Donald Trump hat am Freitag eine weitere Entscheidung verkündet, die das überstrapazierte Gefüge der Weltwirtschaft ins Wanken bringt. Ab dem 1. November sollen chinesische Importe mit 100 Prozent Zoll belegt werden – ein Schritt, der kaum noch als Handelspolitik bezeichnet werden kann, sondern als ökonomischer Amoklauf. Begründet wird der Schritt mit den chinesischen Exportbeschränkungen für seltene Erden, jene Rohstoffe, die für Computerchips, Batterien und Flugzeugtriebwerke unentbehrlich sind. Doch in Wahrheit geht es Trump nicht um Metalle, sondern um Macht. Er droht einer Volkswirtschaft, die längst über Amerikas Abhängigkeiten Bescheid weiß – und riskiert dabei die Stabilität der eigenen.
Der Präsident schrieb auf Truth Social, das Datum könne sich „abhängig von weiteren Handlungen Chinas“ ändern. Das klingt harmlos, bedeutet aber, dass die globale Wirtschaft erneut von der Laune eines Mannes abhängt, der Politik als Poker versteht. Schon im Frühjahr hatten ähnliche Zollandrohungen Panik an den Börsen ausgelöst, die Inflation befeuert und die Angst vor einer neuen Rezession geschürt. Jetzt, da die US-Wirtschaft ohnehin unter Druck steht, wirkt diese Ankündigung wie eine Selbstsabotage – ein kalkuliertes Chaos im Namen nationaler Stärke.

Und wieder bleibt die Welt still. Kein Aufschrei aus Brüssel, kein Einwand aus Berlin. Peking bleibt cool, das war zu erwarten. Alle sehen zu, wie ein Präsident mit der globalen Ordnung spielt wie mit einem Spielzeug, das ihm längst zu langweilig geworden ist. Die Diplomatie schweigt, die Vernunft duckt sich weg, und die Märkte zittern vor dem nächsten Post.
Man fragt sich, wo die Politiker geblieben sind, die noch wussten, was Verantwortung bedeutet. Früher trafen sich Staatschefs, um Konflikte zu lösen – heute genügt ein Satz in einem sozialen Netzwerk, um sie neu zu entfachen. Vielleicht ist das die eigentliche Wahrheit dieser Zeit: Politiker sind längst keine Menschen mehr, vor denen man noch instinktiv Respekt empfindet. Die meisten sind zu Verwaltern ihrer eigenen Macht geworden – Menschen, die sich an ihren Posten festklammern, die Schwächsten angreifen, um Stärke zu zeigen, und glauben, über allem zu stehen. Das Wort Revolution ist keine amerikanische Erfindung. Es ist eine Erinnerung daran, dass kein System unantastbar ist – und dass jene, die sich zu sicher fühlen, oft in genau dem Land überrascht werden, das sie für unbeweglich hielten.
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