Es sollte ein symbolträchtiger Moment sein: Kash Patel, frisch ernannter FBI-Direktor der Trump-Regierung, reiste Ende Juli nach Wellington, um das erste eigenständige FBI-Büro in Neuseeland einzuweihen. Mit rotem Band, Kamerablitzen und einem Handschlag unter Verbündeten wollte er den Schulterschluss mit einem Kernland der „Five Eyes“-Allianz zelebrieren. Doch das Geschenk, das Patel den ranghöchsten Sicherheitschefs des Landes überreichte, entpuppte sich als diplomatischer Fehltritt von bizarrer Dimension.
Statt Medaillen oder Ehrenmünzen brachte Patel drei der mächtigsten Männer Neuseelands – Polizeichef Richard Chambers, den Geheimdienstchef Andrew Hampton (NZSIS) und den Direktor des technischen Nachrichtendienstes Andrew Clark (GCSB) – etwas mit, das unter den strengen Waffengesetzen des Landes nicht einmal Privatleuten erlaubt wäre: 3D-gedruckte Pistolen, eingebettet in dekorative Display-Ständer. Für Patel schien es ein freundschaftliches Präsent zu sein, eine Geste militärischer Kameraderie. Für Neuseelands Behörden hingegen bedeutete es ein juristisches Minenfeld.

Denn in einem Land, das seit dem Massaker von Christchurch 2019 seine Waffengesetze drastisch verschärft hat, gelten Pistolen als besonders streng reguliert. Sie dürfen nur mit Sondergenehmigungen besessen werden, die selbst viele Polizisten nicht haben. 3D-gedruckte Waffen werden rechtlich behandelt wie funktionstüchtige Schusswaffen, sobald sie theoretisch wieder betriebsbereit gemacht werden könnten. Und genau das urteilten die neuseeländischen Waffenprüfer: Die Geschenke des FBI-Direktors waren potenziell funktionsfähig – und mussten deshalb beschlagnahmt und zerstört werden.
Polizeichef Chambers gab später nüchtern bekannt, er habe die Vernichtung der Pistolen angeordnet, um die Einhaltung des Waffenrechts zu sichern. Was Patel als Geste verstand, wurde damit zum Affront – zu einem Lehrstück darüber, wie unterschiedlich zwei Demokratien mit dem Thema Waffen umgehen. Während in den USA Waffenbesitz als verbrieftes Grundrecht gilt, ist er in Neuseeland eine gesetzlich begrenzte Privilegienfrage. Und dort, wo Gewehre höchstens in ländlichen Regionen für die Schädlingsbekämpfung genutzt werden, wirkt eine Pistole als Geschenk nicht ehrenhaft, sondern unangebracht.
Ironie des Ganzen: Ein ehemaliger FBI-Agent, heute Leiter einer NGO für Integrität innerhalb der Behörde, nannte Patels Geschenk zwar einen „ehrlichen Gestus“, aber auch ein Beispiel für kulturelle Blindheit. Für die neuseeländische Öffentlichkeit, die es nicht gewohnt ist, Polizisten im Alltag bewaffnet zu sehen, konnte es kaum unglücklicher wirken. Dass Patel gleichzeitig bei seiner Rede andeutete, das neue Büro solle Chinas Einfluss im Südpazifik eindämmen, verstärkte den diplomatischen Eklat noch. Wellington reagierte höflich, aber bestimmt: Das FBI sei vor allem zur Kooperation bei Kinderpornografie und Drogenhandel vor Ort, nicht als geopolitische Speerspitze. In Peking hingegen lösten Patels Worte prompt scharfe Kritik aus. So geriet ein eigentlich pragmatischer Schritt – die Stärkung der transatlantischen Geheimdienstallianz – zu einer Demonstration dessen, wie schnell Symbolik in Fettnäpfchen kippen kann. Aus einer Schleife durchschnittenen roten Bandes wurden 3D-Pistolen, die man in einem Land ohne Waffenfetisch nur als Provokation begreifen konnte. Aus einem Festakt der Freundschaft wurde ein Nachspiel mit Schreddermaschinen, in denen Patels Geschenke verschwanden. Zurück bleibt das Bild eines FBI-Direktors, der die kulturellen Bruchlinien seiner Partner nicht verstand – und damit mehr verbrannte Erde hinterließ, als jede Rede über „warrior ethos“ kitten könnte.
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