch einen Mord vor Laufenden Kamera.

Wenn MAGA wirklich wüsste wo und zu welchem Preis diese Schundschrift (das hat nichts mehr mit Bibel zu tun) hergestellt wurde…. vermutlich würden doch Viele vom Kauf absehen und sich lieber eine Standardbibel kaufen.

Und wo wir im Thema Glauben sind.
Wenn Trump eines ist, dann sicher der Antichrist.

Rainer Hofmann
Administrator
3 Monate zuvor
Antwort auf  Ela Gatto

Epstein könnte Trump den Kopf kosten….

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