Es ist ein Bild, das im Sommer 2020 für viele Symbolkraft hatte: FBI-Agenten in Zivil, die während einer Demonstration in Washington niederknien – ein stilles Signal, ein Versuch, deeskalierend zu wirken inmitten der Wut nach der Tötung von George Floyd durch Polizisten in Minneapolis. Millionen Menschen hatten damals die Videos der Tat gesehen, eine Nation stand unter Schock, und auch Bundesbeamte sahen sich gezwungen, Haltung zu zeigen. Fünf Jahre später ist aus dieser Geste ein politisches Todesurteil geworden. Rund 20 FBI-Agenten, die auf diesen Fotos zu sehen sind, wurden nach Angaben mehrerer Insider aus der Behörde entlassen. Was zunächst wie eine interne Umbesetzung begann, hat sich unter Direktor Kash Patel in eine systematische Säuberung verwandelt. Für das FBI Agents Association, den mächtigen Berufsverband, ist das Vorgehen „unrechtmäßig“ und ein Bruch mit verfassungsmäßigen Rechten. Der Verband spricht von einer gezielten politischen Bestrafung – und fordert nun eine Untersuchung des Kongresses.

Die offizielle Linie des Direktors klingt anders. „Niemand steht über dem Gesetz“, betonte Patel wiederholt in Anhörungen. Wer entlassen wurde, habe die Standards der Behörde nicht erfüllt. Doch hinter den Kulissen zeichnet sich ein anderes Bild: ein FBI, das unter Druck der Trump-Regierung von innen heraus umgebaut wird. Es geht nicht mehr nur um Disziplin, sondern um eine politische Reinigung. Die Namen derer, die zuletzt entlassen wurden, lesen sich wie eine Chronik jener, die sich in zentralen Ermittlungen gegen Trump oder seine Vertrauten exponiert hatten. Steve Jensen, der die Untersuchungen zum Sturm auf das Kapitol mitorganisierte. Brian Driscoll, zeitweise kommissarischer Direktor des FBI, der sich weigerte, Namen von Ermittlern preiszugeben. Chris Meyer, über den rechte Netzwerke fälschlich verbreiteten, er habe das Mar-a-Lago-Verfahren mitgeführt. Walter Giardina, bekannt aus der Ermittlungsarbeit gegen Trumps Berater Peter Navarro.

Alle sind sie weg. Und viele klagen nun gegen die Regierung, unterstützt von Spencer Evans, einem weiteren hochrangigen Beamten. Die Vorwürfe sind scharf: Kash Patel habe selbst eingeräumt, dass diese Entlassungen „wahrscheinlich illegal“ seien, aber keinen Handlungsspielraum gehabt – das Weiße Haus und das Justizministerium hätten die Linie vorgegeben. Patel bestreitet das vehement, doch die Kongressanhörungen zeigen, wie tief die Brüche reichen. Für die Betroffenen ist das mehr als ein Karriereschaden. Es geht um die Botschaft, dass bestimmte Haltungen – sei es das Knien als Geste der Solidarität, sei es das Festhalten an rechtsstaatlichen Verfahren – nicht mehr toleriert werden. Für das FBI Agents Association ist klar: Diese Entlassungen sind Teil eines „größeren Personal-Purges“, der das Vertrauen in die Behörde zerstört und die Unabhängigkeit der Bundespolizei unterminiert.
Die Folgen sind bereits spürbar. Moral und Loyalität im FBI sinken, während das Klima von Angst und Misstrauen wächst. Wer kritisch arbeitet, riskiert nicht nur Versetzung, sondern das Ende der Karriere. Die Fotos vom Sommer 2020, einst Sinnbild für Empathie, sind unter Kash Patel und Donald Trump zur Fallakte geworden. So wird aus einer Behörde, die in der Tradition von Hoover ohnehin immer wieder zwischen Politik und Rechtsstaat taumelte, nun ein Instrument des Präsidenten. Was Trump als „Radical Left Scam“ bezeichnet, findet im Inneren der Institution seine Entsprechung: die Jagd auf jene, die anders denken, anders handeln, sich nicht beugen. Das FBI, einst Garant für Kontinuität im Staatsapparat, erlebt eine der tiefsten Zäsuren seiner Geschichte – nicht wegen Korruption oder Versagen, sondern wegen des Kniefalls einiger weniger im Sommer der Gerechtigkeit.
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Unglaublich, wie geradlinig Trump seine Racheliste ausführt.
In der (nicht republikanischen) Bevölkerung sinkt das Vertrauen in Behörden, wie das FBI, immer weiter.
Vertrauen, was unter Obama mühsam aufgebaut wurde.
Das FBI verkommt zum verlängerten (Rache)Arm von Trump.
Es gilt nicht das Gesetz, sondern die politische Agenda.
Entweder man unterwirft sich der Autokratie oder man wird zum Mittäter.
Letzteres vielleicht nicht freiwillig, sondern um für seine eigene Familie Sorgen zu können.