In Washington patrouillieren bewaffnete Soldaten der Nationalgarde, schwer ausgerüstet, wie man es aus Krisenregionen kennt. Doch zwischen den Maschinengewehren und Einsatzstiefeln offenbart sich eine Szene, die grotesker kaum sein könnte: dieselben Truppen, die offiziell die Hauptstadt „sichern“ sollen, sammeln Gummihandschuhe von Parkbänken und schleppen Müllsäcke durch die Straßen. Ein von der D.C. National Guard stolz verbreitetes Video zeigt die Soldaten bei diesem „Einsatz“. Was wie eine harmlose Verschönerungskampagne daherkommt, ist in Wahrheit ein Symbol der Entwürdigung: die Umwandlung von Staatsbürgern in Objekte militärischer Ordnung und die Instrumentalisierung von Soldaten als Putzkolonne des Präsidenten.
Verteidigungsminister Pete Hegseth rechtfertigt das Vorgehen mit einem Satz, der in seiner Kaltschnäuzigkeit entlarvend ist. Er habe die Bewaffnung der Truppen in der Hauptstadt angeordnet, weil sie damit „fähig seien, sich selbst und andere zu verteidigen“. Es ist die banale Verpackung eines historischen Tabubruchs: der Militarisierung amerikanischer Straßen. Währenddessen drückt sich das Pentagon um jede Antwort auf die Frage, warum die Nationalgarde plötzlich mit Sturmgewehren durch Washington läuft. Die offiziellen Einsatzregeln sprechen zwar von Gewalt „nur im Falle einer unmittelbar drohenden Gefahr des Todes oder schweren Schadens“ – doch die Realität ist, dass ein Präsident seine politische Macht durch das martialische Bild bewaffneter Truppen im eigenen Land absichert.

Es passt ins Muster. Donald Trump hat sich seit Jahren an demokratisch regierten Städten abgearbeitet. Chicago war für ihn stets das Lieblingsziel seiner Verachtung. Immer wieder beschwor er das Bild einer Stadt im Kriegszustand, verglich sie mit Afghanistan, versprach 2017, „die Feds zu schicken“. Heute zeigt die Statistik das Gegenteil: Schießereien sind um 37 Prozent zurückgegangen, Morde um 32 Prozent, die Gewaltkriminalität insgesamt um mehr als 22 Prozent. Experten wie Kimberley Smith vom University of Chicago Crime Lab führen diese Entwicklung nicht auf Militarisierung zurück, sondern auf Investitionen in Prävention, in die Ursachenbekämpfung von Gewalt. Doch Trump ignoriert die Zahlen, weil ihm die Kulisse der „gescheiterten Städte“ politisch nützt.

Auf die Frage, ob er auch bereit sei, Nationalgardisten in republikanisch regierte Städte mit hohen Kriminalitätsraten zu entsenden, antwortete Trump nur: „Sicher, aber es gibt nicht viele davon.“ Ein Satz, der die Wahrheit verschleiert: dass es ihm nie um Sicherheit geht, sondern allein um die Demütigung politischer Gegner. Noch schärfer wird die Absurdität an den Schulen der Hauptstadt sichtbar. Am ersten Schultag warnte Bürgermeisterin Muriel Bowser vor den Folgen der massiven ICE-Präsenz in D.C. Eltern würden ihre Kinder aus Angst vor Razzien nicht mehr in die Klassenzimmer schicken. „Lasst unsere Kinder in Ruhe“, sagte Bowser, und traf damit einen Nerv. Während auf den Straßen bewaffnete Truppen patrouillieren, haben Mütter und Väter Angst, dass der Weg in die Schule für ihre Kinder zum Albtraum wird. Das ist das Klima, das Trump schafft: Angst statt Sicherheit, Drohung statt Vertrauen, Militarisierung statt Gemeinschaft.

Gleichzeitig formiert sich die Justiz als williger Helfer. Die konservativen Richter des Supreme Court, Neil Gorsuch und Brett Kavanaugh, haben in jüngsten Entscheidungen Untergerichte scharf ermahnt, sich an die Linie des höchsten Gerichts zu halten – eine Linie, die fast durchgehend zugunsten Trumps ausfällt. Selbst in Fällen, in denen seine Administration glasklar gegen Entscheidungen von Bundesgerichten verstieß, stellten sich die obersten Richter an seine Seite. Gorsuch schrieb in einem Urteil, dass untere Gerichte „niemals frei seien, dem Supreme Court zu widersprechen“. Es klingt wie eine juristische Fußnote, ist aber in Wahrheit die Bestätigung eines Systems, in dem der Präsident die Regeln bricht und der Supreme Court ihm nachträglich den Segen erteilt. Liberale Richterinnen wie Sonia Sotomayor und Ketanji Brown Jackson prangern diese „Calvinball-Jurisprudenz“ an – ein Spiel ohne feste Regeln, bei dem Trump immer gewinnt.

Während Washington in dieser Mischung aus Militarisierung und Justizmanipulation gefangen ist, erreicht der Streit den nächsten Schauplatz: Baltimore. Der demokratische Gouverneur Wes Moore fordert Trump auf, die Stadt endlich zu besuchen, die Fortschritte bei Kriminalitätsbekämpfung und Stadterneuerung zur Kenntnis zu nehmen. Trump reagiert wie gewohnt: mit Beleidigungen, mit der Drohung, Bundesmittel für den Wiederaufbau der Key Bridge zu streichen, und mit der Behauptung, Baltimore sei ein „Crime disaster“. Moore kontert scharf, sagt öffentlich, Trump wolle nur von den „Epstein files“ ablenken. Damit spricht er aus, was viele denken: dass jeder dieser Ablenkungsmanöver Teil einer Strategie ist, die eigenen Skandale zu übertünchen.
So entsteht ein Bild, das in seiner Widersprüchlichkeit beispiellos ist. Eine Hauptstadt, in der Soldaten Müll aufsammeln, während sie mit Gewehren patrouillieren. Eine Regierung, die Kinder zu Zielscheiben von Abschreckung macht. Ein Präsident, der Zahlen ignoriert und stattdessen ganze Städte zum Feind erklärt. Ein Supreme Court, der die Gewaltenteilung beerdigt. Und eine politische Kultur, die alles dem Zweck unterordnet, die eigene Macht zu sichern. Es ist die Uniform der Erniedrigung, in der die Nationalgarde Gummihandschuhe von Parkbänken sammelt, während sie gleichzeitig als Drohkulisse durch Washington marschiert. Es ist ein Symbol für den Zustand Amerikas im Jahr 2025: ein Land, das im Inneren von seinem eigenen Präsidenten belagert wird, das seine Kinder fürchten lässt und seine Institutionen zu Waffen macht. Ein Land, das im Müll seiner Machtspiele versinkt – und die Soldaten, die eigentlich schützen sollten, zum Aufräumen schickt.
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Ist leider nicht nur das Ablenken von eigenen Schandtaten, sondern wir sehen hier eine Übergangsschutztruppe für Trump und dessen Leute nach russischem Vorbild.
Währendessen baut der seit dem Irakkrieg berüchtigte Erik Prince – bis dato noch unbestätigten – Gerüchten zufolge eine eigene Personenschutztruppe für die aktuelle US-Regierung auf. Von 50.000 top ausgebildeten Leuten war die Rede.
Solch gigantischen Aufwand betreibt nur, wer langfristige Pläne mit üblen Absichten verfolgt.
auf jeden fall kein unrealistischer gedanke
Die müssen doch alle unter Drogen stehen um sich selbst zu ertragen, dazu eine geisteskranke Führung im Hintergrund und ein grenzdebiles, über Geld, Macht und Lobhudelei leicht zu manipulierendes Aushängeschild – fertig ist die Apokalypse. Eine Apokalypse, augenscheinlich ansteckend wie die Pest, wenn man das Weltgeschehen anschaut.
Das Wissen, dass das seit Jahrzehnten in Vorbereitung war (Heritage Foundation), lässt einen ahnen, dass sich die Vorbereitung nicht auf die USA beschränkte. Ist das jetzt eine Verschwörungstheorie, oder sind wir vor lauter Fassungslosigkeit blind? Ich denke da z. B. an Jens Spahn. Was ist, wenn der im Sinne der Heritage Foundation die CDU übernimmt und ihm die AfD als Ablenkung im Moment gerade recht ist? Später absorbiert er die AfD, oder setzt sich an deren Spitze?
Sag mir bitte einer, dass gerade die Phantasie mit mir durchgeht.. 🙁
Alles der Plan Project 2025.
DC militarisieren, damit wütende Menschen sich weder in der Hauptstadt versammeln oder gar etwas stürmen können.
Trump weiß um die Massen. Selber hat er sie am 6. Januar in Bewegung gesetzt.
Da will er vorbereitet sein.
Kinder einschüchtern ist auch im Plan.
Kinder sind die Wähler von morgen. Wer zeitgeist auf Lknie gebracht wird, der wird nicht mehr kritisch hinterfragen. Sei es aus Angst oder Gehirnwäsche.
Demokratische Stasten einschüchtern, mit shit fluten.
irgendwer wird einknicken.
Dann der Nächste.
Und so werden nach und nach die gewählten Bundesstaatenregierungen fertig gemacht, ausgedünnt jnd durch Loyalisten besetzt.
Die Bevölkerung eingeschüchtert, dass nur rote Staaten auf Gelder vom Bund hoffen können (wenn auch oft vergeblich)
Die Aussage, es gäbe nur sehr wenige rote Städte mit hoher Kriminalität ist so lächerlich.
Aber Hauptsache mit dem Finger auf die Demokraten zeigen.
Seine MAGA springen darauf an und verbreiten das gebetsmühlenartig.
Trumps Aussage aus einem Interview von gestern: „Trump betonte sofort: „Ich mag keinen Diktator. Ich bin kein Diktator. Ich bin ein Mann mit großartigem Menschenverstand und ein schlauer Mensch.“
Ohne Worte
…die können bei uns mal aufräumen
Ich lache mich hier grade weg. Danke für den Artikel, was für ein Spaß.
…will man gar nicht glauben, wenn man es nicht selbst erlebt oder der staat das selbst noch postet