Es sind Sendungen, da gehst du hin und hast mindestens acht Stunden vorher nichts gegessen. Nicht, weil du fasten willst – sondern weil dir schon beim Gedanken an das, was dich erwartet, der Magen sich dreht. Der sogenannten Patriot Awards von Fox Nation, die sich als Feier der Helden Amerikas verstehen, waren in Wahrheit eine Demonstration der Geschmacklosigkeit, eine Parade aus Selbstbeweihräucherung, Ausgrenzung und Gefühlsdrama, die kaum noch zu überbieten ist.
Sean Hannity eröffnete den Abend mit der Inbrunst eines Predigers und dem Selbstbild eines Märtyrers. „Dies ist keine Show wie Hollywood“, verkündete er vor einem Publikum, das sich in patriotischem Überschwang suhlte. „Wir sind hier, um die wahren Patrioten Amerikas zu ehren – das beste Land, das Gott jemals dem Menschen geschenkt hat.“ Es war die Art von religiösem Nationalismus, die mit jeder Silbe klang, als würde sie eher aus einer Wahlkampfarena als aus einem Fernsehstudio stammen. Als Pastor Denny Duron die Hände hob und seine Stimme über die Menge erhob, war der Saal längst kein Veranstaltungssaal mehr, sondern ein Zeltlager der Erweckten. „Father God…“ hallte es von den Bildschirmen, als würde der Allmächtige persönlich gebeten, über Fox Nation zu wachen. Die Kamera schwenkte auf das Publikum, das nickte, murmelte, die Lippen bewegte wie bei einer liturgischen Prüfung. Es war weniger ein Gebet als ein kollektiver Selbstversicherungsakt, ein religiöses Crescendo für ein Land, das längst nicht mehr weiß, ob es Gott anruft oder sich selbst. Der „Patriotismus“ dieser Stunde roch nicht nach Mut, sondern nach Weihrauch und Selbstanbetung – ein sakraler Nationalismus, in dem die Grenze zwischen Glauben und Größenwahn kaum noch zu erkennen war.
Zwischen Lobgesängen auf Soldaten, Gebeten, Country-Musik und einem „besonders energischen“ Gottesbezug, wie Hannity es nannte, geriet der Abend zu einem grotesken Spektakel der Selbstverklärung. Ein Offizier des Marine Corps wurde mit einem „Salute to Service Award“ geehrt, ein 13-jähriger todkranker Junge bekam eine Medaille, und zwei Schülerinnen, die sich weigerten, mit einer trans Athletin das Podest zu teilen, wurden mit dem Titel Most Valuable Patriot ausgezeichnet – ein Preis, der mehr über den moralischen Zustand dieses Senders sagt als jede Kritik.
„Nichts wird passieren, wenn du nichts tust.“
Alexa Anderson und Reese Eckard, die sich bei einem Leichtathletik-Wettkampf weigerten, mit einer trans Athletin gemeinsam auf dem Siegerpodest zu stehen, wurden bei den Patriot Awards von foxnation mit dem „Most Valuable Patriot Award“ ausgezeichnet. „Ja, was will man da noch sagen?“
Erika Kirk trat mit fester Stimme und geübten Tränen auf die Bühne und nahm den erstmals vergebenen „Charlie Kirk Legacy Award“ entgegen – ein Preis, der nach ihrem Ehemann benannt ist, niemand braucht und der an diesem Abend wie ein Denkmal für die eigene Bewegung wirkte. In ihrer kurzen Ansprache dankte sie den „Patrioten im Raum“, sprach über „Familie“ und „Werte“ und stellte die Arbeit an der Schnittstelle von Kindern, Bildung und Technologie heraus.
Der ehrlichste Moment fiel jedoch abseits der Scheinwerfer: Hinter der Bühne umarmte sie den 13-jährigen DJ Daniel, der gegen eine unheilbare Krankheit kämpft – ein stilles Bild von Trost und Mut, das den Lärm des Abends für einen Augenblick durchbrach.und zugleich das ganze Elend dieser Veranstaltung offenbarte: das wahre Menschliche fand in der Dunkelheit hinter der Bühne statt, nicht auf der grell ausgeleuchteten Kanzel der Selbstinszenierung.
Kriegsminister Pete Hegseth tritt bei den Fox Nation Patriot Awards als besonderer Gast auf, um Major James Capers Jr. persönlich zu ehren und ihm für seinen außergewöhnlichen Einsatz auf dem Schlachtfeld zu danken. BOTSCHAFT ÜBERMITTELT: Dann hat der ehemalige Fox-Moderator noch Worte für die „Narco-Terroristen“, die wir uns und euch ersparen
Denn auf diese Bühne kam auch Melania Trump. Sie erhielt die Auszeichnung „Patriot of the Year“, angeblich für ihren Einsatz zum Schutz von Kindern und Familien, für eine Diskussionsrunde über Künstliche Intelligenz, für ihre Warnungen vor nicht-einvernehmlichen KI-Bildern.
Der goldene Glanz, das sorgfältig einstudierte Lächeln, die Pose – alles wirkte wie eine Parodie auf Würde. Sie stand da, makellos und unberührt, während um sie herum ein Abend ablief, der Patriotismus in Kitsch verwandelte. Der Applaus klang hohl, die Worte leer, die Gesten übertrieben. Es war der Moment, in dem die Show sich selbst entlarvte – als Zirkus der Selbstgerechtigkeit, in dem aus Eitelkeit Pathos und aus Pathos Peinlichkeit wurde.
Eine Show, die vorgibt, Amerika zu ehren, aber in Wahrheit alles andere feiert – Ausgrenzung, religiöse Überhöhung, moralische Selbstgefälligkeit. Es war eine Versammlung von Menschenverachtung, maskiert als Patriotismus. Eine Veranstaltung der untersten Kategorie, in der die Selbstgewissheit derer, die sich für das „wahre Amerika“ halten, ungebremst aufblühte. Während draußen ein Land auseinanderdriftet, während Millionen hungern und sich die politischen Gräben vertiefen, verteilte Fox Nation Trophäen an sich selbst – und nannte es Tugend.
Die wahren Helden des Abends waren nicht jene, die auf der Bühne standen, sondern die wenigen, die noch spüren, dass Demut, Mitgefühl und Vernunft etwas anderes sind als Applaus. Die Patriot Awards haben erneut gezeigt, wie weit ein Sender gehen kann, wenn er sein Publikum nicht informieren, sondern bestätigen will.
Was bleibt, ein tobendes Spektakel, das den Begriff „Patriotismus“ in etwas verwandelt hat, das mit Anstand nichts mehr zu tun hat. Und wir? Wir brauchen erstmal einen starken Kaffee – und eine noch stärkere Demokratie. Was für ein Irrsinn. Wow.
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Ich habe mich durch jedes eurer Videos „gewürgt“, auch um eure Leistung, diesen Bericht zusammenzustellen, anzuerkennen.
Diese fundamentalistischen christlichen Taliban werden in naher Zukunft mit wehender Fahne und Gewehr in der Hand Andersgläubige/-denkende jagen, verjagen und töten, wenn sie nicht gestoppt werden.
…es war einfach nur hart
Diese Bigotterie ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. Leider eines der Probleme Amerikas. Von wem bekommt Ihr eine Auszeichnung für den aufopfernden Heldenmut, sich dem länger als nur eine Sekunde auszusetzen? Habt ihn wirklich verdient.
…das war wahnsinn auf ganz neuer ebene….
Wenn ich mit die Clips anschaue und mir den Rest ausmale, komme ich zu der Erkenntnis, dass ich hinterher wesentlich härteren Stoff gebraucht hätte, um diese Bilder zumindest kurzfristig wieder aus dem Schädel zu kriegen.
Chapeau wieder einmal für den Mut, dir das live anzutun und danke für den Artikel.
ich danke dir, und ja, es war wirklich hart